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KLAUSENS: 30 BLOG-EINTRÄGE
ZUM HEINRICH-BOERE-PROZESS

2009/2010 Boere starb am 1.12.2013 im Justizvollzugskrankenhaus Fröndenberg (Kreis Unna)

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Siehe zum Prozess die HAUPT-SEITE: www.klausens.com/klausens-beim-boere-ns-kriegsverbrecherprozess-in-aachen.htm




Nun folgen die BLOG-EINTRÄGE VON KLAUSENS (kompletter Text)
ab 24.11.2009
bis zum letzten Blog-Eintrag in dieser Boere-Sache am 4.12.2013.


1) 24.11.2009 11:15

jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/491612

klau|s|ens besucht den NS-kriegsverbrecherprozess gegen heinrich boere in aachen - www.klausens.com

jetzt.sueddeutsche.de/jetztpages/klausensblog = Text: klausensblog


VORAB-INFO zu jetzt.de = jetzt.de kündigt am 19/20/21.12.2015 seinen Usern den "Relaunch" an, der das Verschwinden aller vorherigen Posts, Texte und Kommentare zu beinhalten scheint. Und das alles unter dem Dach der "anerkannten" SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG (SZ). Unterträglich! – Am 25.1.2016 ist der >>Relaunch<< auch erfolgt. Resultat: BLOGGEN AUS UND VORBEI. -- UND: TEXTE DER USER VON JAHREN wurden zu großen Teilen gelöscht. (Stand 12-8-2016: ca. 2 Drittel der jetzt-de-Texte von klausens sind auch nicht mehr im Internet aufzufinden.) ||| DAS ZUM THEMA "anerkannte Zeitungen" oder "seriöse Zeitungen".


klau|s|ens, du warst bei diesem prozess in aachen, gegen heinrich boere. bei diesem NS-kriegsverbrecherprozess?

ja, es ist einer der letzten prozesse gegen NS-täter, weil täter (und opfer) bald nicht mehr auf der welt sind.

und dieser mann?

dieser mann ist 88 jahre alt und wohnt bei eschweiler in aachen.

ein deutscher?

ja und nein.

was heißt das?

er wurde in eschweiler geboren, aber als kind einer deutschen und eines niederländers, hatte offenbar anfangs den niederländischen pass, zog später sowieso in die niederlande, wurde da dann mitglied der waffen-SS, was ihm wiederum - scheinbar als automatismus - nach zwei jahren einen deutschen, also reichsdeutschen, pass verlieh - und dann wurde er auch verhaftet, er floh, lebte in der bundesrepublik, und ...

das hört sich alles sehr kompliziert an.

ist es nicht oder ist es doch. auf jeden fall war der mann sogar schon zum tode verurteilt worden, in abwesenheit, am 14.10.1949 von einem sondergericht in amsterdam.

und?

er ist ist bis heute nicht belangt worden, wie man merkt.

d.h. alles ist schon jahrzehnte her, aber noch immer ist er nicht abgeurteilt?

in deutschland nicht - deshalb ja der prozess. endlich oder schlussendlich oder viel zu spät.

wie soll man das bewerten?

das musst du das ausland fragen. natürlich macht man sich gedanken, wie es sein kann, dass ...

und nun?

nun wird verhandelt. gestern war schon der vierte verhandlungstag.

na, also: es geht doch.

die verteidigung hatte wegen der schwerhörigkeit ihres mandanten auf ein hörgerät gedrungen. das hat der mann nun. aber die anwälte der nebenkläger fürchten, dass mit miesen tricks alles getan werden soll, dass dieser prozess behindert wird.

man nennt das "verfahrenstricks".

ja, dieser vorwurf steht im raum. dabei wäre es dringend geboten, dass man bis zu einem urteil kommt. es hat ja alles auch mit der aufarbeitung unserer geschichte zu tun, und mit den deutschen verbrechen ... und auch mit der rolle einiger bei der besetzung der niederlande. es hängen viele themen drin.

gibt es noch mehr?

klar. die hatten schon den oberstaatsanwalt ulrich maaß (aus dortmund, wo er als leiter der schwerpunkt-staatsanwaltschaft für NS-verbrechen arbeitet) als befangen abgelehnt. das wurde aber vom gericht zurückgewiesen. - die verteidigung hat dann sogar mit bezug auf ein urteil des europäischen gerichtshofes eine einstellung des verfahrens beantragt. da geht es um rechtsdebatten, wie das verbot der doppelverurteilung für ein verbrechen etc. - das ist schon eine komplexe justizmaterie.

und?

das gericht hat die einstellung des verfahrens gestern abgelehnt.

gibt es presse?

gestern waren mindestens 12 personen auf den bänken für die medien, und am ersten prozesstag war es um ein vieles mehr.

der prozess läuft also jetzt?

zumindest kam der alte mann im rollstuhl, dieser heinrich boere, nun mit einem hörgerät - und der richter versichterte sich (und uns), dass der mann anständig hören kann. es wäre fatal, wenn man wegen solcher sachen den prozess ruinieren könnte.

das heißt, man muss an alles denken?

sicher: erst hieß es ja, er sei nicht verhandlungsfähig. das ganze hat ja eine vorgeschichte von jahren.

wenn man die drei morde von 1944 nimmt, dann sind es ja 65 jahre.

genau: und der heinrich boere lebte ja in eschweiler und kam bis heute ungescholten davon, wenn man es auf den tatvorwurf bezieht.

was ist der tatvorwurf?

man hat drei niederländer umgebracht. menschen, die man einfach so nahm und auswählte, als racheakt. zivilisten. dann fährt das kommando dorthin, erinnert sich an seine aktion "silbertanne" und knallt die leute ab.

das ist ja schrecklich.

und dann gibt es eben die diskussion, inwiefern solche taten nach dem kriegsrecht zu ahnden wären oder nicht. da hängen sehr viele rechtliche probleme und debatten dran.

also doch nicht so einfach?

nein, überhaupt nicht. und die prozesstage sind wegen der gesundheit zeitlich begrenzt, und boere wird dann im rollstuhl rein- und rausgefahren. da gibt es dann extra ärztliches personal, welches mit dicken supertaschen den mann dann begleitet. damit ihm bloß nichts passiert.

dann ist er wie ein rohes ei?

in gewisser weise ja. es gibt ja die hinterbliebenen der getöteten, und die wollen endlich einen rechtsspruch. das verbrechen soll gesühnt werden, indem ein urteil zumindest fällt.

du meinst herrn groot?

der war zum ersten verhandlungstag gekommen, um das LIVE zu erleben, dass da ein täter vor gericht sitzt. einer, der seinen vater teun de groot umbrachte.

täter?

alles spricht dafür. er hat es auch selber mal zugegeben: dieser heinrich boere. nur: er beruft sich auf den krieg. befehle, junger mann, alles das - und da geht es dann um die prinzipielle frage, ab wann kriegsverbrechen anfangen.

ist das so schwer?

sicher, man muss scheidelinien ziehen, sonst wäre ja jeder schuss ein verbrechen (ich denke, jeder schuss ist irgendwie ein verbrechen, aber rechtlich ist es nicht so. und im krieg herrschen noch ganz besondere gesetze.)

aber die haben doch vorsätzlich leute ermordet. wie die mafia.

ja, das stimmt. aber das muss ja alles genauso auch dann festgestellt werden und vom gericht abgeurteilt werden.

und wie?

da ist ein weiteres problem: man muss wohl alte dokumente und urteile verlesen und vorlesen.

zeugen?

angeblich nur einer (1), der noch lebt. und der ist schon einmal nicht vor gericht in aachen erschienen. alles nicht leicht.

ich verstehe.

ich verstehe auch.

dann begeben wir uns nun in die untiefen von nationalsozialistischen verbrechen.

genau das - und in diesen deutsch-niederländischen mengenbereich. denn hier (in diesem konkreten fall) kann nicht die eine nation für sich beanspruchen, nur in der opferrolle gewesen zu sein, weil dieser mann quasi für beide nationen schon "aufgelaufen" ist.

ein deutsch-niederländischer konflikt also auch.

auch das. (wie rein war wer? wie schuldig? wie unschuldig?) - wir schrieben auch LIVE-gedichte: https://www.klausens.com/klausens-beim-boere-ns-kriegsverbrecherprozess-in-aachen.htm



2) 25.11.2009 11:41

jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/491695


klau|s|ens zur aussprache von boere im boere-NS-kriegsverbrecher-prozess in aachen - www.klausens.com


Text:
klausensblog

also, klau|s|ens, da gibt es derzeit den prozess am landgericht aachen gegen den heute 88-jährigen heinrich boere ... und man wirft ihm vor, 1944 in den niederlanden an 3 morden beteiligt gewesen zu sein. gegen zivilisten. als mitglied der waffen-ss. "kommando feldmeijer". und dazu die losung "silbertanne".

darüber hatten wir gestern schon gesprochen, zweitklausens. gestern war der vierte prozesstag in aachen - und da wurde zum zweiten mal die anklage verlesen, weil nun ein hörgerät vorhanden ist. der mann steht nach 65 jahren nun endlich vor einem deutschen gericht, um sich für diese taten zu verantworten.

was ist denn nun mit dem namen "boere".

also: da er von einem niederländischen vater stammt, dieser name, sollten wir diesen als einen niederländischen familiennamen sehen.

und?

es spricht viel dafür, dass der name eine ableitung von "boer" ist. und "boer" ist der bauer.

ist das so wichtig? boris becker ist ja auch kein bäcker.

es geht nicht so sehr um den namen, sondern um die aussprache.

wie spricht man denn "oe" in den niederlanden aus?

eigentlich "u".

wirklich?

ja, ich kenne jetzt nicht alle dialekte des niederländischen, aber in der grundsprache wäre es "u".

also?

boer (deutsch: bauer)
broer (deutsch: bruder)
boek (deutsch: buch)

aha, die würde ich dann sprechen müssen, wenn ich es auf niederländisch tun wollte: buhr, bruhr, buk. so in etwa.

ja, und jetzt kommt das seltsame.

was denn?

der vorsitzende richter nohl spricht immer "böre" ... und nicht "bure".

er spricht den namen also deutsch aus.

genau: "oe" ist für uns immer ein "ö". und boere ist ja als niederländer in deutschland geboren, war aber offenbar niederländer, wurde aber dann nach 2 jahren in der waffen-ss deutscher. und weil er fortan offenbar als deutscher galt und seit 1947 auch gänzlich in deutschland lebte, wurde er dann nicht ausgeliefert, weil er als deutscher staatsbürger nicht ausgeliefert werden konnte, nach der rechtslage. (ich vereinfache jetzt die ganzen juristischen fachfragen.)

aha: und der richter sagt immer "böre", als wäre der heinrich boere ein deutscher.

aber der oberstaatsanwalt aus dortmund, ulrich maaß, der spricht von "bure" und nimmt die niederländische aussprache des namens, der ja auch ursprünglich ein niederländischer wohl ist. (ich erinnere auch an die buren, die einst in südafrika eindrangen ... was auch zu diesem schrecklichen apartheidsystem dann führte.)

und die verteidigung?

da muss ich jetzt genauer drauf achten. - ich glaube die nebenklage, die für die nachkommen der opfer aktiv ist, spricht den namen auch immer "bure" aus.

das ist ja ein fulminantes sprachthema, was mit dem sachthema verknüpft ist.

ich denke immer: es ist ein detail, aber eines, über das es sich (auch) lohnt nachzudenken.

ist der heinrich boere nun "bure" oder "böre" auszusprechen?

und die andere frage: muss man ihn als mörder nun aburteilen oder nicht. (aber vielleicht sind bisweilen kleine details und große details irgendwie verknüpft.)

vielleicht sollte heinrich boere mal erläutern, als was er sich versteht. ob er sich nun als deutschen sieht, oder am ende gar als einen europäer.

ein europäer des verbrechens? als europäischer ns-verbrecher? was denkst du für komische dinge?!

mir fiel gerade auf, dass ein prozess-zuhörer auf seinem t-shirt demonstrativ die aufschrift "100% nationalistisch" hatte.

da siehst du es: die nationalitätenfrage ist immer ein absichtlich hochgespieltes thema rechter kräfte und kreise.

um so wichtiger, dass man sich mit solchen dingen befasst. die ns-ideologie hatte ja diesen unsäglichen begriff der rasse und der reinrassigkeit so demonstrativ in den vordergrund gestellt.

fatal war das. - zudem: was würden heute die alten römer, die sich dereinst mit uns vermischten, zu solchen debatten sagen?

mir fiel diese unterschiedliche aussprache von boere auf, und ich wollte das mal festhalten. - aber der mord an 3 niederländern und das urteil dazu ... das bleibt das hauptthema. zudem: die erinnerung an die opfer! bei alledem.

wo hattest du die LIVE-gedichte abgelegt? zu dem prozess?

ach so. hier: https://www.klausens.com/klausens-beim-bo...

mit der aussprache von KLAUSENS beschäftigen wir uns jetzt besser nicht.

nein, wir haben ja mit den vielen schreibweisen des namens schon genug zu tun.



jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/491911


3) 29.11.2009 20:09

klau|s|ens besucht erneut den heinrich-boere-prozess in aachen - www.klausens.com


Text:
klausensblog

klau|s|ens, der boere-prozess geht weiter?

zum glück, zum glück: man befürchtet ja alles.

was denn?

krankheit ... oder neue verfahrenstricks der verteidigung.

und?

ich bete: möge dieser prozess bis zu einem urteil und bis zum ende durchgeführt werden können!

wieso denn?

weil es darum geht, die dinge aufzuklären oder zumindest etwas aufzuklären ... und die taten sollen gesühnt werden. jedes verbrechen soll gesühnt werden. mord sowieso.

lässt sich da denn etwas sühnen, wenn so viele NS-täter durch die fänge des gesetzes geschlüpft sind?

wenn es im leben keine gerechtigkeit gibt, heißt das nicht, dass man den anspruch auf gerechtigkeit aufgibt. außerdem: alle verbrecher, die jemals verbrechen noch begehen, zumal gegen die menschlichkeit ... die müssen und sollen wissen: "man wird mich suchen, bis zum bitteren ende - und dann wird man mir den prozess machen!"

aber bei boere kam es doch gar nicht zu dem prozess. es gab anläufe, aber die deutsche justiz hat das zustandekommen des prozesses behindert.

das stimmt - um so wichtiger, dass er dann doch noch zustande kommt oder kam.

und alle die anderen täter?

es gibt immer "andere", die der strafverfolgung entkommen. das leben kennt keine gerechtigkeit, bisweilen kennt das leben nur den aberwitz. es gibt sogar heutzutage noch morde, deren urheber nicht ausfindig gemacht werden. aber dennoch muss und wird in jedem einzelnen fall genau dieses versucht werden: aufklärung und bestrafung der täter.

und dann dürfen gerade in diesen tagen in aachen zwei schwerverbrecher entfliehen?!

das ist jetzt ein extra thema, zu dem man sich erst dann äußern kann, wenn die umstände klarer geworden sind. außerdem befinden wir uns im boere-prozess bei der thematik NS-kriegsverbrechen oder auch NS-verbrechen.

gibt er es denn zu? der heinrich boere?

bislang nicht!

na also!

gestern gab es eine persönliche erklärung.

und?

die las dann sein rechtsanwalt gordon christiansen vor - die war also aufgeschrieben worden. und darin ging es um einige biografische stationen.

und?

vieles war undeutlich, nicht sauber recherchiert ... vieles wurde ausgeklammert.

die zeit von 1944?

ja, die ganze zeit, als die morde geschahen. zu alledem hörte man nichts. man hörte sowieso sehr wenig. er hat dann geschwister, er hat eine mutter, er meldet sich freiwillig zur waffen-SS, als niederländer in den niederlanden. (er kommt später zur ss-standarte "westland", untegruppierung der waffen-ss-division "wiking", an die ostfront, lemberg z.b., aber zuerst nach münchen-freimann und später nach heuberg zur ausbildung.) ... aber das meiste wusste man ja schon.

was hattest du erhofft?

man erhofft immer, dass einer vollständig auspackt, alles erzählt ... und auch alles bereut. das hofft man immer. und zwar, dass es von herzen kommt, nicht als taktische masche.

und?

von "auspacken" kann gar keine rede sein, wenn die morde vollkommen ausgeklammert sind und die dargelegte biografie so viele unwägbarkeiten und lücken hat. allerdings sind wir immer noch quasi "am anfang" des prozesses. der angeklagte hatte aber gestern die möglichkeit, sich zur sache zu äußern. jedoch: er sagte zu den tat-vorwürfen quasi nichts.

ist das nicht normal?

du meinst, weil herr boere schon 88 jahre ist. aber wenn er mit den anwälten zusammen etwas aufsetzt, oder wenn die es für ihn vielleicht sogar geschrieben und formuliert haben, dann muss zumindest so ein leben viel deutlicher werden. (auch wenn man sonst zu schweigen gedenkt.)

wurde es das nicht? deutlich? das leben?

mir leider nein: z.b. die ganze seltsame flucht aus dem kriegsgefangenlager. alles sehr dünn. dann die frage, wie lange er wo und wie in den niederlanden untergetaucht war und wann er genau und wie nach deutschland kam. in deutschland taucht er offiziell dann 1954 auf. und wieso er ohne problem als bergmann dann arbeiten konnte. und er hat dann einen 1955 antrag auf kriegsgefangenentschädigung gestellt. man höre: ein waffen-ss-ler wollte entschädigungsbezahlung erheischen. aber das ist am ende nur "menschlich". ein jeder sucht lücken in einem system, und er versucht dann, sein leben daraufhin zu verbessern. aber genau das möchten wir alles viel genauer wissen. denn auch darin liegt der sinn eines solchen prozesses: aufarbeitung. neubeleuchtung der geschichte, gerade auch der post-NS-geschichte ... und dann der umgang mit den tätern in der nachkriegszeit.

aber der skandal ist doch, dass er dann jahrelang unbehelligt als bergmann / bergarbeiter in deutschland leben und arbeiten durfte.

ja, es ist ein skandal. einer von vielen. aber das hilft uns heute nicht mehr weiter. heute müssen wir erst einmal aufklären, wie es zu diesem skandal überhaupt kommen konnte.

und dazu hat die einlassung oder erklärung des heinrich boere gestern nichts beigetragen?

ich würde sagen: eher nein. wir wissen kaum mehr, als wir nicht schon vorher wussten.

das tut mir leid.

das kann dir gerne leid tun, aber das ist ein problem, wenn die leibhaftigen zeugen fast alle verstorben sind, und wenn ein wichtiger zeuge (ein - schon verurteilter - mittäter von einst) nicht mehr vor gericht erscheinen will, weil er fürchtet, dass sich sein eigenes leben durch diese neue öffentlichkeit des falles dann wieder verschlechtert. (z.b. weil die menschen ihn ausgrenzen oder beschimpfen). also: es gibt so viele fußangeln und fallen und hemmnisse, dass man sich durch alte akten und berichte und urteile quälen muss, um dann zu entscheiden, wer hat wo mehr recht ... was ist glaubwürdiger, was weniger glaubwürdig. so ein verfahren ist immer schwierig.

was ist denn so komplex daran?

da gab es beispielsweise die sache, ob er nach der rückkehr von der ostfront auch mal als zählerableser gearbeitet hat, in den niederlanden. circa 1943.

und?

man weiß es nicht. in alten befragungen /dokumenten taucht es auf, jetzt aber - in der erklärung, die der anwalt vortrug - ist davon keine rede (mehr). ich könnte noch viele beispiele aufzählen. da müsste mal ein echter ermittler oder rechercheur ran, oder ein guter detektiv. oder ein begabter historiker. oder alle zusammen. denn: diese biographie ist immer noch löchrig ... wie ein schweizer käse.

schweizer?

ja, denn niederländischer gouda-käse passt bei "löchern" nicht so gut.

schreibst du denn noch LIVE-gedichte?

ja, ich schreibe weiterhin auf, was mir einfällt, was mir zukommt, was auf mich eindringt, alles das, zweitklausens - aber: es sind ja immer wir beide, die die dinge aufschreiben: https://www.klausens.com/klausens-beim-bo...

ob die nachwelt das dann mal zu würdigen weiß?

ist das so wichtig? solange wir unsere pflicht tun?

sag mal, haben das nicht schon ganz andere gesagt: "wir taten nur unsere pflicht!"???



4) 02.12.2009 11:12

jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/492204


klau|s|ens berichtet vom prozesstag Nr. 6 im heinrich-boere-prozess aachen - www.klausens.com


Text:
klausensblog

klau|s|ens, was gab es gestern neues oder brisantes?

gestern fuhr ich nach aachen, um wieder abzufahren.

ist so nicht das leben? hin und her?

manchmal hat es mehr sinn, manchmal weniger.

hatte der tag gestern keinen sinn?

oh doch, aber er wurde von mir größtenteils als sinnlos erfahren. es gab zwei pausen, einen prozesstag - aber im wesentlichen ist nichts geschehen, was meine erkenntnis vorangebracht hätte.

wieso nicht?

es ging wieder um eine geforderte sofortige beendigung bzw. einstellung des prozesses.

das hatten wir doch schon!

ja, aber die verteidigung meint nun, sie zaubert.

wieso zaubern?

stichtag 1.12. hoho! na, was war? - die verteidigung hat nun alles an § 50 der europäischen charta aufgehängt und am lissabonner vertrag, und an dessen (neuer!) gültigkeit, und an der gültigkeit der charta, und dem verbot der doppelverurteilung. also: der lissabonner (oder mit einem "n" lissaboner?) vertrag ist nun seit dezember 2009 plötzlich gültig - und damit ist vieles andere auch gültig.

die verteidigung will also weiterhin die einstellung des verfahrens?

sicher. die idee ist: du bist anwalt ... und du holst alles für einen mandanten heraus. das ist das spiel der deutschen strafprozessordnung. also "spielen" die verteidiger, ähnlich wie beim pokern, und versuchen hier und da ein as zu ziehen.

warum denn?

weil sie vielleicht das gericht so in die knie zwingen können.

und dann?

dann haben sie als verteidiger "gesiegt". sie haben ihren ruhm gemehrt, die waren klug, sie waren geschickt - und sie lassen sich dann von bestimmten kollegen auf die schultern hauen.

und was denkst du?

ich denke, die verteidiger haben immer auch eine verantwortung für die deutsche bevölkerung insgesamt. und da das NS-thema ein besonders heikles ist, haben wir alles interesse, (z.b. über diesen boere-prozess) die geschichtlichen vorgänge genauer aufzuklären.

also willst du einen inhaltichen prozess?

gewiss - er soll fair und rechtsstaatlich sein - und inhaltlich: ich möchte also alles mögliche über die deutsche geschichte des schreckens lernen, um so für die zukunft das wiederkehren eines schreckens verhindern zu können.

war denn gestern alles sinnlos?

nein, denn der sohn eines mordopfers, der sohn des 1944 ermordeten bicknese, ließ gestern eine erklärung über seinen anwalt vorlesen, wonach er in diesem prozess genau diese rechtsprechung erwartet. die deutsche justiz steht nun selber vor gericht, ließ er seinen anwalt verlesen. bicknese mahnte das gericht. man spürt: er zweifelt am bundesdeutschen rechtssystem ... und der anwalt schloss für diesen nebenkläger mit den drängenden nebenkläger-worten: "ich warte ab." - damit war die kurze, aber mahnend-wichtige erklärung beendet.

wir haben also anwälte, die juristisch "zaubern" wollen, mit immer neuen rechtskonstrukten, und wir haben nebenkläger, die endlich von deutschland ein echtes und richtiges verfahren hinsichtlich von grausamen morden des NS-regimes erwarten.

und ein täter sitzt ja da, zumindest ist er schon mal als solcher verurteilt worden.

man hat fast den eindruck, dass das urteil von 1949 alles kaum leichter macht.

es ist eine lange rechtsgeschichte, auch eine geschichte des versagens der deutschen justiz - aber es ist immer auch das spiel der verfahrenstaktiken.

und im demjanjuk-prozess?

da hat gestern die pflichtverteidigung auch den antrag auf einstellung des verfahrens gestellt, aber nicht mit blick auf den vertrag von lissabon und EU-charta und alles das, sondern wegen der zuständigkeit des gerichtes in münchen.

wenn beide prozesse parallel laufen, dann können sich ja die verteidigungen gegenseitig beflügeln.

das können die staatsanwaltschaften und nebenkläger aber auch. alle können das. ("was machen die denn in münchen?") - außerdem geht es in münchen um die organisierte und geplante maschinerie der shoa, der gewünschten systematischen auslöschung eines volkes, und in aachen geht es um drei gezielte morde gegen regimegegner. alles ist unrecht, aber doch auf einer anderen ebene.

dann hat sich also prozesstag 6 nur wegen der erklärung des sohnes von bicknese gelohnt.

"gelohnt" ist ein seltsames wort - aber ja, so in etwa stimmt es.

und wie weiter?

am donnerstag, 3.12., wird dann die staatsanwalt zu diesem antrag der verteidigung sprechen. und dann wird das gericht sich äußern, zu diesem einstellungsantrag. wir verbringen also wieder zeit mit den nebenschauplätzen, und dabei wollen wir endlich wahrheiten hören, über das geschehen, und über die deutsche besetzung der niederlande ... und über das schreckenssystem der deutschen ... und über die deutschen und niederländischen täter in den reihen der deutschen besatzung. wir wollen alles wissen, was man noch wissen kann, denn bald sind alle zeitzeugen verstorben. es wird nicht mehr viele möglichkeiten geben.

wenn das doch bloß auch die verteidigung einsehen würde!

wie recht du hast. aber was ist das schon? "recht haben"? die deutsche justizgeschichte nach 1945 zeigt, wie ungerecht das leben immer wieder ist. selbst nach den verbrechen geht der irrsinn der geschichte noch weiter und weiter. viele täter blieben vollkommen ungeschoren. man begreift es nicht!

und formal?

prozesstage im boere-prozess bislang: 1) 28.10.2009, mittwoch 2) 2.11.2009, montag 3) 10.11.2009, dienstag 4) 23.11.2009, montag 5) 27.11.2009, freitag 6) 1.12.2009, dienstag - und wir schreiben LIVE-gedichte dazu auf: www.klausens.com/klausens-beim-bo...



5) 04.12.2009 13:40
jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/492391

klau|s|ens berichtet weiter vom boere-NS-kriegsverbrecher-prozess in aachen - www.klausens.com



Text: klausensblog

klau|s|ens, geht der prozess denn nie zuende?

was denkst du? wir sind quasi wieder am anfang!

wieso denn?

... weil es jetzt wieder um das problem der doppelverurteilung geht.

ist boere denn verurteilt?

ja, 1949, amsterdam, in abwesenheit.

und?

darum geht es doch: dieses urteil wurde von der deutschen justiz nicht anerkannt, weil es den standards und minimalia nicht entsprach: so war der angeklagte damals abwesend - (geflohen!) - und außerdem gab es z.b. keinen pflichtverteidiger.

das war jenes sondergericht in amsterdam?

genau: und nun kommt die crux. jetzt soll dieses urteil entweder gelten oder nicht gelten. (aber die verteidigung will sich nicht recht entscheiden.) entweder A oder B - aber beides geht nicht.

wenn es gilt, das urteil von 1949, dann brächte dieser jetzige prozess ein erneutes urteil: das wäre dann ein doppelurteil, und das ist nach ansicht der verteidigung rechtswidrig.

dazu pochen die doch auf die europäische charta für grundrechte, die nun nach der gültigkeit des lissabon-vertrages seit 1.12.2009 auch für alle unterzeichnerstaaten gilt.

eben: doppelverurteilungen sind verboten, heißt es in artikel 50.

na also!

nicht "also"! die vertreter der nebenklage, also der opferfamilien, sagen sehr richtig: entweder das urteil gilt nicht, weil es damals nicht gewissen juristischen standards entsprach ... dann aber haben wir kein doppelurteil, weil es kein erstes urteil gibt, das gilt.

oder?

oder: das urteil gilt, aber dann wäre dieses ja auch zu vollstrecken, eben weil es gilt. denn verjährung gibt es für mord nicht. - entweder so, oder so. aber nicht beides zugleich! entweder A oder B. nicht AB.

dann verstricken sich also die verteidiger in einem dickicht, aus dem sie vielleicht am ende nicht mehr herauskommen?

wer weiß es? - die staatsanwaltschaft pocht darauf, dass das deutsche grundgesetz immer über dem europäischen steht. das war deren hauptansatz. so also argumentieren alle seiten hin und her; die verteidigung freut sich, weil sie prinzipielle rechtsfragen aufwirft ... und wir sitzen da und erfahren nichts über die verbrechen und deren hintergründe. aber dazu ist der prozess doch im eigentlichen da. wir wollen mit dem unrecht uns befassen, wir wollen es ergründen, wir wollen es sühnen ... und wir wollen evtl. erkennen, warum die deutsche justiz in den jahren nach dem krieg so rechtsblind funktionierte, wenn es um NS-verbrechen geht oder ging.

es wird doch immer wieder gesagt, dass z.b. der prozess gegen den chef der reichsbahn ausgesetzt wurde, weil der als "verhandlungsunfähig" erklärt wurde. und der war ja ganz oben an schlimmsten verbrechen beteiligt (transportlogistik in die KZ).

ja, das ging damals ganz schnell und ganz leicht: krank und verschont, selbst bei schlimmsten verbrechen. einen arzt fand man dazu immer. - heute aber wachen jüngere leute einer anderen generation darüber, dass man nicht so leicht dem prozess entkommt. boere in aachen und demjanjuk in münchen werden beide im rollstuhl zum prozess gefahren. sie gelten bedingt als krank, aber eben auch bedingt als verhandlungstauglich.

wir können immer noch hoffen.

aber ja! allerdings, wo aber nun lissabon gilt, seit 1.12., und wo nun die anwälte die euopäische charta für die grundrechte ausgebuddelt haben, da verschiebt sich eventuell wieder alles.

in münchen haben sie auch so etwas gefordert. mit doppelbestrafung und so. am letzten prozesstag, als demjanjuk wegen akutem infekt schon nicht mehr erschien. die haben dann gesagt, es gäbe schon eine einstellung des verfahrens gegen demjanjuk ... und deshalb könne er nun nicht mehr belangt werden, weil man nicht doppelt innerhalb der EU für dieselbe sache verurteilt werden dürfe. ich denke, bei denen ging es wie in aachen um die

CHARTA DER GRUNDRECHTE DER EUROPÄISCHEN UNION (2007/C 303/01)

Artikel 50

Recht, wegen derselben Straftat nicht zweimal strafrechtlich verfolgt oder bestraft zu werden


Niemand darf wegen einer Straftat, derentwegen er bereits in der Union nach dem Gesetz rechtskräftig verurteilt oder freigesprochen worden ist, in einem Strafverfahren erneut verfolgt oder bestraft werden.

ich weiß - und wir sagten ja: das schwappt jetzt hin und her, die befruchten sich gegenseitig, die anwälte in münchen und aachen - auch wenn beide verfahren nur bedingt zu vergleichen sind.

ach, klau|s|ens.

ach, zweitklausens.

wir möchten doch, dass der prozess zu den taten bzw. tatvorwürfen vorschreitet.

eben, eben - und dann machen auch die LIVE-gedichte mehr sinn. ( LIVE-gedichte dazu auf: www.klausens.com/klausens-beim-bo... )

im moment berichten wir mehr um verhandlungsfragen. aber wir wollen ran, an die inhaltlichen fragen.

am dienstag, 8.12.2009, geht es weiter.

ja, aber dann entscheidet erst einmal das gericht, ob es den anträgen der verteidigung folgt, oder nicht. am ende müssen noch gutachten zur doppelbestrafung eingeholt werden. das dauert monate.

wenn man nicht aufpasst, dann verdampft so ein prozess ... und die gesellschaft hat kaum erkenntnisse daraus gezogen.

ein hexenkessel dampft aber auch.


6) 09.12.2009 11:54

jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/492813

klau|s|ens erlebt das geständnis im heinrich-boere-prozess zu ns-kriegsverbrechen in aachen - www.klausens.com


Text:
klausensblog

klau|s|ens, er hat die morde gestanden?

ja, das war gestern überraschend. man überlegt sich, was die verteidigung noch so alles macht, damit der prozess inhaltlich nicht in fahrt kommt ... und nun ist schon das geständnis da.

das ist doch großartig!

ist es so? wenn jemand gesteht, aber man denkt, es ist ein klinischer prozess. und man spürt keine reue, keine scham, kein nichts?

war das so?

er selber hat sich ja gar nicht geäußert.

der heinrich boere?

nein, die anwälte haben für ihn etwas verlesen, bzw der eine von den beiden anwälten. boere saß in seinem rollstuhl, sagte aber nichts. er wollte sich auch nicht weiter zu fragen stellen hernach, wie dann seine anwälte nach der pause noch erklärten.

und was war das? was man verlas?

das war das geständnis der 3 morde, um die es in dem prozess geht. er hatte diese ja schon vor jahren eingestanden. aber nun hat er sie nochmals eingestanden. inhaltlich nichts neues, aber es ist ein geständnis. damit entfallen viele lange indizienketten, um die taten nochmals nachzuweisen, die aber schon (auch durch viele verhöraufzeichnungen und -protokolle) hinreichend bewiesen sind.

wird das eine genugtuung für die hinterbliebenen der drei opfer sein? für die nachgeborenen von de groot und bicknese und kusters?

genau daran muss man zweifeln, denn es wurde eigentlich ein kühles papier verlesen, also wie eine akte. auch die taten wurden da sehr nüchtern angegeben. und die einzigen angaben, die etwas von nachdenklichkeit hatten, also eine minimalspur, das waren die, als der angeklagte - per papier - sagte, aus heutiger sicht würde er die dinge anders sehen als damals.

aber das machen alle menschen.

eben. und jetzt hat der prozess ja eine ganz andere farbe bekommen.

welche denn?

nun geht es nicht mehr um die morde als solche, sondern um die frage, ob der mörder ein mörder ist.

wie kommst du darauf?

weil das so gesagt wurde: er musste diese taten begehen. er war damals überzeugt, er würde gegen widerstandskämpfer und aufständische agieren. und als soldat war er dazu verpflichtet, befehle zu befolgen. undsoweiter undsofort. dieser strang der argumentation!

also wäre die strategie: soldaten müssen gehorchen. und wieso kann man solche leute dann für mord belangen?

so in etwa. es geht also um das prinzip von befehl und gehorsam. dann geht es um den unterschied, ob ein gefreiter an der ostfront in der schlacht einen oder zwei oder drei russen erschießt, oder ob ein angehöriger der waffen-SS bzw. der "Germanischen SS in den Niederlanden" (formal zwei eigene organisationsformen!), ob so jemand - der sich ja freiwillig zur waffen-SS meldete, als niederländer !!! - auch wie ein "normaler" soldat zu behandeln ist.

das ist nun die kernfrage?

ja: ist mord gleich mord gleich mord? oder ist alles das gleiche, weil ja krieg war. oder hat niemand etwas getan, außer dem höchsten befehlshaber?

dann wäre doch die nächste frage, ob auch die "normale" wehrmacht als "gut" und die "waffen-SS" als böse eingestuft wird.

man spricht dann von "verbrecherischen organisationen". aber die waffen-ss, das waren ja - als so gewollte verbrecher und untäter - zugleich auch kämpfende truppen an der front. sie waren also auch ein teil der wehrmacht, aber organisationstechnisch wiederum auch eigenständig. (und das muss man jetzt noch für jede abteilung oder division, wie bei boere z.b. im osten bei "WIKING", genau untersuchen. aber das betrifft jetzt auch wiederum die kämpfende front.)

und die wehrmacht war ja auch nicht "gut".

oh nein, das haben uns die eltern immer erzählt: anständige soldaten gegen böse bolschewiki und alles dieses. die bösen waren die NAZIs ... und alle deutschen haben einfach nur in der wehrmacht gekämpft. seit der heiß diskutierten wehrmachtsausstellung wissen wir endlich mehr von den verbrechen, die eben von der wehrmacht auch begangen wurden. der "saubere untadelige offizier", der war oft nur ein gerücht.

das macht alles etwas schwierig.

ja, sicher: man muss wieder definieren und grenzen ziehen und bewerten. aber damit haben ja die nürnberger prozesse schon begonnen.

ist das bei boere schwer? das einordnen der morde?

er sagt ja: er habe befehle befolgen müssen. hätte er diese nicht befolgt, wäre er selber erschossen worden. das sind diese befehlsketten, hinter denen sich immer alle verstecken.

dann sagen aber andere: an dieser oder jener stelle konnte man gut abdanken, kündigen, weglaufen, desertieren ... ohne dass etwas passiert ist.

sicher, das ist dann zu untersuchen. und es ist ja auch schon untersucht worden.

ich denke auch, es ist wichtig, ob jemand in einen funktion gezwungen wurde oder nicht.

ja, diese waffen-SS-sache hat eine dynamik, die bis zu unserem schriftsteller grass reicht. dann gibt es sogar diskussionen, ob leute gegen ihren willen plötzlich für die waffen-SS gezeichnet wurden (ob das tatsächling ging, z.b. gegen kriegsende). bei dem kabarettisten dieter hildebrandt ging es sogar um die frage, ob man gegen seinen willen plötzlich ein NSDAP-mitglied sein konnte.

aber unser boere hat doch nicht an der front gemordet.

das stimmt: die besetzten niederlande sind nicht mehr klassisch "die front". außerdem gehörte er ja zu einem geheimkommando, welches die mord-verbrechen in zivilkleidung ausführte. man muss sich das also eher wie eine geheimpolizei vorstellen, die in den niederlanden einfach leute aufsucht ... und dann erschießt. mafiaähnlich. kommen, schießen, wieder weg!

teunis de groot hatten sie in unterhose angetroffen, hinter der haustüre, wo er eine klappe geöffnet hatte.

und der musste noch seinen ausweis holen, bevor sie den erschossen.

ich denke, dass diese taten von der anlage ganz kaltblütige morde waren.

da gebe ich dir recht. aber jetzt sage ich dir ein anderes beispiel.

welches?

man hört, dass es einen tanklastwagen mit partisanen gibt.

und?

man tötet alle menschen um den tanklastwagen. (was ist überhaupt ein "partisan"?)

und?

genau das hat die bundeswehr in afghanistan gemacht. in einem krieg, der ewig nicht so bezeichnet wurde.

du meinst, die haben die amerikanischen bomber angefordert .... und dann sind viele menschen umgekommen, darunter auch viele zivilisten.

genau: da haben wir die debatte heute: a) was ist krieg? b) was ist im krieg erlaubt? c) wann ist ein mord ein mord im krieg? d) was gilt als "kriegshandlung"? e) wann wurden grundsätze des "normalen" krieges überschritten?

das ist eine schreckliche debatte.

ich weiß, aber diese dinge sind fortwährend zu klären. dafür haben wir die haager konvention. aber der prozess der klärung muss immer weiter gehen. das hat auch eine ethische dimension.

ich denke, man braucht klare grenzen und muster.

das denke ich auch: deshalb muss einfach die rolle der SS in den niederlanden, und ihre funktion nochmals aufgerollt werden, damit man ganz klar hat, was eine "normale" besatzung ist (ist das nicht schon ein unrecht per se?), und was eine verbrecherische organisation ist.

aber das ist für die SS doch geklärt.

sicher, aber man muss es bis in alle details immer wieder aufrollen. vielleicht wird das ja in diesem prozess noch geschehen. (mir fällt ein: wir haben ja in unserem heutigen recht das konstrukt der "kriminellen vereinigung", z.b. für die RAF.)

ach, klau|s|ens, dann müssen wir ja noch viele male ins gericht, wenn alles solches aufgerollt wird.

alles wohl nicht. aber etwas. sie haben auch zusätzliche gerichtstermine jetzt festgelegt, zweitklausens, bis februar 2010.

ach - und unsere gedichte?

die gehen immer weiter: www.klausens.com/klausens-beim-bo...

und das ende der verbrechen?

du stellst naive fragen!


7) 12.12.2009 11:44
jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/493060

klau|s|ens lauscht den lesungen beim prozess gegen den NS-kriegsverbrecher heinrich boere - www.klausens.com


Text: jetzt.sueddeutsche.de/jetztpages/klausensblog KURZ klausensblog

klau|s|ens, der prozess läuft ja immer noch.

aber sicher, denn jetzt wollen wir etwas von den hintergründen der taten wissen. der taten, die morde waren.

und was machen die dann aktuell im gericht?

sie verlesen (derzeit) alte protokolle. und verhöre. und sterbeurkunden. und auskünfte.

dann hattest du gestern eine "lesestunde".

ja, und man hört ganz genau zu. denn wenn da andere SS-täter vernommen werden bzw. wurden, z.b. unmittelbar nach kriegsende, und sie erzählen dann von den verbrechen ... das ist schon irgendwie "aufregend".

wie ein krimi?

nein, es berührt einen, wie die taten stattfanden, und wie sie losfuhren, und wie sie schossen, wie das alles aus diesen vernehmungsprotokollen hervorgeht.

wieso denn?

weil es wie ein puzzle des grauens ist. und nun wird alles plastisch.

wer liest denn?

die richter haben sich abgewechselt. leider sind es keine ausgebildeten sprecher. leider lesen sie oft zu schnell oder zu unverständlich oder zu leise. schade.

warum denn?

ich vermute, weil sie die texte schon alle gelesen haben.

aber?

die zuhörer im saal ... die brauchen die klare und ruhige und verständliche lesung aller dieser texte. denn die (also wir) haben ja nichts davon schriftlich.

dann ist das gericht also ort einer "lesung".

aber ja - und ich kann nur jedem empfehlen, sich solche lesungen anzuhören. man sollte solche lesungen auch außerhalb der gerichte machen.

was sollte man lesen?

man sollte "akten des schreckens" verlesen. alle solche protokolle, wo täter ... und wo - überlebende - opfer berichten, was da geschehen ist.

sind die berichte denn alle wahr?

das ist ja die nächste frage. wenn nach dem krieg die leute verhört wurden, dann hat den text wahrscheinlich der zuständige verhörer aufgeschrieben. denn diese texte sind ja immer auch eine verdichtete zusammenfassung von vielleicht stundenlangen interviews und gesprächen und befragungen.

meinst du?

der text ist immer weniger ... aber dichter als das verhör.

und nun?

nun hört man, was der täter A sich dachte oder von sich gab, und was der täter B sich dachte oder von sich gab.

und dann?

dann fragt man sich, ob alles auch stimmt. was gelogen ist. was schutzlügen sind, und alles das.

und? was hast du bemerkt?

man kann sich aus diesen berichten schon einiges zusammensetzen. die haben da sehr vieles zugeben. überraschend viel! warum eigentlich? hat man ihnen dann verminderte strafen angeboten? 1945 und 1946? z.b. hat henk kromhout da morde zugegeben. und der hat ja auch mit boere zusammen menschen umgebracht. und dieser kromhout ist ja auch verurteilt worden, für die taten.

wielange war der denn in haft?

der bruder sagte mal etwas von "16 jahren" - der muss dann auch später nach spanien gegangen sein ... und sich niemals mehr in den niederlanden polizeilich gemeldet haben.

und verhörprotokkole von dem wurden verlesen?

ja, unter anderen. und du hörst davon, was geschah. und alles ist sehr nüchtern beschrieben. da sind keine gefühle in den texten. es sind nüchterne abläufe des geschehenen. angefangen von der anwerbung zur feldmeijer-truppe bis hin zu zusammenkünften ... bis hin zu den taten.

und alles ist erzählt.

nein, eigentlich sind solche texte nur noch fetzen der realität, aber wenn man es von mehreren leuten hört, dann setzt sich das bild im kopf zusammen. es sind filme, wie sie da zu fünft in einem auto fahren, wie sie nummernschilder tauschen, wie sie leute im haus oder an einem kanal oder woanders erschiessen. ganze filme laufen da ab.

und du möchtest, dass solche "lesungen" nicht nur im gericht stattfindem?

ja, ich würde es begrüßen, wenn man aus den akten sich gezielt dinge zusammensuchen könnte und würde sie dann verlesen.

wo denn?

z.b in sommeren und asten in den niederlanden. da haben die SS-täter am 14.8.1944 die bürgermeister abgeholt, weil sie die auf einer liste hatten. und die wurden erschossen. ich finde, die leute dort sollten genau wissen, was geschah. oder zumindest: so genau es geht.

und?

überall in deutschland und in den niederlanden sollten solche lesungen stattfinden. lesungen aus akten des schreckens. aber auch lesungen von berichten von opfern, die diesen schrecken überlebt haben.

und dann?

dann haben wir aufwühlende abende, die alles andere, was man als "lesungen" so kennt, in den schatten stellen. vielleicht wir dann der gedanke des "nie wieder!" wieder erweckt und bekräftigt.

das findest du?

ja, das finde ich ... und dazu stehe ich. macht lesungen!

und zu unseren LIVE-gedichten vom prozess? KLAUSENS BEIM HEINRICH-BOERE-NS-KRIEGSVERBRECHERPROZESS IN AACHEN www.klausens.com/klausens-beim-bo...

dazu stehe ich auch, denn auch sie erfassen facetten dessen, was geschieht. was heute mit "dem damals" geschieht. im landgericht zu aachen. im prozess gegen heinrich boere, der 3 unschuldige "deutschfeindliche" menschen 1944 ermordete ... und das auch gestanden hat.


8) 09.01.2010 11:32
jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/495081

klau|s|ens vom heinrich-boere-prozess in aachen als weitergang - www.klausens.com


Text: klausensblog

klau|s|ens, der prozess geht weiter und weiter.

aber sicher: gestern war schon verhandlungstag 12.

und?

man ärgert sich, weil man hinfährt, dann 3 pausen erleben muss, binnen circa zwei stunden, und hat eigentlich nichts anderes getan, als "einen prozess besucht". außerdem war die lautsprecheranlage so eingestellt, dass man gar nicht atmen durfte, wenn man die worte verstehen wollte. das macht einen dann noch ärgerlicher. so eine provokant leise lautsprecheranlage!

inhaltlich?

es wurde ein brief verlesen, von hans albin rauter, ss-führer der niederlande, chef der dortigen polizei auch (die formalen titel sind teils sehr komplex. ein extra thema! rauter war z.b. SS-obergruppenführer (1943), general der polizei (1943) und auch der waffen-SS (1944) sowie höherer SS- und polizeiführer (HSSPF) der besetzten niederlande. Er war also multifunktional ... wie viele NS-obere), an himmler, seinen oberen in deutschland.

ein brief?

ein brief vom 13.1.1944. und die kurze antwort himmlers (reichsführer SS u. chef der polizei u. innenminister ab 1944. und ... und ... und ...) vom 25.1.1944. (man erkennt: es gab auf jeden fall dicken knatsch zwischen dem generalstab der wehrmacht in den niederlanden und den direkten NS-organisationen samt der ihr zugeordneten polizei: konkurrenz und kompetenzgerangel, wahrscheinlich auch gegenseitige abneigungen. ein eigenes gebräu.)

dazu bist du nach aachen gefahren, zum landgericht?

aber ja, aber ja. die verteidigung wollte das verlesen des dokumentes nicht, weil die vorliegende dokumenten-fassung ihr nicht gefiel. da geht es dann um fragen, ob eine kopie der kopie, oder das dokument als verschriftlichtes (in welcher form denn auch!) noch so ansehbar ist, dass es als glaubwürdig in einen prozess eingeführt werden kann und darf. da geht es auch um streichungen, fußnoten, und ob diese dann dem realen dokument noch entsprechen. gewiss, nicht unwichtig, aber auch nervend. weil es doch um die inhalte geht. das andere kostet viel wichtige zeit für die inhaltliche bearbeitung und aufarbeitung der verbrechen von boere und der SS und der waffen-SS und den sonderkommandos der SS. all das.

und das alles erbrachte 3 pausen?

sicher, insgesamt 3, wobei wir bei einer (es wurden kopien gemacht) im saal sitzen bleiben durften. bei zweien mussten wir aber raus.

und den brief von rauter und die kurzantwort von himmler hättest du dir auch aus einem band mit dokumenten holen können? einem gedruckten?

wahrscheinlich. aber die quellen müssen natürlich auch greifbar, also ausleihbar sein. für mich als normalbürger. - und bei einem prozess geht ja auch um die StPO (z.b. § 249), wonach die dokumente und dinge in den prozess (ich sage mal: "eingebracht", also) verlesen werden müssen, um bestandteil des prozesses zu werden.

und dann war's vorbei.

ja, man fährt zum prozess, man fährt wieder weg. man hat kaum etwas erfahren. 1 langer brief, ein ganz kurzer. und doch war es wieder ein verhandlungstag.

die pausen machen alles so langatmig?

und dafür dann: rein in den saal, raus aus dem saal. ja, diese pausen - besonders wenn man den saal wieder verlassen muss. das nervt. man kommt inhaltlich ja gar nicht weiter, nur prozesstagsmäßig.

aber jeder prozess hat doch auch höhepunkte, bei all der abzuarbeitenden normalmasse.

höhepunkte? kommenden freitag wird es ein videoverhör (aus den niederlanden in den gerichtssaal) mit einem mittäter von boere von einst geben. das wird dann viel aufmerksamkeit - auch der medien - erfahren. es wird vielleicht interessant sein, zu erfahren, wie einer, der die strafe für diese morde schon abgesessen hat, heute die dinge sieht. vielleicht sagt er aber auch kaum was. mal abwarten.

aha.

dennoch: zäh. zäh, durch alle diese juristischen kleinauseinandersetzungen. -- eine vorlesung an der uni zu der thematik, von einem ausgewiesenen fachhistoriker, brächte bisweilen mehr zu den boere-SS-untaten bzw. der bewertung dieser untaten ... als diese verfahrensscharmützelchen. man verplempert wichtige zeit. juristerei hat viel mit geduld zu tun. zähigkeit. ruhe bewahren. zielstrebig bleiben.

ja: das unwichtige überstehen, das wichtige nie aus dem auge verlieren.

LIVE-GEDICHTE: KLAUSENS BEIM HEINRICH-BOERE-NS-KRIEGSVERBRECHERPROZESS IN AACHEN www.klausens.com/klausens-beim-bo...


9) 16.01.2010 11:46

jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/495634

klau|s|ens erlebt heinrich-boere-prozess in aachen mit video-verhör - www.klausens.com


Text:
klausensblog

klau|s|ens, gestern gab es doch das videoverhör bei dem prozess in aachen gegen heinrich boere.

bei diesem NS-kriegsverbrecherprozess wurde gestern ein mittäter befragt. einer, der noch lebt. jacobus peter bestemann. wohnhaft in rotterdam.

also auch ein alter mann?

zwei alte männer, aber beide sind mordtäter der SS bzw der waffen-SS bzw. des sonderkommandos feldmeijer.

und der eine ist verurteilt, der andere nicht?

bestemann musste von 1945 bis 1958 13 jahre in haft, in den niederlanden. und boere nicht, denn er lebte ja in deutschland. ab 1954 sogar als "ordentlicher" deutscher. gegen ihn wurde das niederländische urteil von der todesstrafe, später umgewandelt in lebenslang, nie angewandt.

dann trafen gestern zwei aufeinander, wovon einer verurteilt wurde, der andere nicht? da muss einer doch denken: "ich war in haft. und der blieb frei!" - "ich gab 13 jahre - und er nix!"

ja, gewiss - aber sie sahen sich nur über video. zwei alte täter-SS-männer treffen über video zusammen. und bestemann konnte boere wohl nur in der prozess-phase sehen, wo dessen anwälte fragen nach rotterdam formulierten.

wie muss man sich das denn vorstellen?

video? also: du hast 2 beamer und die beamen das ganz groß an jeweils die stirnwand vom gerichtssaal. dazu hast du vier monitore, die dann jeweils ein scharfes fernsehbild abgeben, wie ein viereck angeordnet, sodass das gericht, die staatsanwaltschaft, die nebenklage, die verteidigung, etc. das alles nochmals sehen können. und auf diesem monitorwürfel ist eine drehbare kamera. und die techniker drehen immer dorthin, wo es nötig ist.

und was sehen wir auf den monitoren?

wir sehen 6 felder, in dem feld unten links war bestemann, dann war ein feld schwarz, in einem feld sah man einen leeren grauen bürosesssel, in einem feld sah man den rechter-commissaris, dann eine justizangestellte, einen dolmetscher, und noch eine weitere justizangestellte. (und ganz klein noch als zusätzliches feld im rechten unteren feld, wie reingeschnitten, sah man, was die kamera aus aachen nach rotterdam zurücksandte, an bild.)

und dann wurde verhört?

ja, man fragt in deutschland, und dann wird übersetzt, und man antwortet in den niederlanden, und dann wird übersetzt.

und so ging es hin und her?

ja, aber der ertrag (in bezug auf prozessuale neu-erkenntnis) war gleich null.

wieso?

weil der herr bestemann sich vorher festgelagt hatte nur zu sagen: "ik weet niet!" "dat weet ik niet!" "ik heb het niet gedaan!" "ik moest well mee!" "keen opdracht!" "nooit gezien!" "ik was da niet bij!" "is mogelijk!" "ik denk het well!"

das ist ja niederländisch!

aber du wirst doch den trend verstehen! auch wenn ich dir nicht alles jetzt übersetze.

er wollte nichts sagen.

eben: erstens musste man ihm alles aus der nase ziehen. zweitens waren seine antworten kurz, zu kurz. und drittens wollte er niemanden belasten.

wen könnte er denn belasten?

er hat zusammen mit boere den mord an dem apotheker bicknese ausgeführt, in breda.

und?

also: bestemann behauptet dinge wie. "ich habe nicht geschossen!" "ich weiß nicht, wer geschossen hat!" "ich musste mit!" "da ist plötzlich ein schuss gefallen!" "ich weiß nicht, woher der schuss kam!"

waren das zitate?

nein, in-etwa-zitate. aber die tendenz der sätze gibt die haltung wieder: mehr opfer als täter. mehr mitläufer als aktiv handelnder. - er hat auch die ganze zeit behauptet, nie eine schusswaffe gehabt zu haben. an der ostfront in russland etc. - lediglich das übliche soldatengewehr, aber sonst nichts. in den niederlanden dann als mitglied des feldmeijer-kommandos 1944 schon gar nicht. also: keine waffe! (niederländisch heißt das: "wapen")

dann war er also unbewaffnet und auch unschuldig?!

so stellt er es dar. man musste aus allen äußerungen heraus denken: er war zwar (irgendwie?) dabei, aber er hat nichts getan.

er ist doch verurteilt worden, damals, 1945.

eben, aber er tat so, als sei seine schuld nur, bei dieser truppe gewesen zu sein. aber nicht mehr.

hat er bereut?

bereuen? nein! nicht offensichtlich. er hat gestern nur eingestanden, dass EINE strafe für ihn für wohl gerechtfertigt war. "eine strafe". aber ob DIESE strafe gerechtfertigt war, die er dann bekam, damals, dazu wollte er sich nicht äußern.

das ist alles unschön.

sicher: man denkt immer, einer steht jetzt auf und sagt. "ja, ich habe gemordet. ich bereue alle taten. alles, was ich beging, war verwerflich. ich entschuldige mich bei allen angehörigen der opfer." so etwas erhofft man sich. aber es kommt nie. nie. nie. nie.

alle wollen sich nur reinreden. "rein" im sinne von "sauber", bezogen auf sich und ihr gewissen.

ja, darum geht es: man will immer noch den anschein des guten mäntelchens aufrechterhalten.

was wollte bestemann?

ich weiß es nicht. ich denke immer: warum hat er sich überhaupt befragen lassen? aber wahrscheinlich gab es rechtlich keine möglichkeiten, sich der befragung zu entziehen. inhaltlich hat sie nichts gebracht, bezogen auf diese morde, die boere beging. die alten verhörprotokolle geben hunderte male mehr her, zur aufklärung der taten. und doch hat diese video-befragung viel gebracht, um diesen typus mensch oder typus SS-mensch besser zu kennen.

war dir bestemann sympathisch?

anfangs dachte ich: ein alter mann! ganz neutral. aber im laufe der befragung wurde er mir immer unangenehmer. es fing schon an, dass er nicht freimütig über seine verurteilung und seine haft berichtete, und warum das geschah. er habe mal in haft gesessen, wegen dem "dienst". so hat er sich anfangs ausgedrückt. und man musste ihm alles aus der nase ziehen, was dann in den neo-klassiker : "ich weiß es nicht!" (früher ja immer: "ich habe nichts davon gewusst!") ausgeartet ist.

du meinst, die täter sagen immer: "ich habe nichts gewusst!" bzw. bezogen auf direkte heut-fragen: "ich weiß nicht!"

das ist eine der zusammenfassungen der gestrigen befragung! - also: da wurden ja noch nicht mal daten klar, wie z.b.: wann kam er von der ostfront wieder nach niederlande. so etwas simples wurde aus seinen antworten nicht richtig klar. datumsdaten gab es schon gar nicht. jahreszahlen, das war der höchste ertrag. und auch die schienen nie sicher.

aber er ist doch ein alter mann. geboren im mai 1921. der ist doch 88 jahre alt. er wird bald 89.

sicher, sicher, aber viele daten, die hat man zuhause in der schublade: da gibt es dokumente: pässe, entlassungsscheine, urkunden, anträge, da tauchen viele daten auf. man kann sich doch einen recht ordentlichen lebenslauf erstellen, wenn man diese dokumente mal sichtet. ich denke, das zurückbeziehen auf das vergessen im alter zieht nur teilweise.

aber er ist doch ein alter mann!

sicher, sicher, aber dann muss er erst recht versuchen, sein leben schriftlich zu ordnen, damit er nichts vergisst. damit er dem gericht alles das klar aussagen kann.

1945 oder 1949 oder wann er jeweils in den niederlanden befragt (also: verhört) wurde, da hat er doch mehr gewusst.

da hat er sogar ausgesagt, er hatte eine schusswaffe. und wohl auch, dass er geschossen hat. damals. aber heute sollte das nicht aufgerührt werden. es sollte keine idee aufkommen, er habe gemordet. er war mit boere in breda, ja, aber dann fiel aus aller seltsamkeit ein schuss, und er weiß, also: bestemann weiß, angeblich nicht, wer den schuss getätigt hat.

ein spiel mit dem gericht!

das ist ja immer so: jeder zeuge geht mit sich und anderen in ratschlag. "wie soll ich mich verhalten? welche taktik? was soll ich zugeben? was nicht? welche linie fahre ich?"

und mit wem hat bestemann das getan?

das vorüberlegen? das weiß ich nicht. (kinder scheint er keine zu haben. verwandte? die verteidigung? freunde? niemand? mit wem hat er sich vorher besprochen?) - aber es war klar erkennbar, das "ik weet het niet!" zu einem leitmotiv des ganzen werden würde.

wie heißt noch dieses märchen von johann peter hebel?

KANNITVERSTAN. ("kan niet verstaan!")

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LIVE-GEDICHTE: KLAUSENS BEIM HEINRICH-BOERE-NS-KRIEGSVERBRECHERPROZESS IN AACHEN www.klausens.com/klausens-beim-bo...


10) 17.01.2010 13:26

jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/495703


klau|s|ens schreibt noch etwas zur zeugenvernehmung im prozess gegen heinrich boere - www.klausens.com


Text:
klausensblog

klau|s|ens, du wolltest noch etwas nachschieben, zu dieser vernehmung von freitag?

ja, denn es geht ja in dem prozess gegen heinrich boere in aachen wegen NS-kriegsverbrechen (oder auch NS-verbrechen) nun auch um die frage, "befehlsnotstand" oder nicht.

seitdem boere die morde zugegeben hat (3 an der zahl), geht es in dem prozess nur noch um die bewertung der taten. "nur noch" sei in anführungszeichen zu verstehen.

was wollte man dann von dem anderen, diesem jacobus peter bestemann aus rotterdam, wissen?

dieser zeuge erinnert sich, wie wir gestern schon sagten, absichtsvoll oder absichtslos an kaum etwas. seine aussagen von freitag sind also mit großer vorsicht aufzunehmen.

du meinst, alte protokolle von verhören in den niederlanden von 1945 oder 1946 oder auch 1949 sagen mehr?

gewiss. aber dennoch wurde am freitag dieser lebende zeuge im alter von 88 jahren befragt, der ja ein bereits verurteilter mittäter ist.

aber was kann man fragen?

genau das war zu spüren: man fragte nun sehr oft um den neuen kern herum. man fragte, ob er so handeln musste, ob er so handeln wollte. aber diese fragen waren sehr weiträumig, kreisend, vorsichtig, dezent nachbohrend, aber überaus klug und bewusst.

was kann man fragen?

folgendes:

- haben Sie selber jemals repressalien erlitten, weil Sie in diesem kommando feldmeijer waren?

- hat man Ihnen jemals angedroht, Sie würden in ein konzentrationslager kommen, wenn Sie die befehle nicht befolgen?

- haben Sie gehört, dass irgendwelche mitglieder des kommandos feldmeijer bedroht wurden?

- mussten Sie die befehle ausführen?

- was hat man Ihnen angedroht, für den fall, dass Sie die befehle nicht ausführen?

- hat man Ihnen etwas angedroht, falls Sie die befehle nicht ausführen?

- hatten Sie angst, die befehle auszuführen?

- wer gab denn überhaupt die befehle?

- sind Sie selber jemals bedroht worden?

- wollten Sie die befehle ausführen?

- ist Ihnen bekannt geworden, dass einem angehörigen des kommandos feldmeijer etwas angetan wurde, weil er einen befehl nicht ausführen wollte?

- hatten Sie angst, dass Ihnen etwas passiert, falls Sie diese morde nicht begehen?

und so weiter - man kann so etwas alles fragen und fragen und fragen. jede frage mit einem anderen tonfall. und fragen dieser art hörten wir am freitag.

und die einen fragen anders als die anderen.

eben: die staatsanwaltschaft (und die nebenklage) fragt mehr so, dass wohl nichts passierte (und auch nichts passiert ist), wenn man diese untaten nicht ausführte. und die verteidigung von boere fragte eher so, dass es ein "befehlsnotstand" gewesen sei.

beide seiten sind also interessengesteuert. in ihren fragen.

es geht ja um den prozesskern. dennoch fragen beide seiten eher neutral - aber man merkt dann doch, worum sich die fragen drehen.

was hat bestemann denn dazu gesagt?

er hat etwas gesagt wie: ich musste es tun. und etwas wie "alle waren bang!" (alle hatten angst!). aber das war doch sehr vage. und dass jemand in ein KZ gekommen sei, weil er befehle der waffen-SS nicht ausführte, davon hatte er auch nichts gehört.

dann gab es diese vorfälle wahrscheinlich nicht.

wahrscheinlich haben alle brav und wissentlich und wollend die befehle ausgeführt, weil sie sich auch mit diesen befehlen identifiziert haben. die haben sich ja auch mal freiwillig zur waffen-SS gemeldet. sind dann in den krieg gezogen, kamen verletzt zurück in die niederlande. und dort haben sie dann an den morden gegen antideutsche "widerständige" niederländer mitgemacht. (bestemann tat so, als wäre er dann 1944 zum kommando feldmeijer zwangsverpflichtet worden ... und hätte gar keine andere wahl gehabt, als da mitzutun.)

dann sind wir beim alten klassiker: was ist schuld? wann fängt sie an? was ist verbrechen? wann fängt es an? wann ist eine organisation verbrecherisch? ab wann werde ich zum verbrecher? was bedeutet es, sich freiweillig so einer organisation anzuschließen? und gilt das "freiweillig" auch noch 3 jahre nach dem eintritt - oder kann man dann behaupten: "ich kam da nicht mehr raus!" ???

so in etwa wollte bestemann in seinen vagen äußerungen am freitag die dinge erscheinen lassen.

der richter fragte ihn auch nach einem mann wie van den berg. das war wohl einer aus der feldmeijer-truppe, der dann auf einmal verschwunden gewesen sein soll. so konnte man wohl den akten entnehmen oder den verhören von damals. dieser van den berg soll dinge rumerzählt haben, die geheim bleiben sollten. und dann soll er verschwunden sein. aber selbst dazu, was ihn - bestemann - ja eventuell hätte entlasten können, wusste er nichts rechtes zu sagen.

dannn blieb es bei einem überaus allgemeinen "da waren wir bang voor!" (da hatten wir angst vor.), für den fall, dass man aktionen nicht ausführte ... und was dann eventuell mit einem passieren konnte.

ja, wie ich schon sagte: die aussagen von bestemann am freitag hatten eigentlich keinerlei aussagekraft, außer der, wie man im alter die dinge verklären will, die man als junger mann beging ... und zu denen man sich schon sehr dezidiert mal geäußert hatte ... und für die man dann ja auch verurteilt worden war ... und für die man 13 jahre in haft saß.

was sagt uns das?

schon beim nächsten prozesstermin kann es zum beginn der plädoyers kommen. es geht also um die bewertung der mitgliedschaft in einer verbrecher- und mörderbandengruppe wie "kommando feldmeijer" als teil der SS/waffen-SS in den niederlanden. waren das arme zwangsrekrutierte oder bewusst und aktiv handelnde untäter? was stimmt mehr? welche bewertung der historischen fakten ist die glaubwürdige(re), nach allem, was man bislang weiß?

und was wird dann?

es bleibt die frage: wird das gericht boere wegen der morde nun verurteilen? - oder werden diese morde als militärische zwangshandlungen eines armen irregeleiteten waffen-SS-rekrutierten bewertet? oder liegt es dazwischen? irgendwo? war boere überzeugter mordender im dienste eines wahnsinnigen NS-unterdrückungssystems oder ein fremdbestimmter zwangshandelnder, der lieber friede, freude, eierkuchen für alle menschen gehabt hätte?

du wirst ironisch! - und bedenke: boere war ja kein SS-oberboss!

eben, das kommt ja noch hinzu: wir bewerten hier die taten niederer dienstränge. dennoch: es bleiben taten. es bleiben heimtückische, bösartigste morde. es muss immer jemand schießen, in diesen befehlsketten. und ein SS-sonderkommando ist etwas ganz anders ... als ein infanteriestoßstrupp.

LIVE-GEDICHTE: KLAUSENS BEIM HEINRICH-BOERE-NS-KRIEGSVERBRECHERPROZESS IN AACHEN www.klausens.com/klausens-beim-bo...


11) 29.01.2010 12:00

jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/496671

klau|s|ens über neue fakten im NS-prozess, also im heinrich-boere-prozess, am landgericht aachen - www.klausens.com


Text:
klausensblog

klau|s|ens, beim boere-prozess gab es einen kleinen "paukenschlag"?

ja, es kam neue bewegung in den sachstand des wissens um die fakten der NS-verbrechen in den niederlanden am beispiel des täters heinrich boere.

was genau?

die anwälte der nebenklage, also die vertreter der nachkommen der opfer dieser NS-morde von 1944 ... die haben nun mit hilfe von anderen aktiven menschen neue akten ausgegraben.

worum geht es?

es geht immer noch um die frage, wie man drei morde an widerständischen niederländern zu bewerten hat, die von der SS bzw. dem SD (und anderen instanzen) in den niederlanden verübt worden. die morde an bicknese, de groot und kusters. beispielhaft geht es in diesem prozess um diese 3 morde von boere.

hat heinrich boere denn nicht diese 3 morde zugegeben?

doch, das hat er. (allerdings erst mitten im prozess, nicht direkt zu anfang.) aber er beruft sich auf die pflicht des befehlsnotstandes. er argumentiert also so, wie es soldaten tun: hätte ich nicht geschossen, hätte man mich erschossen. so läuft zumindest der strang der verteidigung. boere selber sitzt im rollstuhl und schweigt.

und nun?

nun werden neue fakten zu dem puzzle "boere" hinzugefügt: man muss ja auch diesen heinrich boere in seiner nähe zur waffen-SS, zum SD, zur GESTAPO, zur NSDAP bzw. NSB ... und zur NS-besatzungsmacht der niederlande insgesamt erschließen.

das verstehe ich, zumal ja alle angaben zu seinem lebenslauf so erschreckend dünn sind. er hat selber so wenig erzählt (bzw. von seinen anwälten verlesen lassen), dass man es sowieso nicht glauben konnte. so wenig weiß kein mensch über sein leben!

genau so: alles, was wir von seinem leben wissen, ist sehr dürr. dabei gibt es bestimmt viele quellen und dokumente, die anzuzapfen wären.

und nun?

nun hat man gezapft, z.b. in maastricht, regionalarchiv limburg, da ist man fündig geworden.

was bekam man heraus?

man fand heraus, dass dieser heinrich boere schon am 8.2.1943 offiziell als sympathisant des NSB geführt wurde, der niederländischen variante einer NSDAP, und am 4.5.1943 wird er sogar mitglied.

aha, er ist also mehr als "nur" mitglied der waffen-SS? und "nur" mitglied des "kommandos feldmeijer"?

oho, ja, ja: der mensch boere zieht erst freiwillig mit der waffen-SS (division wiking etc.) an die ostfront, dann kommt er zurück, dann hat er wohl als ableser für die kommunalbehörde gearbeitet (ein idealer spitzeljob für böse zwecke! man hat ihn da bestimmt nicht ohne grund angestellt!), dann ging er in die oder den NSB (nationaalsocialistische beweging) ... und er ging auch am 14.1.1944 offiziell in die landwacht, siehe altes propaganda-material (video/fotos) hier ( www.youtube.com/watch?v=dlvJvuVrtoA ) den bewaffneten arm der/des NSB, bis dann die "aktion silbertanne" anlief, bei der dann gezielt gemordet wurde.

das ist ja eine ganze menge.

eben: das wurde alles schön verschwiegen. aber so rundet sich das bild eines bewussten und aktiven täters ab.

und?

dann haben sie noch herausgefunden, dass boere an einer razzia beteiligt war, am 17.5.1944, in helderen-panningen, und dann wurde da 52 menschen verhaftet, und einige davon gingen in den sicheren tod via zwangsarbeit oder KZ ... oder beides.

eine razzia?

man vermutete, dass in helden-panningen viele untertauchen konnten, aus dem widerstand, auch leute, die sich absetzten, und dann wollte man dieses "nest" ausheben. boere war dabei. (später gab es noch zwei razzien in helden-panningen, bei einer wurden dann 800 leute festgenommen, das war die sogenannte "kerkrazzia" = kirchenrazzia.)

bei einer razzia war er dabei? mit 100 oder 120 anderen bewaffneten NS-leuten?

halt, vorher noch war der heinrich boere schon aktiv. und da war einer von dreien, ganz wichtig also! er hat diese razzia vom 17.5.1944 vorbereitet, indem er einige tage zuvor mit zwei anderen (mit dem fahrrad wohl) schon in dieses dorf gefahren ist ... und hat sich ganz "undercover" als jemand vom widerstand ausgegeben, der nun untertauchen müsse.

er ist also in die rolle eines widerständlers geflüchtet? er hat alle betrogen und belogen?

ja, und dann hat man ihn auch noch aufgenommen. er durfte bei bauern schlafen! so helfend waren die menschen dort!

die dachten, boere sei einer von ihnen? einer gegen des NS-regimes?

sie boten unterschlupf für die, die vor den nazis fliehen wollten. (sie wussten nicht, dass boere "undercover" kam.) helden-panningen scheint ein bewundernswertes dorf gewesen zu sein. und genau diese - anständigen - leute des NS-widerstandes von unten, die wurden dann von boere und seinen 2 mitspionen hernach knallhart verraten. und dann kam wenige tage später diese razzia vom 17.5.1944.

das sind ja abscheuliche geschichten.

es hat wieder etwas von schlechten krimis, die auf RTL II sonst laufen. aber es scheint die wahrheit zu sein.

und das alles erschließt sich aus den neuen akten?

ja, die verteidiger hartmann und heiermann haben zusammen mit den ungenannten helfern (bei denen sie sich im prozess noch ausdrücklich bedankten) viel - neues - material zusammengetragen. (tolle leistung! kompliment an alle!)

das belastet boere?

sicher: denn es geht ja um die "schwere der schuld" (und um die schuld als solche auch) - und wenn boere behauptet, er sei ein kleines rädchen gewesen, dass mehr oder minder unwollentlich taten ausführte, aber nicht anders konnte, weil man ihn sonst selber abgestraft hätte ... oder erschossen hätte ... und wenn nun rauskommt, dass boere mehrfach und zudem überaus aktiv war, für die NS-bewegung in den niederlanden, und das sehr bewusst, und sehr vielfältig, zusätzlich zu den morden noch, dass es also wie ein langer strom der ketten von übeltaten war, dann steht seine person in einem anderen licht da.

ich erinnere mich an serge und beate klarsfeld.

ich auch: die haben doch leute wie den lischka und den hagen und den heinrichsohn aufgespürt, die dann in köln 1979 vor gericht kamen. (barbie ja später auch. der kam in lyon vor gericht.)

scheinbar redliche deutsche, die sich da tarnten und im normalen alltag lebten, obwohl sie grauslichste verbrechen begangen hatten. prokurist einer getreidehandlung in köln - das war der kurt lischka später, nach dem krieg! bis die klarsfelds kamen. er lebte da unbehelligt ein scheinbar normales leben. dann wurde er 1971 aufgespürt und erst 1979 kam es zum prozess in köln: 10 jahre haft. (es ging dabei um aktive beteiligung an der deportation und ermordung von mindestens 40.000 juden.)

aber die klarsfelds spürten diese täter auf. ansonsten ...

genau. lischka musste dann wenigstens in haft. nach seiner haft, die er nur teilweise absitzen musste, lebte er noch in einem seniorenheim in brühl.

boere lebt doch auch im seniorenheim! er ist aber für seine taten noch nicht belangt worden!

und boere ist jetzt einer von der unteren täterschiene, aber - so sieht es ja auch - offenbar alles andere als ein "zufällig hineingeratener".

nein, boere war wohl einer der bewusstesten aktiven. er wurde nach dem mord an den apotheker bicknese offenbar auch zum hauptscharführer befördert. da kommen viele dinge zusammen.

und das alles hat man nun erst aufgespürt?

ich sage: dazu sind solche prozesse doch da! die geschichte neu bearbeiten! fakten ans licht! fakten neu bewerten! die geschichte betrachten! die täter! die taten! die hintergründe! und endlich ist auch neues material nach oben befördert worden, was man so - in der öffentlichkeit zumindest - nicht kannte.

woher sind diese informationen zu den razzien?

man hat 1947 wohl opfer der razzien befragt, die dann davon berichtet haben. davon gibt es vernehmungsprotokolle. und man hat jetzt allen biographien der personen nachgespürt, die bei diesen razzien festgenommen wurde, zumindest bei dieser besagten am 17.5.1944.

und?

das habe ich doch schon gesagt: da sind einige tot, und die geburtsdaten und die todesdaten und die namen dieser opfer wurden von den anwälten heiermann und hartmann im gericht vorgetragen. das war eine große stunde: das man die namen der toten vorträgt. denn diese sind ja ermordet worden, nachher in deutschland. oder an den folgen der untaten an ermattung gestorben. und diese namen wurden verlesen. so hat man ihnen eine art symbolisches denkmal gesetzt. (ich hoffe, dass man diesen opfern in helden-panningen einen gedenkstein setzten wird oder schon gesetzt hat. und allen überlebt habenden helfern natürlich, die damals so mutig gewesen sind.)

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12) 30.01.2010 12:06 jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/496734

klau|s|ens zu den neu-mord-vorwürfen gegen heinrich boere im NS-kriegsverbrecherprozess zu aachen - www.klausens.com


Text: klausensblog


klau|s|ens, mit jedem deiner beiträge über heinrich boere und den prozess gegen ihn im landgericht aachen (justizzentrum aachen), wächst auch die zahl deiner kunstwerke.

es sind immer neue überlagerungen und veränderungen, ein stetiger prozess.

dann entstehen also nicht nur die LIVE-gedichte, sondern auch eine art künstlerischer zyklus.

das ist ja das fatale: man arbeitet sich an allem ab, jahrzehnte, jahrhunderte, und wieder ab, und wieder ab - und dann kommt schon das neue hinzu. die menge wird immer größer und größer. verbrechen um verbrechen. und zu viele gegen die menschlichkeit.

du meinst, wir sind mit den alten verbrechen noch lange nicht "klar", und doch passieren täglich neue schandtaten auf der welt, die wir dann auch noch "bearbeiten" müssen, oder verarbeiten, oder irgendwie verstehen?

es ist unendlich: das ist das menschliche fatum. - und dann haben wir noch ereignisse wie die STASI-debatte, wo es nicht um völkermord ging, gewiss, aber doch um morde ... und viele ruinierte leben.

und die täter und täterinnen führen auch noch teilweise angenehme leben.

das geht ja hinein bis in die parlamente. wir nehmen mal den landtag von brandenburg. dort sitzen ja STASI-mitarbeiter, wobei natürlich die schuld in jedem einzelfall zu klären ist. mitläufertum ist aber auch schon eine form von schuld, um auch das klarzustellen.

wir aber sind immer noch mit den NS-verbrechen befasst.

wir müssen das eine tun und das andere nicht lassen.

die NS-verbrechen sind vom ausmaß die unfasslichsten.

sicher, und deshalb sollten wir auch in der nachspürung aller täter am konsequentesten sein. das ist ja auch die große narbe dieses nachkriegsdeutschlands: wir haben diese unermesslichen verbrechen ... und wir haben die nichtverfolgung dieser verbrechen und verbrecher durch die deutsche justiz der 50er, 60er, 70er, partiell auch der 80er jahre.

aber nun scheint alles anders zu sein.

nun gibt es kaum noch lebende täter.

war es nicht richtig, dass shimon bzw. schimon peres, der israelische präsident, dann am auschwitz-gedenktag (zur befreiung des KZ am 27.1.1945) im deutschen parlament dazu aufrief, die täter weiter zu verfolgen?

oh ja! ich zitiere aus der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG vom 28.1.2010, seite 1: "Peres, dessen Großvater von den Nazis ermordet wurde, beklagte, dass Täter auch in Deutschland immer noch unbehelligt lebten. Ans Parlament gewandt forderte der Präsident: 'Bitte, tun Sie alles, um sie einer gerechten Strafe zuzuführen.' "

das war am 27.1. - und am 28.1. war dann der 14. prozesstag gegen heinrich boere.

genau: und absichtsvoll kamen dann die vertreter der nebenklage einen tag nach dem gedenktag zur befreiung von auschwitz mit neuen fakten zu boere.

eben: sie kamen mit dieser razzia in helden-panningen am 17.5.1944 (wo boere bei war), und mit aktionen vor dieser razzia von 3 undercover-agenten (wo boere bei war) ... und sie konnten für 7 personen nachweisen, dass sie in dieser razzia verhaftet wurden und dann hernach durch die qualen der nazis den tod fanden.

und dann haben sie gesagt: wir zeigen heinrich boere wegen mordes an.

sie meinten damit dann 7 neue fälle, in denen sie der meinung sind, dass boeres verhalten ursächlich ist, dass diese niederländer dann als zwangsarbeiter oder im KZ ... oder auch durch die entkräftungen unmittelbar nach der befreiung jeweils den tod fanden.

es geht also darum, dass boere einerseits 3 menschen heimtückisch umbrachte (die opfernamen de groot, kusters und bicknese seien in erinnerung gerufen) ...

... und es geht darum, dass boere noch weit mehr war, als einfach "nur" ein befehlsausführender! denn an einer 3-köpfigen undercoveraktion sich zu beteiligen, die dann zu einer razzia führt, die dann in der folge einige menschen (wahrscheinlich ja mehr als diese mit todesdatum zu recherchierenden 7) in den sicheren tod dann befördert ... das ist ja doch schon eine aktive und wichtige funktion im NS-besatzungsapparat der niederlande.

es geht immer um die taten, um die täter und um die opfer. alles muss beschrieben und erfasst werden. nichts darf vergessen werden. und alle täter müssen einer gerechten strafe zugeführt werden.

aber kann man den boere für diese tode verantwortlich machen?

aber ja, aber ja: alles tun hat konsequenzen. deshalb muss man das hernach immer mitdenken.

du meinst wie bei denen, die bei den deportationen aktiv halfen?

das ist eine lange liste von menschen, in unterschiedlichen funktionen. du hast immer die am schreibtisch, die dokumente zeichnen und persönlich befehlen. die sitzungen leiten, sitzungen besuchen. die, die zustimmen und ja-sagen und geschehen lassen. (denke doch nur an die wannsee-konferenz!) dann hast du die umsetzer. und du hast die, die dann die menschen direkt in die waggons hintreiben, die sie nachher hinausholen. und die, die sie zum schluss in die gaskammern jagen. diejenigen, die für das gas verantwortlich sind. diejenigen, die die krematorien erbauen. überall sind menschen am werk (teils ja auch gefangene, die dazu gezwungen wurden). und jede tat ist genau zu bemessen. da muss man die dinge schon aufklären und länger über alles nachdenken. (zumal alle nachher behaupten: "ich habe ja nicht gewusst, dass die deportationen den tod bedeuten würden und dass die menschen vergast würden." das ist ja der klassiker, auch im kölner prozess war das so.)

hat der lischka deshalb nur 10 jahre bekommen?

du meinst, kurt lischka (urteil 10 jahre, der ja so schön in köln-holweide wohnte) und ernst heinrichsohn (urteil 6 jahre) und herbert m. hagen (urteil 12 jahre). die 3 männer vom sogenannten "lischka-prozess" von 1979 in köln? wo serge klarsfeld die nebenklage vertrat?

ja, ja, das und die meine ich.

du musst immer noch die tat (bzw. die taten) nachweisen oder die beteiligung an der tat oder die planung der tat oder das zulassen der tat. oder das wissen. es hängt immer auch alles von der beweislage ab. dafür haben wir ja nun nach 1945 unseren rechtsstaat. zum glück. - aber immerhin sind sie verurteilt worden, nachdem serge und beate klarsfeld sie aufspürten.

und boere?

ich denke, dass dieser 28.1.2010 im boere-prozess eine wichtige stunde war, die irgendwo bei den recherchen der klarsfelds und von siemon wiesenthal anknüpft ... und die auch die mahnung von schimon peres (siehe oben) aufgreift: allen tätern, die frei rumlaufen, muss der prozess gemacht werden ... und dann müssen alle taten öffentlich gemacht und beleuchtet werden. insofern ist es wichtig zu wissen, was boere tat und woran boere aktiv teilnahm.

und die menschen von helden-panningen?

die werden neues lernen über ihre widerständischen helden. der name scheint ja wirklich zu passen, auch wenn helden-panningen seit dem 1.1.2010 zur neu genannten gemeinde "peel en maas" wurde, zusammen mit anderen kleinen orten. der name "helden" wird nicht verschwinden.

LIVE-GEDICHTE: KLAUSENS BEIM HEINRICH-BOERE-NS-KRIEGSVERBRECHERPROZESS IN AACHEN www.klausens.com/klausens-beim-bo...




13) 04.02.2010 14:46
jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/497114

klau|s|ens besucht brav den ns-mordprozess gegen heinrich boere in aachen - www.klausens.com


Text:
klausensblog

klau|s|ens, prozesstag 15.

ja, ein kurzer.

wieso?

es gibt nichts mehr zu verlesen, der einzige lebende zeitzeuge ist gehört (bestemann bzw. besteman in rotterdam), wichtige dokumente (die neu entdeckten oder zumindest neu von der nebenklage eingebrachten von letzter woche!) müssen noch übersetzt werden.

hat nicht die verteidigung von boere etwas zu dem gesagt, was die nebenklage will? vor eine woche? diese neuen dokumente aus dem archiv in maastricht. die verhörprotokolle? hat sie nichts dazu gesagt?

die verteidigung von heinrich boere (oder hendrik boere, denn niederländisch HENDRIK meint deutsch HEINRICH) wollte sich zu den dokumenten noch nicht äußern, sondern erst die übersetzung ins deutsche abwarten.

liegen die dokumente denn komplett auf niederländisch in aachen vor? diese verhörprotokolle über die razzien in helden-panningen?

ja, maastricht hat sie schnell nach aachen geschickt: die amtshilfe deutschland-niederlande bzw. umgekehrt klappte offenbar sehr gut.

und nun?

nun wusste heute beim prozess in aachen niemand recht weiter: für die plädoyers war es noch zu früh, denn dazu muss ja die beweisaufnahme samt zeugenvernehmung und beweisanträgen et al. komplett beendet sein, offiziell ... aber ansonsten ist derzeit wohl nichts neues in diesem prozess zu tun. wir bekamen noch ein paar termine für weitere prozesstage, die bis 24.3. reichen (tag des urteils?). aber mehr war nicht.

dann ginget ihr nach hause? ohne alles? ein gerichtstag ohne jede aktion?

nein, die verteidigung hatte dann doch noch einen antrag in petto. sie wollte, dass ein verhör von einem bart slop, ein mittäter dieses silbertanne-kommandos, verlesen wurde ... und dadurch bestandteil dieses prozesses wird.

und?

es geschah, denn ansonsten wären wir völlig sinnlos an diesem prozesstag in aachen gewesen.

man verlas?

ja, man verlas das verhör, welches die verteidigung wünschte, aber auch noch ein weiteres, welches ebenfalls vorlag. beide verhöre sind von ein und demselben täter, von einem mitglied der waffen-SS (1941) ... und ab 1944 mitglied der SS in den niederlanden: bart slop. einer wie boere. (15.2.1946 und 2.4.1946, S. 350 ff. bzw 50 ff., sonderband I der prozessakten.) wir hörten also zwei - eher kurze - zusammenfassungen von verhören, die irgendeiner von der justiz oder der polizei oder wem immer damals machte. im gefängnis zu arnhem (= deutsch: arnheim), denn da saß dieser bart slop wohl ein. da befragte man ihn zweimal.

was erhofft sich die verteidigung?

sie meint, dass u.a. der text dieses einen verhörprotokolls (wir hörten dann ja 2 protokolle) beweist, dass die mörder des kommandos feldmeijer mit dem tod oder mit KZ bedroht wurden, sofern sie die befehle nicht befolgten oder die geheimhaltung verletzten. die verteidung hat ja als linie: boere gibt 3 morde zu, aber er musste sie ausüben, da er sonst selber von seiner eigenen SS (oder dem SD in der SS oder weiteren gliederungen, derer es ja unübersichtlich viele gab) umgebracht worden wäre. oder in ein KZ gekommen wäre.

ging das aus den verhörprotokollen hervor?

nur bedingt. oder eher: kaum. der anwalt der nebenklage, also der nachkommen der opfer der morde, heiermann, meinte nachher sehr klar: wenn überhaupt, dann ging es in den protokollen nur um die androhung von strafe bei verletzung der geheimhaltung. aber morden = menschen umbringen, das taten doch alle bei dieser feldmeijer-truppe offenbar eher sehr freiwillig. (die haben in einem fall sogar mal hölzchen gezogen, wer beim morden dableiben muss, weil die autos nicht genug plätze hergaben.)

was denkst du?

ich denke, dass verhörprotokolle von 1946 leider heute nicht mehr durch nachfragen zu verifizieren sind, zumal der verhörte, bart slop, vielleicht (oder sicher) tot ist. - bei jedem verhör gilt zudem, dass die täter sich damals wohl auch zu schützen versuchten. und es liegt nahe, dass man 1946 als verhafteter dann immer dreist sagt: "ich musste es tun!" diese schutzbehauptung ist immer gut.

meinst du?

und wenn bart slop das also gesagt hat, 1946, dann muss es noch nicht gestimmt haben. zumindest nicht so, wie er es behauptet. man muss ja alle dokumente querlesen ... und vergleichen und sich daraus eine meinung bilden. (und man muss wissen, wie die NS-besatzer insgesamt gehandelt haben, und ob überhaupt jemals menschen aus der SS oder aus dem SD oder aus der landwacht oder der SIPO umgebracht wurden, weil sie einen mord nicht ausführten. ich bezweifele, ob es quellen gibt, die beweisen können, dass man innerhalb der "germaanschen SS" der niederlande die eigenen leute umgebracht hat, weil diese nicht mehr voll mitmachen wollten. aber das sollen die historiker uns erzählen. vielleicht gibt es ja einen fall, oder zwei. aber so groß wird die angst nicht gewesen sein, meine ich, nach dem, was ich bislang dazu in diesem prozess und außerhalb hörte.)

wer ist dieser bart slop?

er ist einer von den circa 15 leuten (ich müsste sie mal alle namentlich erfassen und dann zusammenaddieren. aber ich habe die akten dazu leider nicht.), die bei diesem "kommando feldmeiejer" aktiv waren und die doch gezielt "repressalaktionen" durchführten, besonders dann, wenn einer der NS-ihren durch den widerstand mutiger niederländer ums leben kam oder zumindest durch ein attentat verletzt wurde. das war ja dann knallhart: ein toter deutscher, und dann sollten gleich mehrere niederländer als rache dran glauben.

und bart slop?

bart slop, geboren am 24.6.1914 in rotterdam, damals dann wohnhaft in voorburg (heute teil von leidschendam-voorburg), mitglied der "Germaanschen SS" in den niederlanden, bis 4.11.1941 beamter bei einer behörde vom ministerium "economische zaken" (wirtschaftsministerium) in den haag, ab 5.11.1941 waffen-SS (freiwilig gemeldet), kam 1941 nach zwischenstationen, u.a. wohl in klagenfurt und/oder graz, an die ostfront; nach verwundung 1944 zurück in die niederlande, im april wohl, dann auch im jahr 1944 wurde er ins "sonderkommando feldmeijer" berufen (oder abkommandiert? oder hat er freiwillig sich dorthin gemeldet? das ist eine der fragen, die diesen boere-prozess begleiten). beteiligte sich während der "aktion silbertanne" wohl an den morden an j. de vries, dr. josua bromet und dirk ubbels.

und?

morgen erzähle ich dir mehr zu einer aktion von bart slop. ich bin jetzt müde von allem. immer mord, mord, mord.

LIVE-GEDICHTE: KLAUSENS BEIM HEINRICH-BOERE-NS-KRIEGSVERBRECHERPROZESS IN AACHEN www.klausens.com/klausens-beim-bo...



14) 05.02.2010 09:44
jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/497170

klau|s|ens erzählt weiter vom NS-prozess gegen heinrich boere in aachen - www.klausens.com


Text:
klausensblog

klau|s|ens, gestern ging es um den boere-prozess in aachen - und heute auch? gab es denn noch einen verhandlungstag? zwei hintereinander? tag auf tag?

nein, aber ich wollte doch gestern noch von diesem bart slop weitererzählen. das mache ich jetzt.

das war auch einer von diesen mördern?

ja, und dessen verhörprotokolle zweier verhöre von 1946 wurden gestern im gericht verlesen.

und?

die idee bei einem attentat, 19.7.1944, an dem bart slop beteiligt war, sah vor: fahrt nach apeldoorn, dann nach dem namen fragen. das opfer war ein herr mees. vornamen-initialen a.r.p. - und nach dem geburtsdatum fragen. sie fragen also immer wieder nach namen und geburtsdatum, bevor sie schießen. es soll nie der falsche erschossen werden. alles war ja auch furchtbar geheim. a.r.p. mees war das geplante opfer jedenfalls.

sie fragen also vielleicht so: "sind Sie der herr xy? wann sind Sie geboren?" - oder: sind Sie am XY geboren?" ... und dann schießen sie?

vielleicht. im fall von herrn mees war es noch anders.

wie?

da hatten sie noch eine teuflische idee mehr. (sie gaben sich übrigens unter der tarnung aus, beamte des crisis controle dienst zu sein: CCD, als sie bei mees klingelten ... an der tür. in apeldoorn.)

welche idee hatten sie noch?

einer sollte den brief übergeben. und dann sollte dieser kromhout schießen. so berichtete bart slop in dem verhör.

hendrik (oder henk) kromhout hat doch auch mal mit heinrich boere ... mord an kusters, mord an de groot ...

ja, ja, diese täter tauchen in immer anderen konstellationen auf, waren aber doch alle zusammen bei dieser "aktion silbertanne" beteiligt.

und was war nun mit herrn mees.

da sollte ein brief übergeben werden ... und wenn der arme mensch den brief entgegennimmt oder öffnet oder so, dann wird der eine mörder schießen. (man ist ja dann abgelenkt. der brief wäre also ein klassischer ablenker. taschendiebe arbeiten ja auch so. eine person sagt: "ihre tasche hat ein loch", das opfer ist abgelenkt, und die andere stiehlt dann. oder auch derselbe, der das sagte. - ablenken ist klassisch, wenn man böses will.)

sie haben sich also noch überlegt, wie sie am besten töten?

so kann man sagen. kromhout hat dann als erster geschossen, und dann auch bart slop. ich weiß nicht, wer alles dabei war. (offenbar auch ein adolf de man, wie wir weiter unten sehen.) bart slop gibt in seiner vernehmung ja auch nur die eine variante der ereignisse wieder.

und heinrich boere?

der war bei dieser aktion nicht dabei. (aber 5 tage vorher: mord an bicknese, andere böse mordaktion.) es geht um ein prinzip: meist zwei autos, losfahren, zu der adresse, wo man das opfer vermutet. dann klingeln, sofern nötig. nach dem namen fragen, nach dem geburtsdatum fragen. oder sich der person richtig versichern, irgendwie. vielleicht gar den ausweis holen lassen. und dann schießen. - bisweilen aber noch etwas anderes zur ablenkung herumbauen, wie den vermeintlichen brief. (es sollte ja schnell gehen ... und geheim. der mord blieb nicht geheim, aber wer es genau war, das sollte niemand erfahren.)

und?

"Op 19 juli 1944 werd Mees in de deuropening van zijn woning aan de Genistalaan in Apeldoorn neergeschoten door twee personen. Hij overleed later op de avond in het ziekenhuis. De moordaanslag op Mees was een vergeldingsactie voor de liquidatie door het ondergrondse verzet van de N. S. B. 'er Maalcke. Deze was tijdens de bezetting directeur van het arbeidsbureau aan de Emmalaan in Apeldoorn. Deze vergeldingsaanslagen van de bezetter op goede Nederlanders staan in de geschiedenis bekend onder de naam Silbertannemoorden. Mr. Mees was ook beslist geen vriend van de Duitse overheersers. De lafhartige moord werd gepleegd door de Nederlander Adolf de Man en enkele handlangers van hem. In 1950 werd de Man bij verstek tot levenslange gevangenisstraf veroordeeld. De Man woonde na de oorlog in het Duitse stadje Hegge. Mees is op het plaatselijke kerkhof aan de Apeldoornseweg begraven. Gelukkig is er een straat naar hem vernoemd. Uit eerbied en erkentelijkheid. Mr. A. R. P. Mees heeft heel veel goeds gedaan voor Vaassen. Dat mogen we niet vergeten." QUELLE: homepage der gemeinde vaassen. www.vaassen-online.nl/index.php?name=Vaassens_Historie&pa=showpage&id_art=36

das ist ja niederländisch?

na und: die taten geschahen in den niederlanden, und die mörder sprachen wohl niederländisch untereinander, zumindest bei diesem "kommando feldmeijer". da müssen wir diese sprache auch mal original hören. das gehört schon dazu, wenn man einen prozess führt, der deutsch-niederländische interkulturelle faktoren auch beinhaltet.

und woher hast du das?

das ist von einer homepage der gemeinde vaassen (steht doch oben.), wo es offenbar eine meesstraat gibt. nach diesem mann benannt. nach dem opfer benannt. ein gewisser frek bomhof (vielleicht ein lokalhistoriker in vaassen) hat fakten zu herrn mees niedergeschrieben. oben das stück handelt von jenem attentat. (vaassen liegt zwischen apeldoorn und epe.)

warum geschah es?

oben in der quelle steht, es war eine vergeltungsaktion der nazis wegen dem widerstandsattentat auf den NSB-ler maalcke. der hauptschütze beim attentat auf mees soll ein adolf de man gewesen sein, der dann 1950 zu lebenslang verurteilt wurde, er soll nach dem krieg in deutschland, in hegge (landkreis höxter) gewohnt haben. (das attentat gegen mees war ja nur 5 tage nach dem attentat auf den apotheker bicknese, bei welchem boere beteiligt war.)

war er nun im gefängnis oder nicht? der schütze, der auf mees ...?

dieser adolf de man? das geht aus den angaben der homepage nicht hervor. vielleicht hat sich ja adolf de man wie auch heinrich boere irgendwie nach deutschland abgesetzt und blieb dann ewig unbehelligt. das müsste man nachrecherchieren.

es gäbe so viel zu recherchieren.

ich weiß. aber heute haben wir wieder etwas gelernt. wir haben zwei weitere täternamen, die wir auch nicht vergessen: bart slop und adolf de man, und wir haben ein opfer, dass wir als a.r.p. mees kennen, nach dem in vaassen eine straße benannt wurde und der auf dem friedhof am apeldoornsweg dort begraben liegt. mees wurde am 25.8.1883 geboren und starb durch einen gemeinen und heimtückischen mord am 19.7.1944. (übrigens nicht sofort, sondern er erlag abends an den folgen der vielen schüsse.) das opfer werden wir erst recht nicht vergessen.

die welt ist so verdammt schlecht.

halt. es gibt noch anderes: so fand ich informationen über einen niederländischen nazijäger namens jack kooistra, der in leeuwarden wohnt(e). der soll leute wie (obigen) adolf de man oder gerardus weimar oder klaas epskamp oder herbertus bikker aufgespürt haben. es gibt also auch diese seite: die aufarbeitung nach dem krieg und die leute, die keine ruhe geben. kooistra nennt man auch den wiesenthal der niederlande, aber er hat 2005 offiziel bekanntgegeben, dass er mit seiner tätigkeit als "spürhund" nun aufhört. er muss ein großes (privates) archiv über opfer und täter haben, alles aus der und über die NS-zeit in den niederlanden.

was war denn mit bikker?

das war doch der "henker von ommen", ein ganz brutaler fieser mensch, der zum tode verurteilt war, aber 1952 nach deutschland fliehen konnte und dort in hagen lebte. (so wie boere). schließlich wurde - wie bei boere - das verfahren nach jahrzehnten dann doch begonnen. 1993 aufgespürt bzw. entdeckt begann das verfahren dann jahre später. aber ...

was aber?

man musste das verfahren einstellen, wegen "verhandlungsunfähigkeit." der prozess wurde quasi abgebrochen. 2004 war das. und 4 jahre später ist bikker gestorben, ohne in deutschland abgeurteilt worden zu sein. der "henker von ommen" kam glimpflich davon.

dann ist die welt nicht gerecht?

nie! es gibt massig NS-täter, die sogar vollkommen unbehelligt lebten. - wir können nur hoffen, dass die angst vor der entdeckung, ihnen das leben zur hölle machte.

was heinrich boere wohl denkt oder fühlt oder glaubt oder meint?

er äußert sich ja nicht.


15) 21.02.2010 11:08 jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/498323

klau|s|ens hört beim heinrich-boere-prozess kurze übersetzungs-vorlesungen - www.klausens.com


Text:
klausensblog

klau|s|ens, es lagen noch nicht alle übersetzungen vor?

ja, leider, leider. diese dokumente aus dem archiv für limburg in maastricht ... die mussten ja alle ins deutsche übersetzt werden. und die letzten seiten dieser übersetzung sind wohl erst am freitag morgen im gericht eingetroffen. (wer da wohl die schuld trägt? der/die übersetzer/-in? das gericht? andere? aber es ist, wie es ist.)

wozu führte das?

wir hörten nicht alles, was wir am freitag, 19.2.2010, hätten hören können. die nebenklage hat ja mit helfern dokumente aufgetan, wonach boere aktiv als spitzel tätig war und widerständler in helden-panningen im mai 1944 bewusst verraten hat, sodass diese verhaftet wurden, was dann zu deportationen nach deutschland führte, und in einigen fällen (7 sind wohl klar nachgewiesen) zum sicheren tod dieser opfer dann in KZ und/oder arbeitslagern in deutschland.

und welche dokumente?

das sind diverse verhöre und befragungen, u.a. auch mit boere selbst, nach dem krieg ... und die waren ja in der öffentlichkeit bislang nicht bekannt gewesen. die idee ist: boere hat nicht nur in 3 fällen gemordet, sondern er ist zudem ein aktiver und aggressiver verfechter der NS-ideologie gewesen.

aha.

boere tut immer so, als hätte er als befehlsempfänger menschen erschießen MÜSSEN. ... aber es stellt sich heraus, dass er mehrfach überaus bewusst und dauerhaft teil des schreckenregimes der deutschen in den niederlanden war. boere war in der waffen-SS, im NSB, in der landwacht (bewaffneter arm des NSB) und in der SS ... da im besonderen "kommando feldmeijer" und ... und ... als zählerableser hat er zeitgleich auch gearbeitet. und das ist ja auch der klassische job, um dinge und menschen auszukundschaften.

was ist hinter allen neuen fakten um boere die idee?

die idee ist: boere hat uns vieles verschwiegen, was jetzt mühsam recherchiert werden musste. boere war kein "armer mörder" auf befehl, sondern ein mörder des wollens. das ist sehr wichtig, wenngleich man ihm die toten widerständler in deutschland kaum als weitere morde unmittelbar auf den zettel seiner untaten schreiben kann, rein rechtlich. es wäre eher etwas wie aktive beihilfe. aber es gab ja auch viele schreibtischtäter, die deportationen organisierten und veranlassten und planten ... und die nachher sagten: "ich habe niemanden umgebracht. ich trage keine schuld." man muss dann alles im rahmen des verbrecherischen gesamtsystems bewerten. die fakten müssen deutlich sein. jede neue information nutzt. man muss überlegen, wie sehr und wie willentlich heinrich boere das NS-system in den niederlanden (be)förderte und vorantrieb, auch wenn er ja eher weiter unten in der pyramide des bösen agierte.

es gibt ja da eine liste.

ja, die universität amsterdam hat die verurteilungen deutscher und österreichischer NS-täter zu NS-verbrechen in den niederlanden erfasst und alle täter samt urteilen zusammengesucht: www1.jur.uva.nl/junsv/NED/NL-Uebersicht.htm

"Niederländische Strafverfahren gegen Deutsche und Österreicher wegen im 2.Weltkrieg begangener NS-Verbrechen"

aha.

auf dieser liste ist aber boere nicht erfasst, weil er denen als niederländer galt (gilt?). auch uns bekannte täter wie besteman(n) oder kromhout, die an den morden auf bicknese, de groot und kusters z.B. beteiligt waren, fehlen in dieser auflistung. wohl, weil sie als niederländer gelten.

hast du deine gedichtseite denn weiterbetrieben?

ja, auch diese wächst. es sind ja nicht nur die LIVE-gedichte, sondern weit mehr informationen, die dann hier und da auftauchen. es ist auch das: ein prozess!

LIVE-GEDICHTE: KLAUSENS BEIM HEINRICH-BOERE-NS-KRIEGSVERBRECHERPROZESS IN AACHEN www.klausens.com/klausens-beim-bo...



16) 23.02.2010 16:27
jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/498547

klau|s|ens hört eine weitere einlassung von boere im heinrich-boere-prozess wegen NS-morden zu aachen - www.klausens.com


Text:
klausensblog

klau|s|ens, der herr boere sprach selber?


nein, die anwälte verlasen.

heute?

ja, heute morgen im prozess in aachen.

hat er nun gesagt, was war und warum und wie ... und dass er alles bereut?

nein, die anwälte verlasen eine erklärung, wonach boere eine schreibschwäche hat. deshalb also wurde "verlesen", und zudem von den anwälten, sodass man immer fürchten muss, die anwälte sprechen in der erklärung ... und boere unterschreibt nur brav, was diese für richtig halten. aber das ist am ende auch unwichtig.

was hat er denn erklärt?

er hat zu den letzten dokumenten erklärt, die da in den archiven aufgespürt wurden, zu diesem vernehmungsprotokoll vom september 1946 und zu anderen dokumenten / aussagen: es könne sein. er könne sich nicht erinnern. das mag so gewesen sein. das wisse er nicht mehr. das könne er nicht ausschließen. in diesem tenor. diese ganzen formulierungen wären eine germanistische quelle für sich. aber sie können ja von den anwälten stammen. der kern ist: mag sein, kann sein, kann nicht sein, weiß nicht, weiß vielleicht nicht, wenn es so ist, dann ist es so. immer nach der devise: was urkundlich ist, wird wohl stimmen. und: der mensch ist eben schwach - und sein gedächtnis auch.

also seine NSB-mitgliedschaft, und seine tätigkeit als zählerableser, und seine arbeit bei der landwacht (dem militärischen arm des/der NSB)? alles nun auch zugegeben?

ja, diese dinge sind ja nun sowieso erwiesen, also quasi amtlich ... und jetzt kommt herr boere hernach und bessert seine biographie etwas nach, weil er zuvor die dinge ja anders darstellte. lückenhaft. er hatte seine biographie geschönt. dabei beruft er sich nun auf das vergessen, was wirklich ein menschliches problem ist ... was aber in diesem zusammenhängen nicht recht glaubhaft wirkt.

dann entsteht die biographie von heinrich boere durch diesen prozess?

so kann man es fast sagen: jedes verlesene dokument, jede sterbeurkunde, jeder nachweis ... alles lässt eine steinbruchartige biographie von boere (und der mittäter) entstehen, aber auch nur den umriss vom umriss vom steinbruch, denn es sind wenige daten und wenige fakten, aber sein leben ist über 88 jahre alt. der prozess versucht das leben des heinrich boere nachzuzeichnen, welches heinrich boere selber nicht recht zu kennen scheint. es ist schon kurios, mit dem alter, mit den taten, mit dem vergessen, mit den dokumenten.

welchen sinn hatte dann die boere-einlassung von heute?

die anwälte wussten, dass man nicht leugnen kann, was durch diverse schriftliche quellen relativ sicher nun belegt ist.

dann ist die verteidigung in der defensive?

aber ja - dennoch legten sie direkt nach und forderten nun ihrerseits noch die weitere verlesung eines dokumentes, aus dem hervorgeht - so die meinung von boeres anwälten - , dass man zu jenem kommando feldmeijer prinzipiell "abgeordnet" wurde (das ist also der gedanke: ich wollte nicht, ich musste!) ... und wonach man mit einem bein im grab oder im KZ gestanden habe, wenn man die befehle bei feldmeijer nicht brav ausführte, also: widerständler aufspüren, nach namensliste, und dann ermorden. denn dazu war dieses kommando ja da.

es war dann noch eine weitere zeugenaussage?

ja, von einem halb-mittäter bei den morden auf die bürgermeister von asten und someren ... der aber dann nicht mitfahren durfte, wegen platzmangels in den autos, und der das längste streichholz gezogen hat. und der dann wartete, bis die anderen nachts um 1.30 uhr zurückkamen.

ach der.

die anderen hatten bei den 3 mordattacken auch eine waffe verloren, wohl sander borgers war derjenige, welche seine pistole nicht mehr finden konnte. außerdem war ein attentat von den geplanten dreien nicht erfolgreich gewesen. opfer frans eijsbouts überlebte! also: 2 schlimme "fehler" in der logik des mordens.

ach so.

und dann fuhr eben dieser mensch wegen eines streichholzes zum warten und nicht mitmorden "verdammte" am tag danach los, um nun selber auch aktiv zu werden. laut verhörprotokoll wurden aber dann die aufträge absichtlich nicht ausgeführt. so versuchte er also die geschichte dann in seinem sinne nach dem krieg noch positiv zu drehen.

dann war dieses protokoll vom jenem gerardus johannes theodorus kniest (möge er sich so schreiben) ja eines der sich-freistellung von den taten.

es waren zwei protokolle, eines von 1945 und eines von 1947, zwei verhöre, einmal sitzt der mensch in dem gefängnis, einmal in dem anderen.

und diese aussagen sollen boere nun entlasten?

der mittäter spricht von der einberufung in das kommando - und er spricht von dem "bein im grab", falls man die morde nicht ausführt. daran klammert sich die verteidigung, um den befehlsnotstand hinzubekommen. die worte eines feldmeijer-kommando-genossen von boere sollen das erbringen.

und nun?

nun wird das verfahren vielleicht schon am kommenden verhandlungstag in das ende der beweisaufnahme und den beginn der plädoyers eintreten.

und diese protokolle?

ich weiß nicht, was noch auftaucht und was man noch verlesen könnte. außerdem sind es ja meistens täter, die die taten beschreiben. da müsste man noch wissen, ob diese täter zusammen inhaftiert waren, ob sie in der haft umgang hatten, und ob sie 1945 zumindest genau absprechen konnten, was die dann beim verhör jeweils so alles erzählen.

was willst du sagen?

ein verhör ist keine sichere quelle ... nur weil es ein verhör ist. man muss die täterverhöre untereinander abgleichen ... und man muss daraus dann den wahrheitshergang ermessen. außerdem kennt man die taten und deren verlauf.

hat boere selber denn heute nichts gesagt?

nein, er selber schwieg. seine anwälte lasen vor. die salamitaktik des dieses oder jenes zugestehen, sofern es unabänderliche fakten sind, wie boeres mitgliedschaft im NSB, die er uns ja anfangs sorgsam verschwiegen hat. diese ewige taktik. und kein bereuen und verzweifeln und verzagen ... keine entschuldigung bei den angehörigen der opfer ... kein nichts. was soll das alles? herr boere, was soll ihre existenz?

ich würde seine biographie gerne viel präziser kennen.

sicher: aber das ist dein historisches privatinteresse. für das gericht geht es a) um die taten in ihrer faktizität und b) um die bewertung dieser taten, auch hinsichtlich eines schuldspruchs und einer strafzumessung.

was denkst du?

für mich ist boere der morde natürlich schuldig, die er zugegeben hat. und der "befehlsnotstand" zieht nicht recht. und für mich ist er zudem ein überzeugter NS-aktivist, der nicht ohne grund zu diesem kommando feldmeijer geholt wurde. für mich sind diese morde und die weiteren taten (spionage, auskundschaften, razzien vorbereiten, menschen "ans messer liefern" und razzien mitmachen) aktiv und bewusst und wollend ... und nicht unter zwang und aus schlotternder angst begangen worden.

du sagst zu feldmeijer "geholt"?

so sehe ich das: man hat sich bestimmte leute "geholt", weil man die für gut befand, bzw. feldmeijer selber, der iniator des kommandos.

und dann?

dann sind diese SS-ler bzw. ex-waffen-SS-ler gekommen. das war keine "abordnung", wo die leute geweint haben. sondern sie dürften willig und fröhlich gefolgt sein, weil man für sie nun, nachdem sie als waffen-SS-ler an der ostfront waren und dort nicht mehr kämpften (wegen krankheit oder verletzung), nun in den niederlanden selbst eine neue "schöne" tätigkeit und eine andere verwendung gefunden hatte.

LIVE-GEDICHTE: KLAUSENS BEIM HEINRICH-BOERE-NS-KRIEGSVERBRECHERPROZESS IN AACHEN
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17) 01.03.2010 11:02
jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/498915

klau|s|ens vor den plädoyers im heinrich-boere-NS-prozess in aachen - www.klausens.com


Text:
klausensblog

klau|s|ens, der prozess gegen heinrich boere nähert sich dem ende.

ich weiß, ich weiß - aber wir wissen nichts.

wir haben doch einiges erfahren.

sicher, viele bruchstücke, aber immer nur aus den dokumenten. es ist aber ein täter anwesend, der uns vieles erzählen könnte, wenn ihm die 88 jahre lebenszeit nicht dabei hinderlich sind.

ist dir nichts aufgefallen?

was?

der prozess vergisst die schrecken.

tut er das?

man sitzt da, man hat einen raum, es ist geheizt, der regen bleibt draußen, der angeklagte wird medizinisch betreut. vor dem gerichtssaal ist die cafeteria, wo ich mir jederzeit café holen kann. oder ein belegtes brötchen.

was willst du sagen?

es ist die routine von raum und akten und aussagen. die verbrechen kommen vor, aber sie kommen auch nicht vor.

und weiter?

der angeklagte ist da, aber er ist auch nicht da.

wo ist er denn?

er sitzt da, aber er redet ja nichts. irgendwann guckt man gar nicht mehr hin. es ist ein prozess, der eigentlich ohne den angeklagten stattfindet. er sitzt da, aber man nimmt ihn kaum noch war. man hat sich an den menschen im rollstuhl gewöhnt wie an einen alten schrank im keller.

dann verschwinden die verbrechen?

irgendwie ja. sie werden verlesen, wenn protokolle von verhören verlesen werden. aber die verbrechen sind gar nicht so schlimm, wie sie waren. alles bekommt etwas geglättetes. es bleibt der text. und der ist auch schon seltsam verkürzt. jedes polizeiprotokoll ist eine verkürzung des geschehens.

das ist die gefahr!

genau: es ist die gefahr. alles scheint normal. da ein mord, hier ein mord, mal im september 1944, mal in einem anderen monat. so war es eben. die dinge drohen, beliebig zu werden.

du möchtest aber, dass man sich erinnert, dass es verbrechen waren.

ja, aber zugleich weiß ich, dass die justiz nur "überleben" kann, wenn sie die gefühle aus all den dingen wieder rausnimmt. "recht sprechen" ist schwer, wenn man "aufgekocht" ist.

also, was willst du nun?

ich meine nur: boere verschwindet. die taten. der täter. der schrecken. du musst dir mal vorstellen, gleich klingelt einer bei dir, oder zwei, fragen dich nach deinem namen ... und dann schießen sie auf dich.

und andere schreien. diejenigen, die zeugen der taten sind. kinder verlieren den vater. frauen den ehemann. es ist grausam.

genauso: das ist grauslich. und egal, ob es nun 48 oder 50 oder 54 erfolgreiche bzw. versuchte silbertannen-morde waren. diese ganze aktion ist und war bösartig und unmenschlich.

ich weiß.

genau das aber sollte in so einem prozess nicht in vergessenheit geraten. mord ist kein bagatelldelikt. man denkt ja oft: die haben so viele menschen dann vergast, da ist ein gewöhnlicher mord eine andere kategorie. man stellt seltsame vergleiche an.

die schrecken des nationalsozialismus hatten so gigantische ausmaße, dass man dazu neigt, alles falsch zu relativieren.

genau so. ich wünschte mir, dass wir uns das alles vor augen halten und nicht in diesem gewirr von akten und aussagen und protokollen und einem ewig schweigenden heinrich boere allesamt in der (vermeintlichen) belanglosigkeit der verbrechen untergehen.

"belanglosigkeit der verbrechen"?

nein, nein, ich meine es nicht so. sie sind NICHT belanglos. ich meine es so, dass man nach vielen prozesstagen als prozessbeteiligter und als zuschauer so empfinden kann: ach, diese verbrechen da! man wird routiniert und abgestumpft.

dann ist abstumpfung eine gefahr für uns alle?

aber ja, zumal jeden tag neue verbrechen passieren. und diese NS-verbrechen waren so zahlreich und so viele. wenn ein gefangener fast tot getrampelt wird, auf dem hof eines KZ ... dann ist das eine abscheuliche und widerliche tat. das ist quälerei und folter und so ... und man sollte das nicht kleinreden, weil es noch so viel schlimmere und abscheulichere dinge unter der NS-herrschaft gegeben hat. dieses relativitätsproblem umgibt alles. dabei ist schon ein einziger von menschen an anderen menschen zugefügter schmerz etwas bösartiges.

ich denke, wir haben deinen kerngedanken nun verstanden. man neigt dazu, schlimmste verbrechen als weniger schlimm anzusehen, weil es ja noch diese unvorstellbar inhumane "endlösung" gab. das allerschlimmste! das systematische ausrotten einer ganzen volksgruppe!

danke. ja, ja, du verstehst mich. am liebsten wäre mir, boere würde alle seine erinnerungen zusammenrufen und dann in aller wahrhaftigkeit eines 88-jährigen alles erzählen, was er tat und was er wusste. alles auspacken. reden, reden, reden. wie bei einer beichte. alles raus! würde er wahrlich bereuen, was er tat, und würde er das wahrlich auch zum ausdruck bringen, wäre das noch besser und passender.

du meinst, mit blick auf die kommenden generationen.

ja, denn denn die aufklärung von heute dient teils dazu, an die opfer und deren angehörigen einen kleinsten (mini)teil von einer art "wiedergutmachung" zu geben. (es lässt sich ja nichts wiedergutmachen! aber man kann die narben etwas schneller heilen lassen, wobei solche narben niemals weggehen. höchstens weniger schmerzen.)

und wozu dienen die urteile noch?

dass die nachgeborenen solche verbrechen NIE MEHR begehen ... oder zulassen, dass sie begangen wären.

ja, auch das hoffen wir immer. und doch: der spuk geht irgendwann immer von vorne los. ganz so optimistisch wie du kann ich kaum sein. rohe gewalt findet leider immer wieder nachahmer und fürsprecher.

LIVE-GEDICHTE: KLAUSENS BEIM HEINRICH-BOERE-NS-KRIEGSVERBRECHERPROZESS IN AACHEN www.klausens.com/klausens-beim-bo...


18) 03.03.2010 10:51
jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/499076

klau|s|ens hört plädoyers für lebenslang im heinrich-boere-NS-mord-prozess in aachen


Text:
klausensblog

klau|s|ens, gestern wurde die beweisaufnahme geschlossen.

das verfahren gegen heinrich boere wegen mord in 3 fällen (so die anklage) geht zuende.

haben sie gestern schon die plädoyers gehalten?

ja, staatsanwaltschaft und nebenklage, also die anwälte im auftrag der hinterbliebenen der opfer.

die haben ihre forderungen gestellt?

es kam so, wie es zu erwarten war.

was war zu erwarten?

alle sagen, boere ist der 3 morde schuldig, an bicknese, kusters und de groot, als täter (in allen 3 fällen also.) - boere selber hatte die taten ja auch im prozess zugegeben.

und? was fordern sie? strafe?

sie fordern (3x) lebenslänglich = lebenslänglich - aber: a) die staatsanwälte forden lebenslänglich ... und die nebenklage fordert b) lebenslänglich bei besonderer schwere der schuld.

- § 211 Mord
(1) Der Mörder wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe bestraft.
(2) Mörder ist, wer
aus Mordlust, zur Befriedigung des Geschlechtstriebs, aus Habgier oder sonst aus niedrigen Beweggründen,
heimtückisch oder grausam oder mit gemeingefährlichen Mitteln oder
um eine andere Straftat zu ermöglichen oder zu verdecken,
einen Menschen tötet.


das ist nicht das gleiche? lebenslang und lebenslang "bei besonderer schwere der schuld"?

nein, das das zweite wiegt noch schwerer, wenn so geurteilt wird. das hat dann etwas mit der mindesthaftzeit zu tun, also wann diese strafe "lebenslang" erstmals so überprüft wird, ob der angeklagte eventuell bei besonders guter führung bei bewährung aus der haft entlassen werden würde können.

- § 54 Bildung der Gesamtstrafe
(1) Ist eine der Einzelstrafen eine lebenslange Freiheitsstrafe, so wird als Gesamtstrafe auf lebenslange Freiheitsstrafe erkannt. In allen übrigen Fällen wird die Gesamtstrafe durch Erhöhung der verwirkten höchsten Strafe, bei Strafen verschiedener Art durch Erhöhung der ihrer Art nach schwersten Strafe gebildet. Dabei werden die Person des Täters und die einzelnen Straftaten zusammenfassend gewürdigt.

- § 57a Aussetzung des Strafrestes bei lebenslanger Freiheitsstrafe
(1) Das Gericht setzt die Vollstreckung des Restes einer lebenslangen Freiheitsstrafe zur Bewährung aus, wenn

1.
fünfzehn Jahre der Strafe verbüßt sind,
2.
nicht die besondere Schwere der Schuld des Verurteilten die weitere Vollstreckung gebietet und
3.
die Voraussetzungen des § 57 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 und 3 vorliegen.


aber bei einem 88-jährigen mann! der wird doch kaum die mindestens 15 jahre bei lebenslang "ohne schwere schuld" einsitzen!

ja, es geht bei diesen strafen kaum noch ums "absitzen", sondern erst einmal darum, dass diese zustande kommen.

das ist das wichtige?

ja, insofern sind auch die aussagen der plädoyers selber interessant. also bewertungen zum NS-system des verbrechens und zum umgang der deutschen justiz eben damit.

dazu gibt es viel zu sagen?

sehr viel: denn die geschichte der deutschen nachkriegsjustiz bezogen auf NS-täter ist voller fehler, lückungen, deckungsabsichten, vertuschungen und auch von klientelpolitik von ehemaligen tätern und mitmachern des NS-systems. skandale! wie viele täter kamen davon?! wie viele lebten frei und unbehelligt sogar in der BRD?! wie viele hatten sogar "amt und würde" im deutschland nach 1945!

aber es gibt doch nun diesen prozess!

genau das wurde gestern auch thematisiert - warum gibt es diesen prozess? die leute fragen doch immer. und gestern wurde eben deutlich, dass es zum einen direkt darum geht, dass die opfer bzw. deren hinterbliebenen etwas wie "genugtuung" erhalten, weil die taten selber ja schon ihr leben schlimmst geprägt haben. aber diese befassung und dann bestrafung soll darüberhinaus zeigen, dass die gesellschaft das erkennt und die gerechtigkeit endlich wieder einer balance zuführen will.

das ist alles?

nein, die gesellschaft als solche legt rechenschaft ab, über ihr eigenes eingreifen und nichteingreifen. und zugleich wird gezeigt, dass sich kein mörder jemals sicher sein kann, auch verbrecher zukünftiger generationen nicht: jedes verbrechen gegen die menschlichkeit wird abgeurteilt werden, irgendwann, irgendwie. es gibt keine sicherheit für täter, zumindest dürfen sie sich nie sicher fühlen. auch diese botschaft ist wichtig. wir finden deshalb eine fülle von gedanken, die eine rolle in so einem NS-prozess des jahres 2009/2010 spielen.

aber heinrich boere ist 88 jahre alt.

gewiss, gewiss, und vielleicht wird er sich der haft entziehen können. gibt es eine revision des urteils (welches ja noch aussteht), dann dauert das ja auch wieder seine zeit. dennoch: die gesellschaft hat nun endlich einen status erreicht, wo sie diesen verbrechen ohne nachgiebigkeit gegenübertritt, aber zugleich die rechtsstaatlichkeit sehr hoch hält.

war das bei diesem verfahren so?

ja, das gericht wurde dafür auch gelobt, vom staatsanwalt. für die ruhe und umsicht und geduld.

und durfte die verteidigung agieren?

sie durfte. die verteidigung versuchte, mit vielen mitteln (und verfahrenstricks) die unschuld des angeklagten herauszustellen. ein hauptansatz: befehlsnotstand. und dieser begriff ist auch nicht ohne. deshalb hat der staatsanwalt tief in die "kiste der justiz" gegriffen, grundsatzurteile hervorgeholt und sich mit diesem faktum befasst. er holte auch den einstigen US-ankläger kempner wieder herbei, der von der waffen-SS als einer verbrecherischen organisation gesprochen hatte. oder ein BGH-urteil von 1951. sätze wie "unter bestimmten umständen trifft den untergebenen die teilnahme" wurden dementsprechend hervorgeholt. das sind ja juristische debatten, die über jahrhunderte unser verständnis von verbrecherischen staaten und organisationen und handlungen betreffen. das geht bis hin zu fragen, wer in einem krieg "berechtigt" erschießen darf und nicht. darf die wehrmacht schießen, wenn ja wie? wie ist ein attentat von partisanen zu bewerten? das erlebt man ja heutzutage beim afghanistankrieg, wo es um die definition von krieg geht. führt die bundeswehr dort krieg?

was sagte der staatanwalt noch?

er bewertete, was wir alles aus den zeugenaussagen wissen, die schriftlich vorliegen, weil die beteiligten (bis auf einen, der ja per video von rotterdam aus vernommen wurde) alle längst verstorben sind. er kam zu dem schluss: boere hat sich nicht bemüht, von diesen befehlen freigestellt zu werden. oder versetzt zu werden. nichts spricht dafür. kein anzeichen. kein indiz. - auch ich denke: boere war ein täter des wollens, nicht des müssens.

und die anwälte der opfer bzw. derer nachkommen?

die sind dieser linie noch viel stärker gefolgt. sie wiesen darauf hin, dass boere für sie ein täter aus überzeugung war, der die taten gewollt hat. der die taten aus überzeugung tat. der früh zur waffen-SS ging, früh in den/die NSB, etc. - und der ja nicht umsonst zum hauptscharführer noch befördert wurde.

wie soll man mit diesen dingen umgehen?

das wird alles noch zu klären sein. wir haben nun die strafanträge und die plädoyers der staatsanwaltschaft und der nebenkläger. wir erwarten die stellungnahme der anwälte von boere. diese werden wieder die idee des befehlsnotstandes hochhalten. und dann erwarten wir das urteil.

und?

morgen werden wir uns u.a. noch mit dem aufhebungsschluss ("einstellungsverfügung") von 1984 befassen. ein eigener skandal der deutschen justiz. darauf wies die nebenklage in ihren ausführungen hin.

LIVE-GEDICHTE: KLAUSENS BEIM HEINRICH-BOERE-NS-KRIEGSVERBRECHERPROZESS IN AACHEN www.klausens.com/klausens-beim-bo...



19) 04.03.2010 11:11

jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/499142

klau|s|ens spricht weiter über die plädoyers im heinrich-boere-prozess in aachen - www.klausens.com


Text:
klausensblog

klau|s|ens, du wolltest doch die plädoyers von staatsanwaltschaft und nebenklage nochmals revue passieren lassen.

ja, es waren die plädoyers von staatsanwaltschaft und nebenklage. am 2.3.2010.

was gibt es noch zu sagen? nach gestern?

zuerst möchte ich ein realgedicht einfügen.

ein realgedicht?

ja, ich sah die zeilen im justizzentrum aachen. sie stehen auf einer tür.

wo?

unten im erdgeschoss, raum 0.014, direkt an den bereich der cafeteria angrenzend.

wie lautet es? dein gedicht?

der titel ist von mir, der text ist real:

2 MAL 2 ODER GAR 3 BEDEUTUNGEN

Anweisungsstelle
Bitte einzeln eintreten


Copyright Klau|s|ens, in allen Schraibwaisen und Schreibweisen, u.a. als Klausens oder Klau§s§ens oder Klau/s/ens am 2.3.2010, Dienstag, Landgericht Aachen, Justizzentrum Aachen, Beschriftung im Gebäude A, Ebene 0, Raum 0.014.

du willst uns zeigen, wie die sprache schillert.

genau: "anweisung" hat zwei konnotationen (und eigentlich ja auch "stelle") ... und "einzeln eintreten" ja auch.

und das bei der justiz!

die justiz versucht rechtsverhältnisse sprachlich zu fassen, umkreist dann dieses und jenes, macht noch einen satz und noch einen rückbezug ... und doch: wie schnell tappt man in seine eigenen fallen. allein: wie hört sich "anweisungsstelle" überhaupt an, wenn man einem NS-mord-prozess beiwohnt. allein schon der klang! LTI - ich erinnere an LTI.

was meinst du?

LINGUA TERTII IMPERII - "LTI", das buch von klemperer.

du hast so recht. - aber nun kommen wir doch zu den plädoyers. bzw. zu dem von rechtsanwalt heiermann.

ich hatte schon gesagt, dass es um "lebenslänglich" geht, vielleicht auch um lebenslänglich bei besonderer schwere der schuld. heinrich boere soll nach den plädoyers jedenfalls lebenslänglich in haft.

ja, das wissen wir. aber was war denn nun 1984?

diesem jahr hat sich besonders der anwalt wolfgang heiermann gewidmet, er vertritt die angehörigen des ermordeten bicknese, er sprach auch direkt im auftrag von dolf bicknese.

was war denn 1984?

da hat man in dortmund in der zentralstelle zur verfolgung nationalsozialistischer verbrechen das verfahren gegen boere eingestellt. 1980 gab es ja ein auslieferungsersuchen aus den niederlanden.

zentralstelle?

die wurde gegründet, 2 x in NRW, köln und dortmund. in köln sollte man sich auf die verbrechen in KZ konzentrieren.

und weiter.

diese zentralstellen waren früher nicht so sehr effizient, insgesamt war die aufklärung der NS-verbrechen aus sicht der opfer und vieler kritiker nicht effizient, und wohl auch nicht wirklich wahrhaft gewollt.

wieso?

es gibt z.b. eine veröffentlichung "Juristische Zeitgeschichte Nordrhein-Westfalen - Band IX -:
Die Zentralstellen zur Verfolgung nationalsozialistischer Gewaltverbrechen – Versuch einer Bilanz". (2001, 96 Seiten.)
www.justiz.nrw.de/JM/zeitgeschichte/3publikationen/jur_zeitgeschichte/bandIX/zusammenfassung.pdf

aha.

hier in kürze die essenz der veröffentlichung, zusammengefasst von dr. gerhard pauli, leiter der zentralen dokumentations- und forschungsstelle an der justizakademie des landes nordrhein-westfalen:

"Zu spät, zu wenige, zu milde" - so wird häufig pauschal über die Verfolgung nationalsozialistischer Gewaltverbrechen durch die deutsche Justiz geurteilt. Gewichtige Fakten stützen diese Beurteilung. Erst Ende der 50er Jahre kam eine systematische Verfolgung dieser Taten in Gang. Die Zahl der rechtskräftig verurteilten Täter ist in Relation zu den bekannt gewordenen Verbrechen und den daraufhin eingeleiteten Ermittlungsverfahren verschwindend gering. Die häufige Verhängung zeitiger Freiheitsstrafen erscheint angesichts der angeklagten Mordtaten nicht angemessen. Der neue Band der Schriftenreihe "Juristische Zeitgeschichte Nordrhein-Westfalen" widmet sich aus der Perspektive der Staatsanwaltschaft diesem Thema.

ich verstehe. und 1984 gab es auch noch diesen geist des zurückhaltens, des nichtbefassens, des wegschiebens, des nicht-wahr-haben-wollens, des die-täter-deckens.

offensichtlich. und rechtsanwalt heiermann nannte den namen von hermann weissing, der damals diese zentralstelle zur verfolgung von NS-verbrechen in dortmund als staatswanwalt leitete.

eben jener weissing war verantwortlich für die einstellung des verfahrens gegen boere?

genau das. und der weissing hatte ja argumentiert, dass diese erschießungen, die boere durchführte, diese morde, dass diese berechtigte repressalien gewesen seinen, nach der haager landkriegsordnung, und dass boere zudem unter befehl gehandelt habe.

dadurch war das verfahren dann zum erliegen gekommen.

so ist es: boere blieb weiter unbehelligt, bis die sache dann später unter einem neuen staatsanwalt, ulrich maaß, wieder aufgegriffen wurde. (boere war übrigens im rahmen dieses auslieferungsverfahrens 1983 kurzzeitig in auslieferungshaft. )

und rechtsanwalt heiermann hat auf diesen hermann weissing vorgestern im gericht in aachen hingewiesen.

ja, als ein beispiel für das versagen der deutschen justiz, wohlgemerkt 1984, da sind wir schon 16/17 jahre nach der APO-zeit, die ja dieses verschleiern der NS-verbrechen im deutschland der nachkriegszeit immer gebrandmarkt hatte.

ich sehe, ich sehe.

heiermann verwies darauf, dass jener staatsanwalt hermann weissing in seinem einstellungsbeschluss oder seiner einstellungsverfügung 1984 sogar ein völkerrechtslehrbuch von friedrich berber zitiert hatte. und jener berber wiederum war in der NS-zeit überaus aktiver rechtsgelehrter, also eine anhänger der nazis und aktiv in den NS-verbänden wie NS-dozentenbund oder NS- rechtswahrerbund. er war völkerrechtsexperte für außenminister ribbentrop und einer der begründer der expansionistischen völkerrechtsdefinition des nationalsozialismus.

und weiter?

heiermann verwies auch auf den fall von anton malloth, ein ganz schlimmer typus "schlächter" im KZ theresienstadt, gegen den auch das verfahren eingestellt bzw. keine anklage eröffnet wurde, offenbar in den 70er jahren. damals hatte es z.b. geheißen, man könne malloth nicht ausfindig machen, wobei dieser ganz schlicht und einfach im telefonbuch von meran (tirol) in italien zu finden war. malloth war in der tschecheslowakei zum tode verurteilt worden, in abwesenheit, lebte bis 1988 in meran, unbehelligt, wurde 1988 nach deutschland ausgeliefert, wohnte dann wohl in pullach, etc. - das verfahren gegen mallot wurde erst jahre später wieder aufgenommen, unter anderen vorzeichen, in münchen. 2000 dann begann das verfahren, 2001 das urteil zu lebenslang. (beim fall malloth, der für viel aufsehen sorgte, war bei der zentralstelle in dortmund der staatsanwalt klaus schacht wohl derjenige, der direkt unter beschuss geriet. bei der generalstaatsanwaltschaft in hamm wiederum war jener hermann weissing aber für die zentralstelle dortmund zuständig. weissing war amtsvorgänger schachts als leiter der zentralstelle und wohl eng mit eben diesem schacht befreundet. das sind dann extra geschichten. der fall malloth führte zu vielen weiteren eklats und diskussionen in der BRD.)

dann bleibt es bei einer deutschen justiz, die unglaublich lasch und weich und seltsam destruktiv bisweilen daherkam?

so muss man urteilen, und das ging bis hinein in die 80-er jahre. so lange hielt so mancher schützend seinen arm über NS-verbrecher. und wer weiß, welche dieser menschen dann wiederum "anerkannte nachbarn" waren. die welt kommt so seltsam daher. siehe doch nur diesen panaroma-bericht, wo hermann weissing zu groben versäumnissen im fall priebke befragt wird: PANORAMA vom 22.8.1996. daserste.ndr.de/panorama/archiv/1996/erste6684.html

und darüber sprach heiermann? über versäumnisse der justiz? bei der aburteilung von NS-verbrechern?

genau: er nahm diesen boere-prozess, der ja nun endlich zustande gekommen ist, zum anlass, über die geschichte der deutschen justiz hinsichtlich der verfolgung von NS-verbrechen nachzudenken. (so ein plädoyer hat ja nicht unendlich zeit! man kann nur ein paar denkanstöße geben.) ... und dieser hermann weissing, der nicht irgendein staatsanwalt war, sondern der in dortmund genau die stelle leitete, die NS-verbrecher anklagen sollte ... der war eben auch so ein "besonderer fall".

aber jetzt liegen die dinge doch anders!

das braucht keinen freudenschrei zu ergeben, weil es ja kaum noch lebende täter gibt, die man anklagen und verurteilen kann. viele sind straffrei verstorben. sie können da und dort gewohnt haben, als "brave bürger", und sie sind ohne rechenschaft ablegen zu müssen dann als unbestrafte verbrecher in den tod gegangen. das wissen wir ja auch von mitgliedern des "kommando feldmeijer".

das alles sei im prozess um heinrich boere zu bedenken?

das alles ... und noch viel mehr. rechtsanwalt heiermann verlas dann für seinen mandanten dolf bicknese u.a. diese worte: "es wäre für euopa ein hohn gewesen, wenn ausgerechnet ein SS-mann als erster von den lissaboner verträgen profitiert hätte."

was ist das denn nun wieder?

da geht es um eine weitere variante in diesem verfahren, und um einen beweisantrag der anwälte von boere, die mit hilfe des inkraftretens der lissaboner/lissabonner verträge (und der darin genannten nicht-mehr-möglichen doppelverurteilung in 2 ländern der unterzeichnerstaaten) ihren mandanten straffrei bekommen wollten und eine einstellung des verfahrens herbeizuführen gedachten.

mensch, was alles zu beachten und zu wissen und zu lernen ist!

LIVE-GEDICHTE: KLAUSENS BEIM HEINRICH-BOERE-NS-KRIEGSVERBRECHERPROZESS IN AACHEN www.klausens.com/klausens-beim-bo...



Nun gepostet auf klausens.blog.de

ABER: blog.de wurde 2015 geschlossen, die Plattform


20)

klau|s|ens nochmals zum plädoyer der nebenklage im heinrich-boere-NS-mord-prozess in aachen - www.klausens.com

@ Dienstag, 16. Mär, 2010 06:51:00

klau|s|ens, du hattest doch schon über die plädoyers geschrieben.

ja, ja, aber ich muss noch nachtragen, was der zweite vertreter der nebenklage, hier der anwalt der nachkommen des opfers de groot, detlef hartmann, zu sagen hatte.

was war es denn?

ich fasse es grob zusammen und bringe eine zusammenfassung einiger meiner sätze auf der gedichte-seite zu dem prozess:

Plädoyer von Rechtsanwalt Detlef Hartmann für die Nebenklage, er vertritt Teun de Groot, gleichnamiger Sohn des Attentatsopfers Teun (oder Teunis) de Groot vom 3.9.1944. Hartmann befasst sich mit dem verbrecherischen NS-System. Die Wahrheit muss ans Licht. Es war kein "bloßer Krieg", was damals passiert ist, so Hartmann. Das war "die Überführung eines ganzen Kontinents in den Zustand des Terrors", sagt Hartmann weiter. Hartmann spricht vom "Zustand der totalen Verunsicherung" für ganze Gesellschaften, von der "Furcht, vernichtet zu werden", von der "Gesellschaftlichkeit", die dem "terroristischen Zugriff überantwortet wurde", von 60.000 toten NL-Zwangsarbeitern unter den Nazis (eine konservative Schätzung), und von anderem mehr. Hartmann spricht auch davon, dass ein jüdischer Holländer eigentlich keinerlei Chance hatte, unter der NS-Herrschaft. Das Wort "Kriegszustand" sei deshalb auch irreführend, es trifft nicht die damalige Lage in den Niederlanden. Es gäbe juristische Kategorien. Aber das, was wir (also das Gericht und alle Prozessbeteiligten) beurteilen sollen, sprenge diese Kategorien. Es gehe um "niedrige Beweggründe ganzer Verbände". Hartmann beschreibt die erfinderischen Fähigkeiten des Angeklagten Boere. Hartmann spricht von der besonderen Schwere der Schuld, u.a. wegen hochgradiger Identifikation des Angeklagten mit den Taten. Dafür solle er büßen, so gibt Hartmann einen Satz von de Groot wieder, dem Sohn des Opfers. Auch Hartmann klärt, wozu das Verfahren dient. De Groot möchte, so Hartmann, dass ein deutsches Gericht die Wahrheit feststellt. Und die Schuld. Es geht um mehr, als um die eigene persönliche Genugtuung, bei de Groot. De Groot will die Feststellung einer rechtswidrigen Tat. Außerdem stehe der Mandant de Groot für die gesamte holländische Bevölkerung. Es ginge also auch um Genugtuung für ein ganzes Volk, wenn es zu einer Verurteilung käme.

APPELL ANS VERFAHREN

Die Wahrheit
Kann nicht
Eingestellt
Werden! Höre!

© Klau|s|ensĦķΩ7 Klau's'ens=Klau(s)ens=Klausens=Klau|s|ens
2.3.2010, Dienstag, Justizzentrum Aachen, Landgericht, Gerichtssaal A 0.020, LIVE gedichtet von Klau|s|ens in allen Schraib- und Schreibweisen, u.a. als Klau/s/ens oder Klau-s-ens oder Klau(s)ens gegen 13:28 Uhr geschrieben, Prozesstag Nr. 18 gegen Heinrich oder Hendrik Boere, der des Mordes beschuldigt ist. Rund 65 Jahre nach den Taten steht er vor einem deutschen Gericht. Ein Sondergericht in Amsterdam hatte ihn am 18.10.1949 bereits - in Abwesenheit - zum Tode verurteilt. - Das Plädoyer von Rechtsanwalt Detlef Hartmann ist zuende, und damit dieser Verfahrenstag.

LIVE-GEDICHTE: KLAUSENS BEIM HEINRICH-BOERE-NS-KRIEGSVERBRECHERPROZESS IN AACHEN www.klausens.com/klausens-beim-boere-ns-kriegsverbrecherprozess-in-aachen.htm

heute gibt es auch plädoyers?


heute erwarten wir die plädoyers der verteidiger des angeklagten. vielleicht auch ein letztes wort von heinrich boere selbst.



21)

klau|s|ens zum ns-mord-prozess um heinrich boere und das 7-jahre-plädoyer der verteidigung - www.klausens.com

@ Mittwoch, 17. Mär, 2010 11:19:07

klau|s|ens, gestern also die plädoyer der verteidigung. was fiel auf?

sie wollen keinen freispruch. bzw. sie sehen, dass es einen solchen nicht geben kann. (zugleich wollen sie immer noch die einstellung des verfahrens.)

keinen freispruch? wieso?

... weil die taten zugegeben sind, und ganz offensichtlich. da kann man nicht mehr freispruch fordern.

AUSZUG AUS DEM STRAFGESETZBUCH:

§ 211 Mord

(1) Der Mörder wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe bestraft.
(2) Mörder ist, wer
aus Mordlust, zur Befriedigung des Geschlechtstriebs, aus Habgier oder sonst aus niedrigen Beweggründen,
heimtückisch oder grausam oder mit gemeingefährlichen Mitteln oder
um eine andere Straftat zu ermöglichen oder zu verdecken,
einen Menschen tötet.

§ 212 Totschlag

(1) Wer einen Menschen tötet, ohne Mörder zu sein, wird als Totschläger mit Freiheitsstrafe nicht unter fünf Jahren bestraft.
(2) In besonders schweren Fällen ist auf lebenslange Freiheitsstrafe zu erkennen.

§ 213 Minder schwerer Fall des Totschlags

War der Totschläger ohne eigene Schuld durch eine ihm oder einem Angehörigen zugefügte Mißhandlung oder schwere Beleidigung von dem getöteten Menschen zum Zorn gereizt und hierdurch auf der Stelle zur Tat hingerissen worden oder liegt sonst ein minder schwerer Fall vor, so ist die Strafe Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren.

dann war es also mord? 3 x mord? mord an den opfern kusters, de groot und bicknese? 3 untaten? und für die wird heinrich boere nun verurteilt? boere, der niederländer als "repressalmaßnahme" abschoss, weil sie dem widerstand als nah galten und die deutsche besatzung nicht wollten? boere, der für die SS aktiv war? und zuvor für die waffen-SS? und für den/die NSB?

die verteidigung sieht es anders: sie sieht die idee der "arglosigkeit des opfers" in einem fall nicht gegeben.

"arglosigkeit"?

ja, ja, das rechtssystem muss ja entscheiden, ab wann ein mord ein mord ist, und was zu einem mord gehört. und neben der "heimtücke", die man kennt, oder den "niederen beweggründen", von denen man schon hörte, gibt es auch eine idee der arglosigkeit. ich zitiere juraforum.de:

>>Dabei sind folgende Gruppen der Mordmerkmale zu unterscheiden:

1.

Besonders verwerflicher Beweggrund

*

Mordlust

Mordlust ist die Freude an dem Töten eines Menschen.

*

zur Befriedigung des Geschlechtstriebs

Zur Befriedigung seines Geschlechtstriebs tötet, wer durch die Tötung sexuelle Befriedigung erlangt oder sich an der Leiche befriedigen will, sowie der Täter, der im Rahmen einer Vergewaltigung den Tod des Opfers in Kauf nimmt.

*

Habgier

Habgier ist die Steigerung des Erwerbssinns auf ein ungewöhnliches und unsittliches Maß.

*

sonstige niedrige Beweggründe

Sonstige niedrige Beweggründe sind Beweggründe, die nach allgemeiner sittlicher Wertung auf tiefster Stufe stehen und nach allgemeinen Wertmaßstäben besonders verachtenswert sind.

2.

Besonders verwerfliche Art und Weise

*

grausam

Grausam tötet, wer dem Opfer aus gefühlloser, unbarmherziger Gesinnung besondere Schmerzen und Qualen zufügt, wobei dies auch seelische Qualen sein können.

*

gemeingefährlich

Mit gemeingefährlichen Mitteln tötet, wer zur Tötung ein Mittel einsetzt, dessen Wirkungsweise er nicht beherrscht. Ausschlaggebend ist nicht die Art des Mittels sondern die Beherrschbarkeit durch den Täter. So kann Brandstiftung ein gemeingefährliches Mittel sein, muss es aber nicht, wenn der Täter die Ausdehnung des Brandes objektiv beherrscht.

*

heimtückisch

Heimtückisch tötet, wer bewußt die Arg- und Wehrlosigkeit des Opfers ausnutzt.

3.

Besonders verwerflicher Zweck

*

Absicht, eine andere Straftat zu ermöglichen oder zu verdecken

Dabei muss es sich nicht um die eigene Tat des Täters handeln, erforderlich ist jedoch, dass es sich um eine Straftat handelt, nicht ausreichend ist eine Ordnungswidrigkeit u.ä. Es muss sich nicht um die alleinige Absicht handeln, aber sie muss doch der wesentlichste Grund für die Tötung sein.

Grundsätzlich reicht die Verwirklichung eines Mordmerkmals für die Erfüllung des Mordtatbestandes aus. Hinsichtlich des Mordmerkmals Heimtücke ist aber seit der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zur Verfassungsmäßigkeit der lebenslangen Freiheitsstrafe bei Mord (BVerfG 21.06.1977 - 1 BvL 14/76) anerkannt, dass dieses Merkmal einer restriktiven Interpretation bedarf. Mit anderen Worten: Nicht jede heimtückische Tötung erfüllt die Tatbestandsmerkmale eines Mordes sein. Vielmehr müsse der Heimtücke zugleich der Makel der Verwerflichkeit anhängen, was etwa bei einem verwerflichen Vertrauensbruch der Fall ist. Demnach kann trotz heimtückischer Tötung Mord ausgeschlossen sein in Fällen, wo eine feindliche Willensrichtung fehlt (Mitnahmesuizid) oder bei Vorliegen einer notstandsähnlichen Situation (Tyrannenmord).

Das Motiv der "Blutrache" ist nach der Entscheidung BGH 10.01.2006 - 5 StR 341/05 grundsätzlich als ein niedriger Beweggrund anzusehen.<<

und nun?

nun kommt die kunst der verteidigung: weil in einem fall das opfer mit dem auto weggefahren wurde, und dann beim halt zu fliehen versuchte, aber bei diesem halt auch erschossen wurde, weil ja alles absichtsvoll war ... weil dem aber so war ... und weil der arme nicht "schon" im haus oder im laden erschossen wurde, sondern noch weggefahren wurde ... also ja mitfuhr ... es gab einen vorwand ... da gilt dann die arglosigkeit wohl nicht ... usw. usf. ... auf jeden fall gelte in diesem fall dann auch deshalb kein mord. (so die verteidigung - hier mal sehr grob zusammengefasst.)

das ist ja eine verhöhnung des opfers!

genauso ist es: wenn die lage unübersichtlich ist, und wenn diktatur herrscht, und wenn es "das böse" an jeder ecke gibt, dann musst du als kritischer mensch damit rechnen, dass auch du von dieser diktatur erfasst wirst ... und dann bist du zwar ein opfer, aber keines der arglosigkeit, weil man das umfeld ja kennt. wenn es bei dir klingelt, ahnst du schon: SS. ACHTUNG!!! ... und dann bist du nicht "arglos".

wenn das umfeld also böse ist, sind immer untaten zu erwarten, und ich kann mich als opfer nie mehr auf "arglos" berufen, was dann dazu führen könnte, dass eine verteidigung später sagen könnte: der mann ist nicht ermordet worden, weil das merkmal der "arglosigkeit" und der "wehrlosigkeit" nicht gelten kann?

ja, so ungefähr muss man das sehen. du hast natürlich jetzt noch mehr als die verteidigung übertrieben. aber in etwa geht so der strang. in etwa. (da wir keine juristen sind, können wir die dinge nur grob schildern.)

warum nur? was will die verteidigung?

die idee ist: als verteidigung musst du alles für deinen mandanten herausholen. und alles sieht derzeit nach einer verurteilung von boere aus. jetzt aber ist klar, dass mord eigentlich immer lebenslang ist. nun also muss die verteidigung sich was überlegen.

und was hat die sich überlegt? die verteidigung?

sie hat sich überlegt: wir haben die chance, dass wir die strafe deutlich reduzieren. dazu ist es erst einmal taktisch klug, dass man von einem zweifachen mörder spricht, und nicht von einem dreifachen. und dann suchten sie sich das opfer kusters aus, weil es für den keine angehörigen gibt, die als nebenkläger auftreten. kusters ist also nicht nur "nicht arglos" gewesen, damals, sondern auch noch schutzlos, heute.

so, so.

und nun müssen sie noch von diesem lebenslang runter. das wäre der nächste schritt. und da hat die verteidigung gut gearbeitet.

inwiefern?

sie hat sich mit der rechtsprechung in bestimmten ausnahmefällen beschäftigt, und diese studiert, und diese dann auch für diesen fall herangezogen.

welche rechtsprechung?

es gibt fälle, wo mörder trotz anerkannten mordes nicht für lebenslang verurteilt worden sind. es gibt manchmal "ausnahmen" in der rechtsprechung, welche natürlich gut begründet sein müssen. und damit hat sich die verteidigung befasst.

das gefiel dir?

ja, mir gefiel, dass die verteidigung in ihrem bemühen, das beste für heinrich boere herauszuholen (und dazu ist die verteidigung in unserem rechtssystem ja ausdrücklich da: sie soll alles herbeiholen, was gegen die anklage und für den angeklagten spricht ... sofern es hand und fuß hat und nicht an den haaren herbeigezogen ist.), alles versuchte.

hatte es denn hand und fuß?

das kann ich nicht beurteilen, weil es hier tief in die rechtsmaterie geht. man braucht sachverstand höchster güte. es geht z.B. um den zeitablauf der ereignisse, z.B., weil eben das verbrechen schon so weit zurückliegt, aber auch der gesamte irrweg um das verfahren selbst, welches ja selbst 1984 nicht zustande kam, weil ein oberstaatsanwalt weissing in dortund das verfahren mit kuriosen argumenten nicht weiterführte ... und dann eben die ganze geschichte des falls, vom todesurteil (schon 1949) in den niederlanden bis zur flucht nach deutschland, dem "unbescholtenen" leben des heinrich boere hier ... dann die aktivitäten der niederlande, den mann ausgeliefert zu bekommen. das versagen der deutschen justiz in all den jahren.

ach so.

ja, ja, jedenfalls nannte die anklage auch ( www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/1995/0311/politik/0040/index.html ) das urteil gegen mielke, "unseren" STASI-mielke. den konnte man nicht recht vor gericht bringen und fand dann als anklagbar heraus, dass er 1931 als kommunist wohl zwei polizisten erschoss, nachdem zuvor ein arbeiter von der polizei erschossen worden war.

und?

mielke ist doch wegen dieser morde von annodazumal veruteilt worden, aber eben nur zu 6 jahren. obwohl der mord anerkannt wurde, sah man sich zur ausnahme von lebenslang bemüßigt, und mielke bekam nur 6 jahre.

das sind ja alles kuriose angelegenheiten.

die rechtsprechung ist sehr kurios. bisweilen sprachklabusterei. aber man muss sich erst einmal näher damit befassen. die verteidiger von boere jedenfalls, matthias rahmlow und gordon christiansen, setzten einen großen teil ihres stranges auf diese zusammenhänge und auf rechtsprechungen vom BGH bzw. die urteilsbegründungen, sogar vom bundesverfassungsgericht, zogen dann die argumentationslinien in die boere-sache rüber und kamen dann auf eine forderung von ...

von wieviel?

... von 7 jahre haft. zwei morde und ein totschlag, dazu bestimmte besondere umstände: 7 jahre.

das ist ja ein dickes ding! mehr nicht?

wir sind hier voll in einer rechtsbetrachtung. und in argumentationsketten. und in der gewissheit, dass die ganze sache in revision gehen wird. jede revision, die nur etwas aussicht hat, kann deinen ruf als anwalt oder staatsanwalt beflügeln. und die beiden anwälte boeres wollen hier pflöcke einschlagen.

haben sie denn noch mehr zu bieten?

sie haben dann immer noch die sache mit der verbotenen doppelbestrafung, die sie sehen, nach den lissabon(n)er verträgen, und § 54 SDÜ = schengener durchführungsabkommen (Schengener Durchführungsübereinkommen; Verbot der Doppelbestrafung - Verurteilung in Abwesenheit wegen derselben Tat; Begriff der rechtskräftigen Aburteilung; Begriff der "nicht mehr vollstreckbaren Sanktion"; zeitlicher Anwendungsbereich. Art. 54 SDÜ), aber das hatten wir ja alles schon im prozess. sie haben diese dinge aber in ihrem plädoyer wiederholt, und machten klar, dass sie immer noch "die einstellung des verfahrens" fordern. da diese aber derzeit nicht durchgeht, da vom gericht abgelehnt, halten sie an der forderung fest, für eine revision, und zugleich fordern sie (nur) diese 7 jahre haft für boeres mordaktionen.

ach so.

boere also wird schuldig gesprochen, muss man annehmen, aber jetzt wird am strafmaß herumgezerrt: lebenslänglich oder nicht? wann gibt es ausnahmen von "lebenslänglich" in einem zugestandenen mord?

wer muss das beantworten?

das gericht - in seinem urteil, welches wir nächste woche erwarten.

LIVE-GEDICHTE: KLAUSENS BEIM HEINRICH-BOERE-NS-KRIEGSVERBRECHERPROZESS IN AACHEN www.klausens.com/klausens-beim-boere-ns-kriegsverbrecherprozess-in-aachen.htm


22)

klau|s|ens zum bevorstehenden urteil im heinrich-boere-NS-prozess zu aachen wegen mord - www.klausens.com

@ Freitag, 19. Mär, 2010 12:06:16

klau|s|ens, die plädoyers sind gehalten: staatsanwaltschaft, nebenklage und auch die verteidigung des angeklagten boere. alle haben gesprochen.

ich weiß, ich weiß.

was meinst du?

ich denke, dass die idee von "befehlsnotstand" im plädoyer der verteidigung kaum eine rolle noch spielte.

was denkst du noch?

ich denke, die verteidigung weiß, dass sie in revision gehen wird, aber eben hauptsächlich wegen der idee des verbots der doppelbestrafung, welche sie bei boere sehen, weil der schon 1949 ein todesurteil in den niederlanden bekam (später abgewandelt in lebenslänglich).

so, so. aber boere wird veruteilt?

nach der vorliegenden beweislage wird boere meines erachtens wegen mordes verurteilt. die verteidigung sieht "nur" zwei morde (und 1 totschlag), die anderen beteiligten sehen 3 morde. das sind dann juristische auseinandersetzungen, die aber eigentlich die opfer (kusters, de groot und bicknese) verhöhnen. ich denke also: 3 x mord, wegen der gründe/kriterien, für die man laut gesetz eine tat als "mord" ansehen muss, incl. "heimtücke" und "arg- und wehrlosigkeit" der 3 opfer.

trotz der vergangenen zeit? und trotz der nicht gehörten, da allesamt nicht mehr lebenden, zeugen (außer einem)? und obwohl alles aus den urkunden erlesen werden musste?

ja, trotz alledem - und wir haben das schuldeingeständnis von boere selbst, in diesem prozess, am 8.12.2009, wo er die taten der tötung zugab, wenngleich er sich auf befehlsnotstand berief und nicht von morden sprach.

dann also deiner meinung nach mord in 3 fällen?

jetzt kommt das problem der strafe und des absitzens der strafe. das eine ist noch nicht das andere.

was ist mit der strafe?

wir haben die verteidigung (RA christiansen und RA rahmlow) mit der forderung nach 7 jahren wegen 2 morden (wegen mildernder umstände), dann die staatsanwaltschaft (die herren maaß und brendel) mit lebenslang wegen 3 morden und dann die nebenklage (RA hartmann und RA heiermann) mit lebenslang, aber "bei besonderer schwere der schuld".

wir haben aber auch die erwägungen der verteidigung zu dem umstrittenen vorgang aller möglichen mord- und NS-mord-urteile, die man in deutschland ausgesprochen hat: bis hin zu STASI-mielke im jahr 1931 (er bekam dann später nur 6 jahre für 2 morde) oder auch auch den gefürchteten friedrich engel, sicherheitschef in genua: 7 jahre haft bei 59 (!!!) fällen des mordes.

dann geht das recht durcheinander.

sicher, aber das weißt du doch viel besser, klau|s|ens.

das recht ist ein ewiger prozess der ausformulierung, ausdeutung, neuformulierung, neubewertung, umänderung. aber manche urteile lassen einen doch den kopf schütteln. ganz abgesehen davon, wie viele schlimme nazis mit allen möglichen tricks (oder helfern in der justiz) prozessen und strafen total entgingen.

wir haben aber nun 2010.

eben. jetzt können wir die fehler der vergangenheit aufarbeiten und etwas an der "stellschraube" drehen.

dann bist du bei boere für lebenslang?

ich denke: ja.

aber ist das nicht ungerecht, weil viele andere täter entkamen, wie du schon selber sagtest?

wir können aber auch nicht den "gleichheitsgrundsatz in ungerechtigkeit" heranziehen. das leben ist sowieso ungerecht, vollkommen ungerecht: frage nur die opfer, die aber nicht mehr (nie mehr!) zum antworten kommen.

aber boere müsste deiner meinung nach "lebenslang" bekommen, und andere (wohl schlimmere) schlächter bekamen nur 7 jahre?

das alles ist zu bedenken und zu diskutieren, aber nicht so, dass boere davon profitiert, weil die justiz so oft versagt hat, die bundesdeutsche. (auch die in der ex-DDR übrigens!)

dann bist du nicht für milde?

nein, ich denke, dass man nicht deshalb milde sein soll, weil man in anderen fällen versagt hat, oder weil die beweislage seltsam war, wegen der vielen urkunden und quellen, die man verlesen musste ... alle diese probleme.

was wäre die lösung?

ich habe keine lösung! - aber ich denke, man muss endlich allen opfern zeigen, dass man es begriffen hat, und dass man eine humane welt will, in der es nie mehr solche schrecken geben wird.

aber neonazis wohnen doch mehr oder minder diesem prozess bei! diese "denke" lebt doch weiter.

das macht alles noch wirrer: es gibt immer noch zuhauf unbelehrbare, die meinen, bösartige gewalt und ein autoritäres schreckensregime seien die lösung der menschheitsprobleme. (und sofern ANTIFA-angehörige gewalttätig werden, sollten die sich das auch hinter ihre ohren schreiben: diese ganze gewalt muss raus aus der gesellschaft, so gut es eben geht. weg mit aller gewalt!)

aber boere ist doch heute nicht mehr gewalttätig, er hat sich nichts mehr zuschulden kommen lassen.

ich bitte dich: er hatte 3 morde an der backe und musste versuchen, über die jahre zu kommen, ohne dass man ihn deshalb noch belangt. der wäre schön dumm gewesen, wenn er noch etwas an verbrechen neu begangen hätte. letztendlich ist er dann doch in die fänge der justiz gekommen, weil es eben immer menschen gibt, die den dingen nachgehen und die nicht zulassen wollen, dass untäter ohne strafe ausgehen. hier wohl journalisten aus den niederlanden.

diese argumentation zieht also nicht?

nein. außerdem ist bei boere zu sagen: es gibt kein wort der entschuldigung an die opfer. er hat sich über seine anwälte umständlich ausgedrückt, dass er diese taten so nicht mehr begehen würde, aber dass jemand mal ganz klar mit seiner vergangenheit abrechnet und sich bekennt und sich entschuldigt ... und dann noch so an die öffentlichkeit geht und sagt. "nie mehr!" ... das haben wir bei boere wieder mal nicht erlebt. (auch nicht bei seinem noch lebenden mittäter besteman, den wir im videointerview ja aus rotterdam erlebten.)

besteman wollte noch nicht mal geschossen haben.

das ist es ja: es wird auch noch alles vertuscht, und das selbst im hohen alter.

und was ist zu tun?

ich denke: es muss eine strafe geben, und sie kann meines erachtens (auch unter berücksichtigung der argumentation der verteidiger von boere und deren ruf nach "milderung") nur als "lebenslang" ausfallen. eigentlich ist es auch lebenslang "bei besonderer schwere der schuld". zugleich wird man aber auch sehen/berücksichtigen, wie die mittäter von boere, konkret also dieser jacobus petrus (bzw. peter) besteman und dieser henk (oder hendrik) kromhout, behandelt wurden, die ja alle in den niederlanden im gefängnis waren, aber auch nur einen begrenzten zeitraum von jahren. (solche jahrezahlen wird boere qua alter sowieso nie mehr absitzen müssen. es gibt also da auch noch eine "täterungerechtigkeit", bezogen auf die unterschiedliche strafabsitzung der 3 männer.)

und das problem der doppelbestrafung?

das sehe ich so nicht, weil die strafe ja nie abgesessen wurde, von boere, da er niemals von deutschland an die niederlande ausgeliefert wurde. wenn man sagt, dass das niederländische urteil gilt, aber zugleich sagt, dieses urteil war aus mehreren gründen juristisch nicht korrekt, z.b. weil der angeklagte nicht dabei war ... dann kann man dieses urteil nicht einerseits für wahr gelten lassen, es aber zugleich als unrechtmäßig ablehnen. - aber das ist ja für diesen prozess eigentlich auch so geklärt. (das wird dann in der revision weiter behandelt. das sind dann wieder juristische feinheiten und fachdebatten.)

ich verstehe, ich verstehe.

du verstehst nichts, weil ich auch nichts verstehe: die geschichte der deutschen justiz und das schreiende unrecht, dass tausende bis hundertausende von tätern ein herrliches leben noch hatten, auch in deutschland selbst, ohne belangt zu werden ... das bekommen wir nicht aus der welt.

was bekommen wir denn aus der welt?

eigentlich wohl nichts. wir können nur versuchen, das brutale des menschen zu zähmen. der mensch ist ja zu schlimmsten fähig, wie unlängst das fernsehexperiment in frankreich mit den stromstößen wieder belegte. das erneute experiment im nachgang des milgram-experimentes von 1961.

du bist pessimistisch?

überaus. auch der rechtsstaat ist ein zartes pflänzchen, welches nach einem kleinen süßen umsturz wieder schnell verschwinden kann. und der afghanistan-krieg zeigt auch die verwirrungen der menschlichen und der deutschen seele. man kann nur immer wieder um das humanistische ringen.

und dazu gehört?

dazu gehört die bestrafung von heinrich boere. alles weitere wird man dann sehen. er soll ja dann sofort in haft auch genommen werden, wie die nebenklage fordert, und die verteidigung ablehnt. die frage nach "haftverschonung" und erneuten gesundheitsattesten liegt ja sofort im raum. es ist alles schwer.

was ist schwer?

man will human handeln, auch mit den schlimmsten verbrechern. wenn man aber eine spur zu langsam human handelt, dann kann alles umkippen ... und aus diesem und jenem grunde entgehen die angeklagten dann doch der verdienten strafe. tod, krankheit, verfahrensfehler, revision, aufhebung des ersten urteils, ... alles kann dazwischenkommen. und futsch ist die sühne. (und sicher denkt man bei boere auch an die "großen", noch viel schlimmeren NS-täter. man bekommt nichts in eine relation.)

trotzdem bist du für dieses, unser rechtssystem?

unbedingt! gewaltenteilung, klare StPO und klares StGB. rechte für die verteidigung. (möglichst) unabhängige richter. ein grundgesetz (GG) der freiheit. gewaltenteilung! ich habe auch nie etwas davon gehalten, leute ohne prozess und anklage zu verhaften ... wie auf guantánomo, und dann zu behaupten, man spreche für eine demokratie und für die menschlichkeit. das ist das lächerlichste, was es gibt. jenes verhalten der USA: das hat den terrorismus dort erst stark gemacht, wir produzieren durch unsere eigenen fehler den terrorismus.

also muss man menschlichkeit vorleben?

ja, auch in jedem prozess. und bisweilen kommen dann leute aus den klauen der justiz frei, gewiss. aber das rechtsstaatliche ist ein höheres gut.

und im fall boere?

da haben wir diese probleme meines erachtens nicht. boere kann rechtsstaatlich und fair verurteilt werden ... und endlich seine strafe antreten, als mahnung an uns alle. seine haftbedingungen werden besser sein, als die von allen opfern des NS-regimes, die irgendwo zusammengeprügelt, abgeschossen oder gar vergast und verbrannt wurden. widerlich, diese menschheit! ich schäme mich für unsere ureigene kreatur!

LIVE-GEDICHTE: KLAUSENS BEIM HEINRICH-BOERE-NS-KRIEGSVERBRECHERPROZESS IN AACHEN www.klausens.com/klausens-beim-boere-ns-kriegsverbrecherprozess-in-aachen.htm


23)

klau|s|ens erlebt das urteil "lebenslang" gegen den NS-mörder heinrich boere im prozess in aachen im justizzentrum - www.klausens.com

@ Dienstag, 23. Mär, 2010 15:16:56

klau|s|ens, das urteil ist da.

ich weiß, wir haben es selbst vernommen, zweitklausens.

"lebenslang".

aber nicht "bei besonderer schwere der schuld".

dennoch lebenslang.

gewiss, lebenslang - aber ein leben ist nicht so lang.

wie meinst du das?

das urteil ist gesprochen, aber die revision wird kommen. so sicher wie das amen aller kirchen der opfer.

und?

das bringt ewige verzögerungen. ewige. wir haben den BGH und wohl noch den den europäischen gerichtshof. beides scheint ziemlich klar.

wieso denn?

weil doch die anwälte von boere revision einlegen werden. und sie sagen, dass es keine doppelbestrafung nach artikel 50 der grundrechtecharta (und den lissabon(n)er verträgen) geben darf. das wird der kern sein. sie, die charta, wurde vom ersten europäischen konvent erarbeitet und vom europäischen parlament und vom rat der europäischen union gebilligt. aber: rechtskraft bekam diese (obschon am 7. Dezember 2000 feierlich proklamierte) charta jedoch erst am 1. dezember 2009 gemeinsam mit dem inkrafttreten des vertrags / der verträge von lissabon. da liegt der casus knaxus.

der kern der revision? nicht "befehlsnotstand"? sondern diese charta-sache? denkst du?

sicher, und boere sitzt ... und schweigt. "und er sprach kein wort", so müsste der roman über boere heißen.

er hat nie etwas gesagt?

fast nie, fast nie. im gesamten prozess. das meiste über die anwälte, die schriftsätze (für ihn) verlasen, die jener heinrich boere (der angeklagte) sie (die anwälte) hat wahrscheinlich auch noch fast im alleingang schreiben lassen.

dann ist boere ein dumpftäter?

"dumpftäter"? neues wort? man weiß es nicht, denn im altersheim, in dem er lebt, in oder um oder bei eschweiler, soll er sehr munter und heiter aufgetreten sein, haben mal zwei pflegerinnen anlässlich der befragung zu seiner gesundheit vor vielen, vielen monaten ausgesagt. (zum OLG köln wohl.)

und im gericht? jetzt? in aachen? justizzentrum?

da saß er immer in seinem rollstuhl, teils wie erstarrt. man wusste nicht, was er wie aufnimmt. so war es auch heute bei dem urteil. selten zeigte er was im gesicht. oft starre, bisweilen ein seltsames lächeln. oder einen verzogenen mund. wenig deutliche reaktionen.

er hätte doch mal was sagen können, z.b. eine entschuldigung, eine deutliche darstellung von seiner reue, "bereuen", ein bedauern, den willen nach sühne ... alles das. eine entschuldigung bei den angehörigen der opfer. irgendetwas!

hätte, hätte - hat er aber nie. er hätte nur unseren blog lesen müssen ... und andere kommentare oder berichte, wo diese aufforderung, dieser wunsch, diese bitte, diese hoffnung ... unmissverständlich drin geschrieben standen.

hat er aber nicht! bzw. er wollte es nicht!

genau - und heute zum urteil, waren ja wieder die angehörigen da: angehörige wie der sohn des opfers de groot oder der sohn/die söhne des opfers bicknese. die waren heute da, nachdem sie ansonsten nur zur prozesseröffnung gekommen waren. heute saßen sie neben ihren nebenklageanwälten hartmann und heiermann.

und dann kam das urteil.

ein urteil, welches wohl nicht vollstreckt werden wird.

weswegen?

wegen der revision und wegen der revision. und nochmals: wegen der revision. - man muss sich das überlegen: die anwälte haben da mit der geltung der lissabon(n)er verträge zum 1.12.2009 etwas "ausgegraben", was kopfzerbrechen macht. das gericht hat zwar am 8.12.2009 die sichtweise der verteidigung zurückgewiesen, aber dennoch: es folgt sicherlich die revision. und weil es hier um den gegensatz / den widerspruch / die einschränkung / die nichtdeckungsgleichheit von artikel 50 der grundrechtecharta und § 54 des schengener durchführungsabkommens geht (SDÜ), und weil die richter meinen, der § 54 SDÜ sei eine zulässige konkretisierung von artikel 50 der grundrechtecharta ... weil das also so ist, konnte der prozess weitergehen und wurde nicht eingestellt.

aber?

die anwälte sehen immer noch alles anders ... und nun ihre chance. sie werden alle linien des rechtes durchziehen, und das kann jahre dauern. 3, 4, 5??? man weiß es nicht.

dann hat die karriere von 2 anwälten gesiegt?

nicht so ganz, aber teilweise doch: die anwälte wollen sich profilieren, haben ein rechtsminenfeld entdeckt, wie pioniere ... und werden nun ihren ruhm als anwälte mehren wollen, einfach wegen dieser kniffeligen rechtslage in europa, wo es um das verbot von doppelverurteilungen geht. (und es gab ja dieses todesurteil vom oktober 1949, was nie vollstreckt wurde, und da war boere ja auch schon seit 2 jahren geflohen. versteckt. untergetaucht. noch in den niederlanden, erst offiziell ab 1.11.1954 in deutschland. als "staatenloser" wie er heute gilt. früher galt er auch mal als möglicher deutscher, wegen seiner zugehörigkeit zur waffen-SS. ach ja: oktober 1949, amsterdam, ein urteil ohne angeklagten und ohne ordentliche verteidigung. von einem sondergericht in den niederlanden. ein urteil, welches eigentlich keinen bestand hat, heute, nach den prinzipien des rechtstaates, aber von den anwälten nichtsdestotrotz als "gültiges" urteil gesehen wird.)

dieses thema "urteil ja" und "noch ein urteil nein" (keine doppelverurteilung) wird also boere retten?

wenn man hart ist, muss man sagen: die eitelkeit der beiden boere-anwälte (bzw. generell der jeweiligen akteure im rechtssystem) könnte heinrich boere vor dem absitzen der strafe retten.

trotz lebenslang?

trotz lebenslang. wegen der revision. solange die läuft, wird boere, der herzkranke boere, nicht in haft kommen, wie es aussieht.

ist das nicht total beschis....?

ja, ja, man kann es laut sagen. der rechtsstaat ist wunderschön. - wenn er aber zu einer maschine verkommt, die sich selber in ihren eitelkeitswollensansprüchen der akteure aushebelt, statt ihre funktion noch zu erfüllen ... dann weiß man nicht mehr recht weiter.

"eitelkeitwollensansprüche"? neues wort? - du bist also böse auf die anwälte?

ich verstehe sie, ich verstehe viele menschliche regungen ... aber das rechtsgut einer verurteilung und in-haft-nahme eines NS-mörders wie heinrich boere ist wohl doch noch wichtiger als die grundrechte-SDÜ-grundfrage-prominenz von 2 anwälten namens christiansen und rahmlow. auch von den anwälten ist moral und bürgerliche kernsubstanz gefragt. zivilcourage im alltäglichen tun. haltung!

was ist zu tun?

nichts. man kann nur warten, immer nur warten.

dann ist das urteil gut und schlecht zugleich?

das urteil kann nichts für die komplexe rechtslage. die richter und geschworenen haben alles abgewogen, und alles hörte sich mehr als plausibel an. sie haben auch (wohl taktisch-absichtlich) einige, ganz wenige mildernde umstände gelten lassen und die strafe "nur" auf lebenslang gesetzt, (also keine besondere schwere der schuld) - und das alles aber wegen glasklarer 3 heimtückischer morde. (nur die "niederträchtigen beweggründe" seien 66 jahre nach der tat schwer aufzubröseln.)

und?

es ist vielleicht alles gut, wie es ist. oberstaatsanwalt maaß meinte später draußen, bei den interviews, wenn es (zeitlich) ohne den europäischen gerichtshof abginge, dann könnte mit etwas glück die BGH-entscheidung in der revision schon ende des jahres vorliegen. aber soll man auf so ein glück hoffen? als rechtsrealist? ein BGH-urteil wird boere nicht in haft bringen, wenn dann der EGH noch dranhängt.

wir heißen euch hoffen.

ich sehe das alles nicht. ich sehe die jahre vorbeistreichen. boere lebt weiter im altersheim. er hat nichts wirklich bereut, nichts wirklich dazu ausgesprochen und gesagt, schon ja nicht an die angehörigen. es ist traurig.

eine vertane chance?

das meinten die richter (vorgetragen wurde vom vorsitzenden der kammer, gerd nohl) auch - mit bedauern. mehrfach gar: dieser prozess war eine vertane chance, weil einer der täter von einst, der nun noch LIVE und vor aller welt (so) viel zu unserem wissen über motive und absichten der SS-täterschaft und des NS-denksystems hätte beitragen können, nichts gesagt hat. fast nichts. aber eigentlich: nichts!

das aber wiederum könnte man auch den anwälten ankreiden, die diesen eher ungebildeten menschen "geführt" haben.

sicher, das ist wohl alles prozesstaktik. am meisten ärgert mich, wenn boeres anwälte berühmt werden, weil sie einen widerspruch zwischen artikel 50 der grundrechtecharta und § 54 SDÜ entdecken ... aber boere zugleich munter und vollkommen uninhaftiert im altersheim den scherzkeks abgeben darf. das ist nicht zu fassen.

nichts ist zu fassen!

immerhin hat man boere gefasst, aufgespürt, verhaftet: in deutschland, wo er "unbescholten" vor sich hin lebte. damals. in den 80ern. das war ja auch schon eine leistung (dank an die niederländischen journalisten, die das hervorbrachten). der prozess selbst auch ist eine leistung. dieser neue prozess, 66 jahre nach der tat. endlich. und die strafe "lebenslang" auch.

also doch noch versöhnlich?

alles ist jedoch alles andere als perfekt. - aber immerhin hat man das gefühl, die deutsche justiz hat nun einige lektionen aus ihrer eigenen versagensgeschichte gelernt. kompliment an das weise, sachliche gericht und an die selbstbewusste nebenklage. kompliment an die besonnen-kluge staatsanwaltschaft aus dortmund (die herren maaß und brendel). sogar kompliment an die verteidigung für diesen einen "lissabon-kunstgriff", für den ich sie zugleich aber auch furchtbar verachte. (karriere ist ein problem für sich, und moral ein anderes.)

LIVE-GEDICHTE und viele Informationen zum Prozess: KLAUSENS BEIM HEINRICH-BOERE-NS-KRIEGSVERBRECHERPROZESS IN AACHEN www.klausens.com/klausens-beim-boere-ns-kriegsverbrecherprozess-in-aachen.htm


24)
klau|s|ens mit reformvorschlag an die justiz nach dem urteil lebenslang für den NS-mordtäter heinrich boere in aachen - www.klausens.com
klausens.blog.de/2010/03/24/klau-s-ens-reformvorschlag-justiz-urteil-lebenslang-ns-mordtaeter-heinrich-boere-
aachen-www-klausens-com-8235525

von klausens Pro @ Mittwoch, 24. Mär, 2010 09:52:57


klau|s|ens, was willst du da reformieren?

ich denke, heinrich boere wurde gestern verurteilt? lebenslang?

ja, wir waren doch LIVE dabei.

aber er wird die haft nicht absitzen, nicht antreten, gar nichts.

das urteil ist ja noch nicht rechtskräftig.

ich weiß: nun hat die verteidigung 1 woche zeit um revision einzulegen. dann hat sie nochmals 4 wochen zeit, um eine schriftliche begründung dafür dann abzuliefern. und das letztere, nachdem das urteil ihr schriftlich zugestellt wurde.

das sind ganz normale fristen.

dann kommt die sache zum BGH, und das kann bei glück ende des jahres zu einem urteil kommen. bei glück! danach aber geht es wohl weiter zum EGH - wohl ganz sicher. und das dauert dann weitere jahre. europa war schon immer der untergang, bezogen auf bürokratie und zeitverbrauch. die anwälte boeres frohlocken ja über diese jahre, die noch vergehen.

eben: so sind die abläufe.

ich denke, man müsste in bestimmten fällen die abläufe verkürzen.

in welchen?

das müsste man definieren. man könnte für alle noch lebenden täter aus der zeit des nationalsozialismus diese ablaufe verkürzen, beschleunigen.

du willst nicht weniger recht oder schnellrecht?

nein, nein, das nicht: ich will nur eine dringlichkeit, wie man sie von der einstweiligen verfügung kennt.

du willst also bei NS-tätern oder auch allgemein tätern, die älter als 75 jahre sind, dass alle revisionen dringlich behandelt werden und dann schneller vonstatten gehen?

so in etwa: natürlich brauchen die richter zeit zum lesen und zum diskutieren und zum bewerten, das geht nicht "zack zack", aber eine beschleunigung in bestimmten fällen, wie im fall heinrich boere, die müsste doch möglich sein.

ist heinrich boere denn so wichtig?

er ist einer der letzten: das ist sein pech und sein glück. deshalb nehmen wir ihn besonders ernst. in den 50er jahren wäre er nicht aufgefallen, weil andere, schlimmere verbrecher zu hunderttausenden herumliefen. aber heute.

was ist denn heute?

es gibt nicht mehr viele täter, und nicht mehr viele, wo es genug beweismaterial zur anklage gibt.

hast du beispiele?

man muss nur mal NOS schauen, also einen der wichtigsten fernsehsender der niederlande. die sendung vom 23.3.2010. das berühmte NOS-journaal. de.wwitv.com/index.html?de.wwitv.com/fernsehen/148.htm gestern die nachrichten also. da konnte man wieder mal 2 namen = personen hören, die in deutschland frei herumlaufen, und worüber sich die niederländer offenbar furchtbar ärgern.

du meint diesen klaas faber und diesen siert bruins.

jawohl. ich zitiere den letzten satz des nachrichtensprechers. ganz bittersüß: "en zolang de duitsers geen actie ondernemen, justitie in duitsland, hebben deze twee mannen voorlopig niets te vrezen." (und solange die deutschen nichts unternehmen, die justiz in deutschland, haben diese 2 männer vorläufig nichts zu fürchten.)

LIVE-GEDICHTE und viele Informationen zum Prozess: KLAUSENS BEIM HEINRICH-BOERE-NS-KRIEGSVERBRECHERPROZESS IN AACHEN www.klausens.com/klausens-beim-boere-ns-kriegsverbrecherprozess-in-aachen.htm


25)

klau|s|ens zum endgültigen BGH-lebenslang-urteil für den NS-verbrecher heinrich boere - www.klausens.com

@ Mittwoch, 22. Dez, 2010 11.14:49

klau|s|ens, nun hat auch der BGH entschieden.

ja, der bundesgerichtshof hat das "lebenslänglich" für heinrich boere bestätigt.

die revision seiner anwälte wurde zurückgewiesen.

gewiss: es ging um ein feinjuristisches, aber brisantes problem. das problem einer möglichen "doppelverurteilung" ... und das unter der ägide der europäischen gemeinschaft.

willst du das nun alles ausführen?

nein, wir haben eine dicke homepagesite mit LIVE-gedichten zum boere-prozess in aachen, und da gehen wir auch auf diese problematik ein:
www.klausens.com/klausens-beim-boere-ns-kriegsverbrecherprozess-in-aachen.htm

aber er ist jetzt endgültig verurteilt.

uns liegt das urteil des BGH noch nicht vor, in der genauen textfassung. es gibt aber die presseerklärung, die am 21.12. veröffentlicht wurde und sich auf die BGH-verhandlung vom 1.12.2010 bezieht, wenn ich das richtig begreife.

hast du den text der presseerklärung?

ja, hier ist der wortlaut: QUELLE: www.bundesgerichtshof.de ........ >>Bundesgerichtshof
Mitteilung der Pressestelle

Nr. 243/2010

Lebenslange Haftstrafe wegen Ermordung niederländischer Zivilisten durch ein Mitglied der deutschen Waffen-SS rechtskräftig

Das Landgericht Aachen hat einen heute 89-jährigen, ehemals niederländischen Staatsangehörigen wegen im Sommer 1944 begangener heimtückischer Tötungen dreier niederländischer Zivilisten zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.

Nach den Feststellungen des Landgerichts war der Angeklagte im Zweiten Weltkrieg sowohl Mitglied der deutschen Waffen-SS, als auch während der Besetzung der Niederlande durch die deutsche Wehrmacht Mitglied der nationalsozialistischen Bewegung der Niederlande (NSB) und Angehöriger ihres bewaffneten Arms, der sog. "Landwacht". Diese führte in enger Zusammenarbeit mit dem deutschen Sicherheitsdienst (SD) Vergeltungsmaßnahmen für Anschläge durch, die Mitglieder einer niederländischen Widerstandsbewegung gegen die deutsche Besatzungsmacht unternommen hatten. Ziel der ab Oktober 1943 unter dem Decknamen "Geheime Reichssache Silbertanne" durchgeführten Vergeltungsaktionen war es, durch die meuchlerische Tötung unschuldiger, der Widerstandsbewegung nicht angehörender Zivilisten die Widerständler und ihre Sympathisanten einzuschüchtern und in der Zivilbevölkerung ein Klima der Verunsicherung zu erzeugen. Im Rahmen solcher Racheakte erschoss der Angeklagte auf entsprechende Anordnung seines Vorgesetzten drei niederländische Bürger, deren Personalien ihm durch Mitarbeiter der deutschen SS bzw. des SD zuvor mitgeteilt worden waren.

Das Landgericht hat die drei heimtückisch durchgeführten Erschießungen rechtlich jeweils als Mord gewertet. Durch den Umstand, dass der Angeklagte wegen der Taten bereits im Jahr 1949 durch den Sondergerichtshof Amsterdam in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden war, hat es sich nicht an der Aburteilung dieser Taten gehindert gesehen; diese Strafe wurde später in eine Gefängnisstrafe umgewandelt, die der Angeklagte allerdings nicht antreten musste.

Der 2. Strafsenat des Bundesgerichtshofs hat die auf die Sachrüge gestützte Revision des Angeklagten verworfen. Der Senat hat sich in seiner Entscheidung der Rechtsauffassung des 1. Strafsenats des Bundesgerichtshofs angeschlossen (Beschluss vom 25. Oktober 2010 – 1 StR 57/10; vgl. die Pressemitteilung vom 11.11.2010, Nr. 216/2010), wonach das Verbot der Doppelbestrafung nach Art. 50 der Charta der Grundrechte der Europäischen Union nur nach Maßgabe von Art. 54 der Schengener Durchführungsvereinbarung (SDÜ) gilt, sodass es auf darauf ankommt, ob die durch das frühere Urteil verhängte Sanktion bereits vollstreckt worden ist, gerade vollstreckt wird oder nicht mehr vollstreckt werden kann. Diese Voraussetzungen waren hier nicht erfüllt, weshalb ein Verstoß gegen das Doppelbestrafungsverbot nicht gegeben war.

Beschluss vom 1. Dezember 2010 – 2 StR 420/10

Landgericht Aachen – Urteil vom 23. März 2010 – 252 Ks 45 Js 18/83

Karlsruhe, den 21. Dezember 2010

Pressestelle des Bundesgerichtshofs
76125 Karlsruhe
Telefon (0721) 159-5013
Telefax (0721) 159-5501<<

und nun?

nun gibt es die frage, ob eine revision beim europäischen gerichtshof ansteht, wovon ich ausgehe, sofern das rechtlich hier möglich ist.

und dann?

dann wird weiter gewartet.

worauf?

ob heinrich boere alias hendrik boere jemals seine strafe wird antreten müssen, wenn diese in europa hoch oben auch abgesegnet werden sollte.

das wird wohl allein an seiner gesundheit dann scheitern.

das wären dann die weiteren schlachten. es geht also um die frage: ab wann zählt lebenslang lebenslang? ab wann muss also der spruch der richter auch mal vollstreckt werden? ab welcher instanz? ... und es bleibt die frage: wenn dann alles vollstreckt werden wird, wird die gesundheit des angeklagten diese vollstreckung noch ermöglichen?

herr samuel kunz aus wachtberg bei bonn ist ja verstorben und ist so der strafverfolgung, also dem eigentlichen prozess, der wohl zu bonn eröffnet werden sollte, entronnen.

gewiss. gewiss: es gibt keinerlei gerechtigkeit, immer nur die kleinen bemühungen, eine mögliche gerechtigkeit herzustellen, und sei es nur durch einen rechtsstaatlichen prozess. den tod aber gibt es immer. als verbrechen ... und als schutz.

den tod? und den gott?

aber gott, wenn es ihn (oder sie?) denn geben sollte, hat mit der idee von "gerechtigkeit" nichts am hut. das muss man auch zu weihnachten deutlich feststellen. NOCHMALS: wenn es einen gott geben sollte, hat er mit der idee von gerechtigkeit, zumindest auf unserer profanen erde, rein gar nichts am hut.

du findest das richtig?!

gott? oder die gerechtigkeit? -- rechtsstaatliche prozesse finde ich immer richtig ... wenngleich dieser rechtsstaat auch manchem täter schon zum entschlüpfen verholfen hat. das ist der preis der rechtsstaatlichkeit. denn auch für diese gilt: absolute gerechtigkeit gibt es nicht. aber ein deutliches bemühen.


26)

klau|s|ens liest von den aktuellen gegen-hausfriedensbruch-aktivitäten des heinrich boere bzw. seiner anwälte - www.klausens.com

@ Donnerstag, 23. Dez, 2010 10.57:42

einerseits hat der BGH das urteil "lebenslang" gegen heinrich boere nun bestätigt ...

... andererseits klagt er selber nun.

beides nahezu gleichzeitig.

er klagt wegen hausfriedensbruch gegen zwei journalisten.

es ist diese idee von "undercover", die man benutzte.

man kam in das altersheim rein und filmte unter anderen voraussetzungen.

jelle visser und jan ponsen.

also: jounalisten der niederlande.

das recht ist ein weites feld.

die menschenwürde auch.

findest du?

die haben geklingelt, sind rein und haben gefilmt. haben boere überrumpelt, aber das sieht man 1000-fach in PANORAMA und REPORT und AKTE SOWIESO und wie sie alle heißen. viele sender wollen so böse menschen aufspüren: z.B. internetbetrüger. dann machen sie überraschungsbesuche und hoffen auf ein statement. gerne mit versteckter kamera. meist sieht man, bei offensichtlicher kamera, nur die zue (= geschlossene) türe oder die unwirsche hand eines betroffenen vor dem kameraobjektiv.

aber boere sprach dann. er sprach zu den journalisten der niederlande. und das wurde gefilmt. er sprach schon vom möglichen knast. alles im herbst 2009, vor dem prozess.

ach so.

ja, so war es.

man beschwerte sich über die filmerei wohl seitens boeres anwälten erst beim "Nederlandse Raad voor de Journalistiek" ... aber als da geurteilt wurde, boeres privatheit sei nicht über gebühr angetastet worden, hat man sich ans gericht gewandt.

die journalisten wurden am 21.12.2010 in amsterdam dazu verhört. offenbar als niederländische amtshilfe für das deutsche gericht, wo die sache zur anzeige gebracht wurde.

die niederländische justizbeamte dazu heißt ruth gorissen. siehe auch den artikel der washington post, der sich auf AP-material aus berlin, und zwar von dem journalisten jürgen (oder juergen) baetz (oder bätz) bezieht. www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2010/12/21/AR2010122102379.html

nun aber der NOS-kurzbericht auf niederländisch:

"Toegevoegd: dinsdag 21 dec 2010, 10:57

De Nederlandse oorlogsmisdadiger Heinrich Boere klaagt twee verslaggevers van de TROS aan, omdat ze hem stiekem hebben gefilmd.

De journalisten worden vandaag in Amsterdam verhoord op verzoek van Boere, die al meer dan zestig jaar in Duitsland woont. De Duitse justitie heeft de Amsterdamse politie gevraagd om rechtshulp.
Verborgen camera

De twee verslaggevers van EenVandaag, Jelle Visser en Jan Ponsen, filmden de 89-jarige Boere vorig jaar met een verborgen camera in een bejaardenhuis in Duitsland. Visser en Ponsen worden nu aangeklaagd voor schending van de vertrouwelijkheid van het woord.

Boere klaagde eerst bij de Nederlandse Raad voor de Journalistiek, maar die oordeelde dat de Boeres privacy niet onrevenredig was aangetast.
Levenslang

Heinrich Boere was in de oorlog lid van het SS-moordcommando Feldmeijer. In die hoedanigheid schoot hij drie Nederlandse burgers dood.

Eerder dit jaar werd hij hiervoor veroordeeld tot levenslang, maar mocht zijn verzoek tot beroep in vrijheid afwachten vanwege zijn zwakke gezondheid. Het Federale Hof in Karlsruhe verwierp het beroep gisteren." QUELLE: nos.nl/artikel/206713-heinrich-boere-klaagt-trosverslaggevers-aan.htmlNOS

was sagen wir dazu?

nichts. wir wollen erst einmal wissen, ob boere nun nach dem BGH-finale (revision der boere-anwälte abgewiesen) auch in haft kommen wird ... oder ob noch rechtsmittel, z.b. beim europäischen gerichtshof, davor liegen. (die gesundheitsfrage ist natürlich der zweite fragenkomplex zum thema strafantritt.)


27)

klau|s|ens hört: der verurteilte NS-verbrecher heinrich bzw. hendrik boere muss haft nun antreten - www.klausens.com

@ Freitag, 09. Sep, 2011 10.39:51

klau|s|ens, heinrich boere muss nun in den knast.

er ist ein alter mann. man wusste es nicht, ob er als gesund genug angesehen wird, um noch als recht alter mann ins gefängnis zu gehen. - doch in seinem fall gilt: er soll die haft wohl antreten.

wie lange die dinge dauern.

da waren die hinterhältigen morde im jahr 1944. voller gemeinheit, voller heimtücke.

wegen drei morden hat man ihn zuletzt verurteilt: 2009. in aachen. lebenslang.

im oktober 2010 hat der BGH die revision abgelehnt - damit war das urteil auch rechtskräftig.

und nun, im september 2011 entnimmt man einer meldung der "aachener nachrichten", dass boere in haft soll, weil der oder die gutachter ihn für haftfähig erklärten.

man habe auch eine haftanstalt gefunden.

das soll die staatsanwaltschaft aachen der zeitung mitgeteilt haben.

damit kommt boere (bald?) in haft.  ich erinnere an den prozess: www.klausens.com/klausens-beim-boere-ns-kriegsverbrecherprozess-in-aachen.htm

damit hätten wir nicht gerechnet, weil doch die meisten alten täter dann der haft entkommen. meist mit verweis auf die gesundheit. boere müsste 89 jahre jetzt sein. er wird ende september 90.

es ist so seltsam, dass heinrich alias hendrik boere einerseits ein mörder ist, mindestens ein dreifacher mörder ... und man natürlich will, dass jeder mörder für seine taten zur rechenschaft gezogen wird ...

... es aber andererseits viele mörder gibt, NS-mörder, sehr grausame auch - zumal solche, die nur von oben die befehle erteilten ...

... die solch einer strafe nie zugeführt wurden.

so widersinnig und seltsam kommt das leben daher: die einen täter werden auch nach jahren noch der justiz zugeführt, ja, sie müssen sogar auch die haft antreten ...

... die anderen täter haben damit nie etwas zu tun gehabt. es gibt immer noch welche, die nach verbrechen der periode 1933 bis 1945 noch munter (?)  leben, irgendwo, versteckt, andere identität, ohne haft, ohne strafverfahren, ohne alles. freie (?) menschen. wahrscheinlich kennen viele dieser täter auch keine schuldgefühle. vielleicht schlafen sie nachts gut durch.

für heinrich boere wird sich letztendlich nicht viel ändern.

warum?

ich denke, dass er in seinem zustand in einem altersheim genauso frei oder unfrei leben wird wie nun bald in einer haftanstalt. er verlässt eh nie das heim in eschweiler, soweit man weiß. er hat auch keine angehörigen.

das zeichnet unsere humane welt ja auch aus: trotz der erwiesenen schuld gehen wir mit den tätern ganz anders um, als sie es jemals mit den opfern taten. der knast ist gefangenschaft. aber diese gefangenschaft ist "anständig", auf eine gewisse art.

ich weiß. das ist grund zur freude. etwas gerechtigkeit wurde erlangt. ein mörder tritt die haft an. die welt ist nun etwas gerade gerückt.

man hätte aber alle finden wollen, zumal die ganz oben. in libyen wird es nicht anders sein: ein teil entkommt, ein teil wird gefasst. gerechtigkeit ist eine künstlich erdachte dimension des menschen, aber keine des kosmos.

zumal "gerechtigkeit" immer nur teilweise eintritt. in syrien sind die täter noch beim töten. da sind die dinge noch in der phase des aktiven verbrechens.

klausens-k-werk-kunstwerk-heinrich-boere-geht-ins-gefaengnis-9-9-2011
www.blog.de/media/photo/klausens_k_werk_kunstwerk_heinrich_boere_geht_ins_gefaengnis_9_9_2011/5853562



28)

klau|s|ens hört vom haftantritt des NS-täters heinrich boere - www.klausens.com

@ Freitag, 16. Dez, 2011 10.04:23

klau|s|ens, nun sitzt er ein!

einer der letzten NS-täter, die noch vor gericht kamen. es gab den demjanjuk-prozess in münchen und den boere-prozess in aachen. 2009 war das.

den prozess zu aachen haben wir vor ort und live verfolgt. www.klausens.com/klausens-beim-boere-ns-kriegsverbrecherprozess-in-aachen.htm sowie
klausens-und-die-blog-eintraege-zum-heinrich-boere-prozess.htm

ja, ein prozess fast nur nach aktenlage und bezogen auf geschriebene dokumente, weil die meisten zeitzeugen nicht mehr lebten.

das urteil "lebenslänglich" war dennoch konsequent und der beweislage entsprechend.

Prozesstage: 1) 28.10.2009, Mittwoch - 2) 2.11.2009, Montag - 3) 10.11.2009, Dienstag - 4) 23.11.2009, Montag - 5) 27.11.2009, Freitag - 6) 1.12.2009, Dienstag - 7) 3.12.2009, Donnerstag - 8) 8.12.2009, Dienstag - 9) 11.12.2009, Freitag - 10) 15.12.2009, Dienstag, - 11) 18.12.2009, Freitag - 12) 8.1.2010, Freitag - 13) 15.1.2010, Freitag, erst um 13.00 Uhr - und ausnahmsweise in Saal 0.009 - 14) 28.1.2010, Donnerstag - 15) 4.2.2010, Donnerstag - 16) 19.2.2010, Freitag - 17) 23.2.2010, Dienstag - 18) 2.3.2010, Dienstag - 19) 16.3.2010, Dienstag - 20) 23.3.2010, Dienstag, Urteil: LEBENSLANG (aber keine besondere Schwere der Schuld) wegen heimtückischen Mordes in 3 Fällen - Die Verteidigung hat Revision beim BGH eingereicht. Im Dezember 2010 wurde die Revision abgewiesen. Das Urteil ist rechtskräftig. Siehe: Beschluss vom 1. Dezember 2010 – 2 StR 420/10 - September 2011: Aachener Staatsanwaltschaft teilt mit, dass Boere seine Haft antreten soll und nicht als haftunfähig gilt. Ein Gutachter erklärte den 89-Jährigen für „prinzipiell haftfähig“, wie die „Aachener Nachrichten“ berichteten. - 27. Oktober 2011: dpa berichtet, dass die Haft näher rückt: "Nach Angaben des NRW-Justizministeriums gibt es landesweit 63 Haft-Pflegeplätze. Davon befinden sich 34 im Justizvollzugskrankenhaus Fröndenberg (Kreis Unna) und 29 in der JVA Hövelhof (Kreis Paderborn)." – 15.12.2011: Laut Presseberichten, die sich auf die Staatsanwaltschaft Aachen berufen, hat Boere am 14.12.2011 in einer Spezialhaftanstalt / einem Justizvollzugs-Krankenhaus Nordrhein-Westfalens seine Haft angetreten.

nun ist heinrich boere // hendrik boere aber schon 90 jahre.

das ändert nichts. man musste befürchten, dass er seine haft nicht würde antreten müssen. es gibt ja immer varianten, die einen haftantritt unmöglich machen. (hier war es u.a. die zwingende suche nach einem freien, speziellen haftplatz für den kranken mann.)

so kam es aber nicht. kein grund, die haft auszusetzen, kam hinzu. die krankheit wurde für boere kein schutz. (obwohl er im prozess sich auf diese krankheit berief bzw. seine anwälte. das machte den prozess ja schon schwierig. schon die kürzere dauer der prozesstage war dadurch bedingt.)

es wurde nun rundert anderthalb jahre nach dem urteil endlich ein haftplatz frei, in einer dieser sonderhaftanstalten für menschen, die pflegebedürftig sind. in NRW.

das ist heinrich boere: pflegebedürftig. körperlich. - psychisch ist es ein extra problem, weil der mann vor gericht nichts und gar nichts zugegeben hat. die übliche tragik vieler NS-täter: die tragik des leugnens und des sich-unschuldig-gebens. (verbrecher wie speer haben sich so, im leugnen, ganz neu erfunden ... und es wurde ihnen sogar auch noch von der gesellschaft abgenommen.)

eine humane gesellschaft will nicht rache, sondern strafe. sie bleibt aber bei und um diese strafe selbst human.

warum?

weil die gesellschaft so hofft, auch in die generationen danach einwirken zu können. eine gerechte strafe bei rechtsstaatlichen umständen ist das sauberste und ehrlichste und klügste, was man machen kann.

dennoch gibt es (immer noch) neonazis, gerade im bereich aachen-land. kameradschaften. (die haben auch teilweise dem prozess beigewohnt.) alle diese schlimmen dinge. gewalt und terror sterben nicht aus.

es wäre naiv zu meinen, man könnte "den guten" menschen nun herbeierziehen, indem man eine rechtsstaatliche gesellschaft fordert und fördert. aber wir können vieler solcher besseren menschen großwachsen sehen, die eine solche gesellschaft noch mehr implantieren und dann auch gegen diejenigen verteidigen, die alles mal schnell für willkürsysteme und -handlungen abschaffen wollen.

heinrich boeres taten aber waren verbrechen.

gewiss, man hat andersdenkende im auftrag und für den nationalsozialismus kalt aus dem wege geräumt. sie abgeholt und sie erschossen. das war eine beseitigung von menschen, die bestimmten herrschenden damals nicht gepasst haben. die niederlande waren ja von deutschen besetzt. aber in den niederlanden selbst gab es genügend menschen, die ebenfalls nazistisch dachten, wobei man boere schon fast als einen deutsch-niederländer eingruppieren könnte.

wir wollen aber eine bessere welt.

das wollte jesus wohl auch schon. (oder nicht? es ist alles so komplex!)

hauptsache: boere ist in haft!

ja, ein kleiner lichtstreif. die tat bleibt nicht folgenlos. das verbrechen wird nach jahrzehnten noch verfolgt. für mord gibt es keine verjährung. aber wie viele andere bösmenschen und schlimmtuer sind gerechten strafen entkommen? insofern ist gerechtigkeit ein wort, dass auch nichts (oder alles) aussagt über den irrsinn menschlicher existenz.

schon morgen kann dich jemand abknallen. es kann ein mörder um des geldes willen sein, ein mörder um der lust willen, ein mörder um des amoklaufens willen (lüttich) und ein mörder um der rechten gesinnung willen. - wir könnten noch mehr aufzählen, lassen das aber.

boere ist in haft. das zählt. es wird den hinterbliebenen der opfer etwas genugtuung verschaffen.

wenn alle täter am ende auch in haft kommen, dann werden es sich die neutäter vielleicht 2 x überlegen.

vielleicht. vielleicht auch nicht. denn aktuell sprechen wir ja über eine sogenannte NSU, die kalt und heimtückisch ausländisch-inländische menschen abräumte. wo ist da deine logik?!

in meinem denken gibt es keine logik. sorry, ich bin eben nur ein mensch. jeder mensch ist per se auch ein möglicher täter.

jeder mensch ist ein prinzipieller täter. deshalb hüte ich mich ja vor dir, zweitklausens.

29)

klau|s|ens zum nachspiel zum heinrich-boere-prozess vor dem amtsgericht eschweiler - www.klausens.com

@ Samstag, 11. Feb, 2012 11.26:03

klau|s|ens, der NS-täter heinrich (hendrik) boere war (gedanklich) wieder präsent, obwohl er verurteilt ist ... und nun in haft ist.

es gab das nachspiel zum lebenslänglich für heinrich (hendrik) boere, den mörder.

die anwälte boeres zogen vor das amtsgericht, weil einst (2009) niederländische journalisten ihn mit verdeckter kamera gefilmt hatten. in seinem altersheim zu eschweiler ... und die gespräche mit ihm auch noch geheim aufgezeichnet hatten.

es ist die klassische frage: was darf wie bearbeitet werden? wie weit dürfen journalisten gehen? es ist eine ewige güterabwägung: da die mordtaten, dort die deutsche justiz, die bei der aburteilung nicht nachkam, dann der täter, der jahrzehntelang unbelangt in deutschland lebte. und nun die zwei niederländischen journalisten, die die dinge durch ihre recherche richtig in gang brachten.

aber sie wurden freigesprochen.

zum glück für die deutsche justiz. zum glück. - aber es geht immer um den wert der persönlichkeitsrechte und dann um den wert der interessen der gesellschaft. beides ist immer abzuwägen, fall für fall. das gericht in eschweiler wiederum ging einen umweg über den "verbotsirrtum", wonach den beiden journalisten nicht bewusst war, dass tonaufzeichnungen ohne einwilligung unrechtlich sind. die journalisten sind nach ansicht des gerichtes irrtümlich davon ausgegangen, dass das öffentliche interesse höher zu bewerten sei als die vertraulichkeit. das ist schon eine sehr gedrechselte winkelei, die den journalisten zwar nützt, hinsichtlich des freispruches, aber einen doch verwundert. es ist keine klarlegung, dass man in bestimmten fällen das persönlichkeitsrecht außer acht lassen muss, weil die überführung der NS-täterschaft dann das höhere gut ist. das hat ja auch der DJV, der deutsche journalistenverband, daran bemäkelt.

ich denke auch, als nichtjurist: hier war der gedanke, dass es sich um einen (schlimmen) zeitzeugen der geschichte handelt, bei boere, der größere und wichtigere aspekt als dessen zu schützende persönlichkeit. deshalb durften die journalisten auch illegal filmaufnahmen machen. es war richtig so.

es ist gut so, es ist gut. es gibt kein "reines" leben für journalisten. wenn man den journalisten alle kanäle der recherche verschließt, dann können diese gar nichts enthüllen.

aber du willst doch auch nicht, dass journalisten dich so ungefragt abfilmen und das veröffentlichen.

gewiss, ich habe aber auch keine solch gewaltigen verbrechen wie heinrich boere begangen. und: denke doch nur an die eichmann-entführung oder an die barbie-aufdeckungs-geschichte durch das ehepaar klarsfeld. wir hatten diese fragen schon öfter, auf ungleich höherem level als jetzt bei diesen journalisten der niederlande, denen wir an dieser stelle für ihr tun danken: jan ponsen und jelle visser.

ja, es war gut, dass so die dinge um den prozess heinrich boere durch diese versteckt-im-altersheim-filmen-aktion richtig in gang kamen.

und es war gut, dass das amtsgericht eschweiler diese beiden journalisten am 9.2.2012 freisprach. (wengleich die begründung diskussionswürdig ist: paragraf 17 des strafgesetzbuches zum verbotsirrtum: "Fehlt dem Täter bei Begehung der Tat die Einsicht, Unrecht zu tun, so handelt er ohne Schuld, wenn er diesen Irrtum nicht vermeiden konnte.")

das freisprechen der journalisten war "gut" im sinne einer aufarbeitung der NS-vergangenheit. in deutschland und (im falle boeres) ... sowohl in deutschland als auch in den niederlanden, weil boere für beide nationen steht.

aber wie peinsam für die boere-anwälte, die sich selber öffentlichkeit verschafften ... mit so einer unnötigen anklage.

gewiss, die anwälte boeres haben alles wieder in ein seltsames licht gerückt. sie hätten die beiden journalisten nie anzeigen müssen.

jedoch: unabhängig von eschweiler. es bleibt der prozess gegen boere und das urteil. der boere-prozess, einer der letzten gegen NS-täter auf deutschem boden, zusammen mit dem demjanjuk-prozess in münchen.

es bleiben unsere LIVE-gedichte zum BOERE-PROZESS

und es bleiben die letzten NS-täter, die man überhaupt noch vor gericht bringen könnte.

ich weiß: OPERATION: LAST CHANCE www.operationlastchance.org/ abgerufen heute, am 11.2.2012:

"OPERATION: LAST CHANCE is a campaign to bring remaining Nazi war criminals to justice by offering financial rewards for information leading to their arrest and conviction. To date the initiative has been launched in Germany, Lithuania, Latvia, Estonia, Poland, Romania, Austria, Croatia, and Hungary.

Operation: Last Chance is a joint project of the Simon Wiesenthal Center and Targum Shlishi Foundation.

Operation Last Chance II hotline
in Germany (01573) 494-7307"

"LATEST NEWS

February 7, 2012 -- Two Dutch reporters have been ordered to appear in a German court this week, following a complaint from a 90-year-old convicted Nazi war criminal who claims that the journalists violated his privacy by using a hidden camera to record an interview with him more...

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February 1, 2012 -- Jelle Visser ist wild entschlossen. Stolz und Trotz klingen aus seiner Stimme: „Dass wir eine hohe Geldstrafe zahlen, kommt nicht in Frage – dann gehen wir eben lieber ins Gefängnis.“ Es klingt wie: Sollen doch alle sehen, bei welchen Vergehen die deutsche Justiz spurt – und bei welchen Verbrechen nicht more...

January 29, 2012 -- “ Nel 2002, il Centro Simon Wiesenthal Israel (SWC) e la Fondazione Targum Shlishi di Miami, Florida, hanno lanciato l’ < Operazione Ultima Speranza> (OLC), per facilitare la cattura dei criminali di guerra nazisti, soprattutto nell’Europa post comunista more...

January 27, 2012 -- Kis híján botrányba fulladt az újvidéki vérengzés évfordulója alkalmából rendezett megemlékezés, amikor a szerb ortodox egyház kóristáinak öltözött biztonsági emberek fizikai erővel tartották távol a rendezvénytől az újvidéki képviselő-testület elnökét, Alexandar Jovánovicsot more...

January 27, 2012 -- Naziverbrecher jagen – Operation Letzte Chance. Manfred Gerstenfeld interviewt Efraim Zuroff (direkt vom Autor) more...

January 26, 2012 -- La segunda última oportunidad para juzgar a los cómplices del Holocausto more...

January 26, 2012 -- The director of the Jerusalem-based Simon Wiesenthal Center also called for a speedy termination of the cases underway more...

January 26, 2012 -- Interview Series for Holocaust Remembrance Day: Ephraim Zuroff, Dir. of Wiesenthal Center:"We focused significant attention on the very important role played by the Nazis' local helpers." more..."




Nun gepostet auf der Plattform WORDPRESS. klausens.wordpress.com, die Plattform blog.de, blog mit einem g, wurde übrigens ebenfalls geschlossen.

30)



https://klausens.wordpress.com/2013/12/04/klausens-erfahrt-vom-in-haft-tod-des-ns-taters-heinrich-boere-www-klausens-com/


klau|s|ens erfährt vom in-haft-tod des NS-täters heinrich boere – www.klausens.com


Veröffentlicht am Dezember 4, 2013 | Hinterlasse einen Kommentar


klau|s|ens, der täter-mann boere ist nun tot.


am 1.12.2013 ist er im justizvollzugskrankenhaus fröndenberg (kreis unna) verstorben. (die BILD wusste es als erstes.)


damit ist eines der letzten kapitel der NS-verbrechensaufarbeitung deutscher justiz abgeschlossen. so viele NS-prozesse wird es wegen des alters der noch beschuldigten nicht mehr geben.


eben: er (boere) wurde aber noch verurteilt, schlussendlich, jahrzehnte nach der tat.


er musste die haft antreten. er kam ins krankenhaus, wegen seiner gebrechlichkeit und seines alters.


und er ist im alter von 92 jahren im haftkrankenhaus verstorben.


man spürt eigentlich keine genugtuung, sondern es ist eher wie ein „aha! –so kann es auch gehen!“


viele täter kamen frei, wurden nicht belangt, entkamen. und zu viele lebten in der bundesrepublik dann noch weiter.


zu viele täter entkamen der justiz.


erst spät hat diese deutsche justiz bzw. bestimmte personen in diesem apparat begriffen, dass es anders werden muss. mit der verfolgung von NS-tätern.


der deutsche mief wurde nicht besser, dieser nachkriegsmief.


aber diese verurteilung von heinrich (hendrik) boere, das war sinnvoll und richtig.


sein tod in der haft konsequent: mit 92 jahren.


man hätte in den kopf von boere hineinschauen wollen … und ob heinrich boere sich dann im haftkrankenhaus irgendetwas zu seinem früheren leben und zu seinen verbrechen gedacht haben möge.


das könnten nur wärter und pfleger wissen, wenn überhaupt. (dann müsste er mit denen gesprochen haben.)


boere ist jedenfalls tot. die LIVE-gedichte vom prozess in aachen bleiben.

wie und wo wird so ein mensch dann beerdigt? anonym?





Siehe zum Prozess: http://www.klausens.com/klausens-beim-boere-ns-kriegsverbrecherprozess-in-aachen.htm

##########

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Justizgedichte beginnen z. B. da, wo

                       Klau|s|ens mit seinen Prozess-LIVE-Gedichten (vor Ort war er) zum Michaela-G.-Prozess (2006) in Bonn anfing. Und mit

den Gedichten zum Siegburger Foltermord (2007) oder dem Bonner "Ehrenmord"-Prozess (2007/2008) oder dem Aachener Heinrich-Boere-NS-Kriegsverbrecherprozess (2009/2010) weitermachte. Und auch Der große Kölner Kunstfälscherprozess ||| u. a. gegen Beltracchi
(2011), zudem auch der Oppenheim-Prozess = Oppenheimprozess

                            (2013 bis 2015) sowie der LOVEPARADEPROZESS

(2018) sowie der PROZESS GEGEN den KZ-Wachmann in STUTTHOF (Prozess war in Münster) (2018) gehören dazu. Ebenso der Prozess um die Tötung der Trudel Ulmen (2012). Klausens inhaliert Justizgeschehen, um es dichtend-kritisch wieder "auszudrücken".






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